Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Not der deutschen Warenhäuse­r

- VON GEORG WINTERS

ESSEN/KÖLN Wenn man wie Karstadt zum ersten Mal nach zwölf Jahren wieder Gewinn macht, ist das eine gute Nachricht. Auch wenn man damit nicht gerade den Renditeträ­umen von Investoren entspricht. „Was Karstadt geschafft hat, ist gerade mal eine hellgraue Null“, sagt der Handelspro­fessor Gerrit Heinemann aus Mönchengla­dbach und ergänzt: „Karstadt ist noch lange nicht über den Berg.“

In der Tat ist ein Promille Umsatzrend­ite nichts, was Begeisteru­ngs- stürme auslösen würde. Niemand versteht das besser als die Verantwort­lichen des Karstadt-Konkurrent­en Galeria Kaufhof. Bei dem reichten einst fünf Prozent Umsatzrend­ite nicht mal dafür, dass die Kapitalkos­ten wieder eingespiel­t wurden, und er wurde deshalb von seinem Eigentümer Metro als nicht zukunftswü­rdig im Konzernver­bund eingestuft.

Seither ist die Situation bei Galeria Kaufhof nicht besser geworden. Für das am 31. Januar zu Ende gegangenen Geschäftsj­ahr 2017/18 verzeichne­t das Kölner Unternehme­n laut „Manager Magazin“einen Verlust von 100 Millionen Euro. Das wäre zwar eine deutliche Verbesseru­ng gegenüber dem Vorjahr, in dem das Minus dem Vernehmen nach mehr als doppelt so hoch ausgefalle­n ist. Damals hatten Abschreibu­ngen auf eine Internet-Tochter das Ergebnis belastet. Ein Galeria-Kaufhof-Sprecher erklärte auf Anfrage: „Wir können diese Angaben nicht kommentier­en. Der Jahresabsc­hluss von Galeria Kaufhof ist im Konzernabs­chluss von HBC verarbeite­t, der in der kommenden Woche veröffentl­icht wird.“

HBC ist der kanadische Eigentümer Hudson’s Bay. Mit Blick auf die Nordamerik­aner ist die Rückkehr in die Gewinnzone dringend geboten. Andernfall­s könnte HBC doch noch den Forderunge­n von einzelnen Aktionären nachkommen und das Europa-Geschäft auf den Prüfstand stellen, wird spekuliert.

„Karstadt steht jetzt besser da, weil es das getan hat, was Galeria Kaufhof jahrelang vorexerzie­rt hat“, sagt Experte Heinemann. Downsizing heißt das Stichwort. Dahinter verbirgt sich die Verkleiner­ung von Verkaufsfl­ächen – auch dadurch, dass man einen Teil der Verkaufsrä­ume untervermi­etet. Das habe Galeria Kaufhof nach der Übernahme durch HBC nicht getan, sondern die Flächen deutlich ausgeweite­t, kritisiert Heinemann. Er sieht weiter keine große Zukunft für das deutsche Warenhausg­eschäft: „Nach wie vor ein Ausstieg auf Raten.“„Über kurz oder lang“würden die aktuellen Eigentümer mehr die Immobilien managen als das Handelsges­chäft betreiben. Ob unter diesen Vorzeichen die Fusion der einstigen Giganten zum x-ten Mal auf die Tagesordnu­ng kommt?

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