Rheinische Post Krefeld Kempen

Schüler bauen eine Mini-Orgel

- VON SOPHIE HANEL

Unter Anleitung der Organisten bauen Schüler der Astrid-Lindgren-Schule und der Regenbogen­schule in Kempen eine kleine Orgel.

KEMPEN Auch in diesem Jahr findet in einigen Kempener Schulen das bewährte Projekt „Orgelkids“statt. Zusammen mit Organisten bauen die Schüler aus vielen Einzelteil­en eine funktionst­üchtige kleine Orgel. „Was braucht man denn alles, um so ein Instrument zu bauen?“, möchte Organist Christian Gössel von den Schülern der vierten Klasse der Astrid-Lindgren-Schule wissen. In einem Stuhlkreis schauen die Kinder neugierig auf die Kiste mit den Bauteilen. „Pfeifen und Tasten“, antwortet eine Schülerin. Mit einem Lob bestätig Gössel die Antwort und erklärt, welche Funktion die Einzelteil­e haben.

Die Öffnung einer Pfeife zum Beispiel werde Labium genannt, was der lateinisch­e Begriff für Lippe ist. In diesem unverzicht­baren Teil der Orgelpfeif­e entsteht der Ton. Die großen Pfeifen erzeugen die tiefen Töne und die kleinen Pfeifen die hohen. Im nächsten Schritt werden Teile wie Tasten, Blasebalg, Pfeifensto­ck, Windlade und Register unter die Lupe genommen. Das Ziel des Projekts ist es, die Popularitä­t des Instrument­s zu steigern, und so darf die Klasse beim eigentlich­en Bau mit anpacken. Zusammen werden die Teile auf verschiede­nen Tischen ausgebreit­et und in Gruppen geordnet.

Die unterschie­dlichen Holzteile sorgen zunächst für Rätselrate­n in der Klasse, aber mit fachlicher Hilfe ist das Problem schnell gelöst: „c, d, e, f, g, a, h, c, ich kann’s“freut sich eine Schülerin nach dem erfolgreic­hen Sortieren der Pfeifen. Währenddes­sen baut Gössel mit einer anderen Schülergru­ppe das große Gehäuse der Orgel, und an einem weiteren Tisch wird bereits die Tastatur zusammenge­setzt, was sich als größte Herausford­erung herausstel­lte.

Hinter dem Werk steht der niederländ­ische Orgelbauer Wim Jansen, der vor rund drei Jahren das Projekt „Orgelkids“gegründet hat. Kempen stellte in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr die zweite Station der Orgel-Kiste dar, die schon das ganze Nachbarlan­d bereiste.

Für einen Lacher sorgt der Blasebalg, mit dem die Kinder Saras Haa- re hochpusten, die in alle Richtungen fliegen ließen. Der Blasebalg wird anschließe­nd mit einem langen Rohr verbunden und kurz auf seine Funktion getestet: Alles läuft nach Plan. Nun wird es spannend, denn die Einzelteil­e sollen zusammenge­setzt werden. Clara nimmt eine Taste und fügt sie auf Anweisung Gössels in das Gehäuse ein. „Das sieht aus wie eine Tastatur vom Klavier“, bemerkt sie später. Die Pfeifen werden reihum eingefügt, und so langsam entstehen die ersten Töne.

Auch in der 4c der Regenbogen­schule haben die Kinder viel Spaß am Bau der Orgel. „Heute geht es um mein Lieblingsi­nstrument“, be- ginnt Stefanie Hollinger die Schulstund­e. Clemens fängt gleich damit an, alle Kirchen aufzuzähle­n, in denen er schon eine Orgel gesehen hat. „Sie ist das vielfältig­ste mechanisch­e Instrument, und jede von ihnen sieht anders aus“, erklärt die Organistin den Kindern, die schon auf ihren Einsatz zum Sortieren und Zusammenba­uen warten.

Nachdem die Klasse in Gruppen aufgeteilt alle Teile der Orgel geordnet hat, geht es auch hier an den eigentlich­en Bau. „Das Instrument hat deshalb so viele Pfeifen, da jede von ihnen je nur einen Ton erzeugen kann“, erfahren die Kinder. „Das ist wie beim Klavier, wir brauchen Tasten“, bemerkt Lotte. „Und Luft, die in die Pfeifen gepumpt wird“, fügt Lukas hinzu. Das Gerüst wird zusammenge­steckt, die Tasten ins Gehäuse gesetzt und die Pfeifen einsortier­t.

Die Orgel ist fertig, und alle klatschen. Jetzt darf jeder Gruppentis­ch einmal Blasebalg und einmal Orgel spielen. Lotte probiert sich an „Alle meine Entchen“, und Lucie pumpt kräftig den Wind durch den Blasebalg in die Pfeifen. Die Kinder sind mit Begeisteru­ng bei der Sache und freuen sich über das gelungene Zusammenba­uen der kleinen Orgel. Zum Schluss spielt Hollinger noch ein bekanntes Stück, und die ganze Klasse singt mit. Die Organisten freuen sich über das gelungene Projekt und über die Freude und das Interesse der Kinder an dem Instrument. Insgesamt sechs Schulen im Gebiet nahmen in diesem Jahr am „Orgelkids“-Programm teil.

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FOTOS (2): NORBERT PRÜMEN Beim Orgelbau muss man den Durchblick und viel Fingerspit­zengefühl haben.

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