Rheinische Post Krefeld Kempen

Raffael tut Borussia gut

- VON KARSTEN KELLERMANN

Beim 3:3 gegen Hoffenheim zeigten die 20 Minuten, in denen der Brasiliane­r spielte, wichtig er ist.

Wahrschein­lich war es Zufall. Vielleicht aber auch nicht. Raffael, den seinen Kollegen hochachtun­gsvoll „Maestro“nennen, war zwei Minuten auf dem Platz als Lars Stindl seine Torflaute nach 1506 Pflichtspi­elminuten beendete. Raffael stand nicht weit weg vom Kapitän, als dieser den Ball von Jonas Hofmann mitnahm und dann mit der Innenseite ins Tor schob. So einfach sah das aus, doch in den Wochen zuvor war es so unendlich schwer gewesen für Stindl.

Raffael hat nichts direkt zu tun gehabt mit dieser Szene, doch er war eben da, in der Nähe, eine Option für den Ballführen­den, ein Magnet für die Hoffenheim­er Verteidige­r. Vielleicht hat Raffaels pure Anwesenhei­t Stindl den nötigen Freiraum gegeben in der Szene, weil er die Aufmerksam­keit des Gegners auch auf sich zog. Jeder in der Bundesliga kennt Raffaels Qualitäten und jeder Verteidige­r weiß, dass man den schmalen Brasiliane­r nie aus den Augen lassen darf. Wie in der letzten Minute, als er nach Hofmanns Ecke im Strafraum den Ball bekam, quer vor dem Tor her passte zu Matthias Ginter, der dann zum 3:3 einschob. Zuvor hatte er auch Stindl den Ball serviert, der konnte die Chance aber nicht nutzen.

Die Frage war nun: Was macht Raffaels Wade? Schließlic­h war er schon zweimal zurückgeke­hrt ins Spiel, doch zweimal war es zu früh, die Schmerzen kamen zurück. Nun ist die erste Trainingsw­oche nach dem Hoffenheim-Spiel fast vorüber und Raffael spürt nichts. „Es geht mir gut“, sagt er und sein Blick zeigt, wie erleichter­t der 32-Jährige ist. Es scheint, als komme endlich wieder Normalität in sein Berufslebe­n. „Ich will wieder spielen“, sagt er und lächelt. Raffaels Ziel ist es, die Länderspie­lpause zu nutzen, um am Ostersonnt­ag gegen Mainz wieder bereit zu sein für die Startelf. „Gegen Hoffenheim waren die 20 Minuten das Limit“, gesteht er. Die nutzte Trainer Dieter Hecking voll aus. Raffaels Bilanz zeigte, warum er wichtig für das Team ist: In der Zeit, in der er auf dem Rasen stand, erzielte Borussia zwei Tore, eines davon bereitete er selbst vor. Es war sein zweiter Assist in dieser Saison. Sieben Tore hat er gemacht in 20 Spielen, das sind exakt die Werte, die er in der vergangene­n Saison am Ende hatte: 20 Spiele und sieben Tore. Dass er seine Torbilanz bis zum Ende der Spielzeit ausbauen und möglichst zum vierten Mal in seinen fünften Spielzeite­n als Borusse eine zweistelli­ge Torzahl produziere­n will, ist klar. Raffael ist der effiziente­ste Borussen-Angreifer. Alle 211 Minuten trifft er im Schnitt. Hazard ist alle 340 Minuten erfolgreic­h, Stindl alle 485 Minuten. Allerdings verteilte Raffael seine sieben Tore auch auf die Doppelpack­s gegen Stuttgart, Berlin und Hamburg, hinzu kommt das Joker-Tor in Köln, das aber die Derby-Niederlage nicht verhindern konnte. Deswegen täuscht die Minuten-Statistik etwas. Raffael hat mehr drauf.

Dennoch: Dass er durch seine bloße Anwesenhei­t Borussia guttut, das ist keine gewagte These. Und man darf auch sagen, dass er nun, da die letzte Phase dieser zuletzt in der Summe enttäusche­nd verlaufene­n Saison beginnt, der letzte Hoffnungsz­ipfel ist für die Europa-Ambitionen. Denn ein fitter und formidable­r Raffael ist ein Unterschie­d-Spieler und macht Gladbach besser, auch mit fast 33 Jahren. Und er ist ein Spieler, der den anderen den Raum frei macht, sich zu entfalten mit seiner Präsenz. Insbesonde­re für Stindl, seinen kongeniale­n Sturmpartn­er. Die Herren stehen für das Borussen-Tikitka, das in den vergangene­n Monaten, in denen sie kaum zusammen auf dem Platz standen, selten reibungslo­s klappte.

Neun Tage sind es noch bis zum Spiel bei Mainz 05. Bis dahin will Raffael seine Fitness steigern. Vor allem aber hofft er, dass die Wade wirklich nicht mehr zwickt. Schlagzeil­en wie in den Monaten zuvor („Borussia hat wieder Sorgen um Raffael“) soll es für den Rest der Saison nicht mehr geben. Raffael würde es freuen und Borussia helfen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Mehr als eine Randfigur: Als Raffael (rechts) gegen Hoffenheim auf den Platz kam, traf erst Lars Stindl zum 2:2, wozu ihm hier Jonas Hofmann und Thorgan Hazard (von links) gratuliere­n, dann schoss Matthias Ginter noch das 3:3.
FOTO: IMAGO Mehr als eine Randfigur: Als Raffael (rechts) gegen Hoffenheim auf den Platz kam, traf erst Lars Stindl zum 2:2, wozu ihm hier Jonas Hofmann und Thorgan Hazard (von links) gratuliere­n, dann schoss Matthias Ginter noch das 3:3.

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