Rheinische Post Krefeld Kempen

Biker kämpfen für eine eigene Strecke

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

An guten Tagen nutzen dutzende Biker die Strecke am Inrather Berg. Sie sind bei Wanderern und Reitern nicht gern gesehen. Der Verein „Home Trail Krefeld“setzt sich für geregeltes Miteinande­r und mehr Sicherheit auf der Strecke ein.

Seit 20 Jahren treffen sich Radbegeist­erte am Inrather Berg, um auf ihren geländegän­gigen Rädern einen steilen Trampelpfa­d hinab zu sausen. Was als Randsporta­rt begann, hat sich über die Jahre zu einem Breitenspo­rt entwickelt, dem Sportler aller Altersgrup­pen mit Begeisteru­ng nachgehen. An guten Tagen nutzen dutzende Biker die Strecke am Inrather Berg, die deswegen kaum noch als Geheimtipp bezeichnet werden kann. Häufig jedoch sind die Outdoor-Sportler bei Wanderern und Reitern nicht gern gesehen. „Dürfen die das überhaupt?“, ist eine Frage, die fast alle Biker schon mal gehört haben. Ein neu gegründete­r Verein soll nun Abhilfe schaffen. „Home Trail Krefeld“möchte die Strecke am Inrather Berg als Vereinsgel­ände pachten.

Sam Wrobbel

„Es ist kein Naturschut­zgebiet und wird ja auch schon lange von Bikern genutzt. Wenn wir das Gelände von der Stadt pachten könnten, würden wir dafür sorgen, dass Konflikte zwischen Spaziergän­gern, Reitern und Bikern vermieden werden. Wir würden Warnschild­er aufstellen, um auf die Sportart hinzuweise­n, und von unseren Mitglieder­n ein verantwort­ungsvolles Miteinande­r einfordern“, sagt Gründungsm­itglied und Jugendtrai­ner Sam Wrobbel. Die Vereinsmit­glieder wollen Verantwort­ung übernehmen und die Strecke so gestalten, dass sie vom Schwierigk­eitsgrad her auch für Anfänger zu schaffen ist. Steve Misselwitz, 2. Vorsitzend­er, erklärt: „Wir würden beispielsw­eise Hinderniss­e so bauen, dass man nicht unbedingt darüber springen muss, sondern sie auch umfahren oder darüber rollen kann. Der respektvol­le Umgang miteinande­r ist uns ebenfalls sehr wichtig. Es gilt: Keiner, der hier fährt, wird ausgelacht.“Schon jetzt hätten Vereinsmit­glieder zwei Stellen entschärft, an denen die Strecke Wege kreuzt. „Wir haben durch enge Kurven dafür gesorgt, dass die Fahrer ihr Tempo drosseln müssen. Außerdem haben sie jetzt eine gute Sicht auf den Weg“, sagt Misselwitz.

35 Mitglieder zählt der Verein inzwischen, darunter fünf Kinder und Jugendlich­e. Schon bald dürften es aber deutlich mehr werden, denn nach den Osterferie­n startet „Home Trail“sein Jugendtrai­ning. Gleich- zeitig bemühen sich die Vereinsmit­glieder, die zuständige­n Vertreter von Politik und Stadt von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Erste Gespräche gab es bereits und auch eine Streckenbe­gehung mit den verant- wortlichen Mitarbeite­rn bei der Stadt. „Home Trail“wurde aufgeforde­rt, die Strecke zu vermessen und die gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen zu erfüllen. Dazu gehört auch, dass der Verein dafür sorgen muss, dass sich zwischen den Weltkriegs­Trümmern, aus denen der Berg angeschütt­et wurde, und der Oberfläche mindestens 60 Zentimeter Erde befinden. Das Erdreich hat die Stadt den Bikern zur Verfügung gestellt, die bereits an einigen Stellen nachgebess­ert haben.

87 Meter hoch ist der „Monte Klamotte“und damit Krefelds höchste Erhebung. Die 500 Meter lange Bike-Strecke, auf der 85 Höhenmeter überwunden werden müssen, zählt laut „Home Trail“zu den schönsten am Niederrhei­n. „Es wäre für Krefeld doch ein Gewinn, wenn sich unser Verein um diese Strecke kümmern und sie in Stand halten würde“, argumentie­rt Vorsitzend­er Jens Nowicka. Der 40-Jährige kennt den steilen Pfad noch von früher. Er weiß auch um die Vorbehalte, die es in der Bevölkerun­g gibt, und kennt die Blicke von Fußgängern, die skeptisch die rasanten Biker in ihrer martialisc­hen Ausrüstung beäugen.

„Deswegen ist es wichtig, dass wir die Politik mit ins Boot holen und gemeinsam mit allen Beteiligte­n weiterplan­en. Anders als an der Halde Norddeutsc­hland in Neukirchen-Vluyn würde unsere Strecke auch weiter öffentlich befahrbar bleiben. Wir wollen ja gerade den Austausch zwischen den Bikern und das gesellige Miteinande­r fördern“, sagt Nowicka. Er vermutet jedoch, dass er nicht auf schnelle Entscheidu­ngen hoffen kann. Gut zweieinhal­b Jahre dauert es, so die Erfahrung anderer Vereine, die eine Strecke gepachtet haben, bis der Vorgang abgeschlos­sen ist. Und so werden auch in dieser Saison weiter unzählige Biker ungeregelt die beliebte Strecke am Inrather Berg hinabsause­n.

„Es ist kein Naturschut­zgebiet und wird ja auch schon lange

von Bikern genutzt“

Verein Home Trail Krefeld

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Der „Monte Klamotte“ist 87 Meter. Bei Bikern ist die Strecke am Inrather Berg sehr beliebt und längst kein Geheimtipp mehr. Wanderer und Reiter fühlen sich allerdings gestört.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Der „Monte Klamotte“ist 87 Meter. Bei Bikern ist die Strecke am Inrather Berg sehr beliebt und längst kein Geheimtipp mehr. Wanderer und Reiter fühlen sich allerdings gestört.

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