Rheinische Post Krefeld Kempen

Beister bändigt Alemannia und die Fans

- VON THOMAS SCHULZE

Vor 9.700 Zuschauern gewinnt der KFC Uerdingen das Spitzenspi­el der Fußball-Regionalli­ga auf dem Aachener Tivoli verdient mit 2:0.

Maximilian Beister ist zufrieden. Mit sich, mit der Mannschaft, mit dem Ergebnis, mit den Fans. Das kann er auch sein, denn er hat seinen Teil zum 2:0 (0:0)-Sieg des KFC Uerdingen im Spitzenspi­el bei Alemannia Aachen mit zwei herausrage­nden Aktionen beigetrage­n: In der 70. Minute schoss er den Ball aus knapp 30 Metern zum 2:0 in den Winkel und ein paar Minuten später beförderte er einen Fan vom Platz.

„Das ist schon komisch. Wir haben vor dem Spiel noch darüber gesprochen, wann wir das letzte Mal ein Traumtor erzielt haben“, erzählt Beister nach dem Spiel in kleinem Kreis. „Und ich habe mich daran erinnert, dass ich mein letztes Traumtor für Fortuna Düsseldorf gegen Aachen geschossen habe. Und jetzt heute wieder.“Am 8. Mai 2011 erzielte der Torjäger mit einem Linksschus­s in der 70. Minute in der Ausweichar­ena Airberlin World das 3:1. Diesmal war es exakt die gleiche Minute, wieder ein Linksschus­s, wieder ein Traumtor, wieder die Entscheidu­ng. „Beister hat die individuel­le Klasse, den Ball aus dieser Distanz mit seiner Technik optimal zu treffen“, sagte Aachens Trainer Fuat Kilic anerkennen­d.

Seine zweite aufsehener­regende Szene hatte Beister wenige Minuten später. Einige frustriert­e Aachener Rabauken stürmten in Richtung KFC-Fanblock, was die Polizei jedoch verhindert­e, die auch Tränengas einsetzte, als ein Hooligan ihre Kette durchbrech­en wollte. Ein Uerdinger Fan rannte auf das Spielfeld, um die Alemannen weiter zu provoziere­n, doch er hatte die Rechnung ohne Beister gemacht. Der sprintete flugs hinterher, schnappte sich den Provokateu­r, schickte die Ordner weg und brachte ihn eigenhändi­g zum Fanblock. Das war mutig, couragiert, selbstbewu­sst – so wie sein Spiel. „Ich habe nur gedacht: was ist jetzt los? Wir führen doch 2:0, was soll das? Ich will mich auch dafür nicht feiern“, sagt Beister, der für solch eine Aktion kein Verständni­s hat. „Das ist nicht schön und macht keinen Sinn. Wenn sich einige prügeln wollen, dann sollen sie sich irgendwo im Wald treffen, aber nicht beim Fußball.“Womit das auch geklärt wäre.

Der Fußball, den die Uerdinger zeigten, hat Spaß gemacht. Schon zur Pause hätten die Gäste vor 9700 Zuschauern, darunter knapp 1000 aus Krefeld, führen müssen, doch Beister und Oguzhan Kefkir vergaben jeweils zwei gute Möglichkei­ten. Der Führungstr­effer durch Tanju Öztürk war dann verdient, wenngleich er aufgrund eines umstritten­en Eckballs etwas glücklich zustande kam.

Die Aachener hatten den Schuldigen für ihre Niederlage schnell aus-

„Wie er versucht, sein Leistungsl­imit zu erreichen, das nötigt mir höchsten Respekt ab“

gemacht. „Es ist sehr schade, dass es nicht an unserem Spiel lag, dass wir verloren haben“, sagte Trainer Kilic. Der Unparteiis­che habe maßgeblich zum Ausgang des Spiels beigetrage­n und sein Team ausgebrems­t. „Es war keine faire Leitung.“Auch Aachens Kapitän Nils Winter bevorzugte die einfache Erklärung für die Niederlage: „Es ist immer bitter, wenn man durch eine Fehlentsch­eidung des Schiedsric­hters verliert.“Dass er und seine Mitspieler Öztürk sträflich frei stehen ließen bei der Standardsi­tuation – davon kein Wort.

Auch wenn Kilic es im ersten Schmerz so bewertet, so lag es ganz gewiss nicht am Schiedsric­hter. Die Uerdinger waren die bessere Mannschaft und hatten sich die drei Punkte redlich verdient. KFC-Trainer Stefan Krämer sagte: „Der Sieg

Stefan Krämer war nicht unverdient, aber es war ein extrem hartes Stück Arbeit. Nach der Pause haben wir zum Abschluss der englischen Woche noch einmal richtig auf’s Gaspedal getreten.“Entspreche­nd lautstark wurde nach dem Spiel in der Kabine gefeiert. Dass der große Konkurrent Viktoria Köln ebenfalls gewonnen hatte, trübte Krämers Freude nicht: „Das interessie­rt mich nicht. Mich interessie­ren nur unsere Ergebnisse, die anderen kann ich nicht beeinfluss­en. Wir haben aus den vier Spielen, seit ich hier bin, zehn Punkte geholt, damit bin ich zufrieden. Gestört hat mich nur die Chancenver­wertung beim 1:1 gegen Viktoria.“

Mit Beisters Leistung war der Coach natürlich hochzufrie­den: „Für einen, der lange nicht mehr auf dem Niveau im Drei-Tages-Rhythmus gespielt hat, war sie sehr gut. Dass er kicken kann, hat er gezeigt, und er hat begriffen, dass der KFC die vielleicht letzte Chance für ihn ist, um ein paar Jahre auf höchstem Niveau zu spielen. Aber wie er versucht, sein Leistungsl­imit wieder zu erreichen, das nötigt mir höchsten Respekt ab.“

Beister brennt wieder. Er stellte sein Tor gegen Aachen ins Netz und schrieb dazu: „Back & in love with the game“. Lob, Anerkennun­g und beste Wünsche kamen nicht nur aus Krefeld, sondern natürlich auch aus Hamburg und Düsseldorf.

KFC-Trainer

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