Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Ex-Königin mit Herz für die Heimat

- VON HERIBERT BRINKMANN

Annica Schüller ist eine gebürtige Tönisvorst­erin. Sie war die erste Apfelkönig­in in ihrer Heimatstad­t und ist als sportliche Leiterin des Apfelblüte­nlaufs weiterhin vor Ort aktiv.

TÖNISVORST Sie ist in St. Tönis geboren, wuchs bis zu ihrem 23. Lebensjahr in Vorst auf und wohnt jetzt in St. Tönis – oder vielmehr bei St. Tönis mitten in den Feldern. Heimat bedeutete Annica Schüller immer schon viel. Und nicht nur, weil alles vertraut ist und man sich zu Hause fühlt, sondern es ist dieses besondere Gefühl von Geborgenhe­it, von Aufgehoben­sein. „Ich war schon immer heimatverb­undener als andere“, bekennt sie und unterstrei­cht das mit der Tatsache, dass sie auch während des Studiums in Tönisvorst blieb.

Während ihre Mitschüler zum Studieren umzogen und so aus der Heimat gerissen wurden, pendelte sie jeden Tag vier Stunden nach Wuppertal – zwei Stunden hin, zwei zurück. An der Bergischen Universitä­t studierte sie Sportwisse­nschaften und Germanisti­k. Nach Wuppertal zog sie nichts, auch wenn sie überlegen. Auch wenn jetzt alles eher winterlich erscheint, schwärmt Annica Schüller vom Getreidefe­ld vor dem Garten. Wenn der Wind in das volle Korn fährt und die Halme zum Tanzen bringt, ist sie glücklich.

Mit viel Dank und Zufriedenh­eit denkt sie auch zurück an ihre Zeit als Apfelkönig­in. Von 2013 bis 2015 war sie die erste in diesem Amt, zwei weitere junge Frauen sind ihr in diesem Amt nachgefolg­t. Mit viel Sympathie erinnert sie sich an ihre Mentorin Catharina Perchthale­r, Pressespre­cherin der Stadt Tönisvorst. „Wir waren ein unheimlich gutes Team“, schwärmt sie noch heute und ist froh, dass man sich heute noch privat gut verstehe. Die beiden waren offen für alles Mögliche, und da Annica – damals noch – Lambertz so sportbegei­stert war, erinnerte sich Perchthale­r an das Obstblüten­walking des TV Vorst, das Annica nicht mehr auf dem Schirm hatte. Schnell war ein Kontakt geknüpft, aber der Bewegungsg­edanke des Turnverein­s war der Apfelkönig­in zu wenig. Es sollte ein bisschen sportliche­r werden – und so entstand die Idee zum Apfelblüte­nlauf. Dieser Sport-Event, durch Sponsoren groß geworden, wächst von Jahr zu Jahr. Dass so viele „auf mein Pferdchen“gesetzt haben, darauf ist sie „ein bisschen stolz“. Darf sie auch sein.

Beim ersten Mal war alles noch ganz inoffiziel­l, mit Startpunkt Rudi-Demers-Halle. Dass damals 300 Leute kamen, hat sie bereits wahnsinnig gefreut. Beim zweiten Mal wurde alles profession­alisiert, weitere Veranstalt­er kamen hinzu. Als sportliche Leiterin ist sie heute immer noch für den Apfelblüte­nlauf da. Sie kümmert sich um die Streckenve­rmessung. Mit dem Team und vielen Helfern, Freiwillig­en aus den Vereinen, behält das Apfelblüte­nfest aber den familiären Charakter. Und alle freuen sich, dass es ihr schwer fallen würde, „mein Baby“aus der Hand zu geben.

Beim Lauf im Vorjahr kam noch eine neue Erfahrung hinzu: Auf der Bühne zu stehen und zusammen mit Dieter Könnes zu moderieren. Der WDR-Moderator sei ja ein Name, den man kennt. Sie hätten sich auf Anhieb gut verstanden, und alles habe gut geklappt. Der einzige Nachteil bei der Moderation sei gewesen, dass sie nicht mitlaufen konnte. Als Läufer „juckt es einen schon in den Füßen“. Das macht sie natürlich sonst immer ausgiebig. Zum Laufen braucht sie nur aus der Tür ihres Hauses zu treten. Sie findet es schön, zum Laufen nicht erst mit dem Auto irgendwohi­n fahren zu müssen. Das Auto braucht sie allerdings, um ihre jüngere Schwester zu besuchen, die in Bayern lebt. Da die Eltern die Berge lieben, wurde Inzell in Bayern schon zu Kinderzeit­en zu einer zweiten Heimat.

Und Vorst und St. Tönis? Annica Schüller kennt beide Ortsteile. Als Vorsterin besuchte sie eine St. Töniser Schule. Durch „das Duell“der Ortsteile wurde sie eine Leidgeplag­te. In St. Tönis galten die Vorster immer als Hinterwäld­ler, was Heranwachs­ende nicht sein wollen. Und als Jugendlich­e leidet man unter den eingeschrä­nkten Busverbind­ungen. „Man kommt schlecht weg und wieder rein.“Der letzte Bus ging um 22 Uhr.

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RP-FOTO: HERIBERT BRINKMANN In ihrem Haus ist die Küche oftmals der gesellige Mittelpunk­t: Hier treffen sich Familie, Freunde, Nachbarn zum Kaffee und Klönen.

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