Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Zebras befinden sich plötzlich im freien Fall

- VON DIRK RETZLAFF

Es ist gerade einen Monat her, da hatten sich die Verantwort­lichen des Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg vor dem Auswärtssp­iel bei Holstein Kiel die Formulieru­ngen zurecht gelegt, wie sie im Falle eines Sprungs auf Platz drei die Chancen auf den Bundesliga-Aufstieg charmant verpacken könnten, ohne Druck auf die Mannschaft aufzubauen. Dieses Papier können die Meideriche­r nun in die Tonne hauen. 0:5 in Kiel, 1:2 gegen Düsseldorf, 2:3 in Braunschwe­ig, und nun gab es die 1:4 (0:1)-Klatsche gegen den 1.FC Kaiserslau­tern. Mittlerwei­le befinden sich die Zebras im freien Fall.

Die Situation verschärft­e sich am Ostersonnt­ag noch einmal durch die Siege, die die SpVgg Greuther Fürth und der FC Erzgebirge Aue folgen ließen. Die Liga ist noch enger zusammenge­rückt. Der MSV steht zwar auf dem neunten Rang, der Vorsprung auf Platz 16 beträgt aber nur noch drei Punkte. „Die Tabelle trügt. Wir müssen höllisch aufpassen“, warnt Mittelfeld­spieler Moritz Stoppelkam­p.

Nach dem Lautern-Debakel stellten sich mit Moritz Stoppelkam­p, der dreimal in Folge abstieg, und Lukas Fröde, der in der letzten Saison eine nahezu beispiello­se Talfahrt mit den Würzburger Kickers erlebte, zwei Spieler, die sehr genau wissen, wie ernst die Situation der Meideriche­r ist. Fröde mahnte zur Geschlosse­nheit. „Wir müssen jetzt als Einheit auftreten und über Mentalität und Charakters­tärke kommen.“

Was auch immer sich die Zebras in der Länderspie­lpause vorgenomme­n hatten, um die Abwehr zu sta- bilisieren – Schlusslic­ht Kaiserslau­tern nahm die Duisburger Defensive am Samstag auseinande­r. “Leider hat sich der Trend bestätigt. Wir wollten disziplini­ert verteidige­n. Das ist uns nicht gelungen“, gab MSV-Trainer Ilia Gruev nach der Partie zu.

Ein frühes Gegentor (12.) – es war der erste Streich des dreifachen Torschütze­n Osayamen Osawe – lähmte die Gastgeber nur kurz. Der MSV setzte die Roten Teufel schon sehr bald unter Druck und erspielte sich hochkaräti­ge Chancen. Moritz Stoppelkam­p traf innerhalb weniger Sekunden zweimal den Pfosten, Lukas Fröde und Gerrit Nauber scheiterte­n mit Fernschüss­en, Borys Tashchy knallte die Kugel aus kurzer Distanz über das Tor, und Kingsley Onuegbu, der überrasche­nd einen Startelfpl­atz erhalten hatte und ebenso überrasche­nd angesichts seiner schwachen Leistung 90 Minuten durchspiel­en durfte, setzte einen Kopfball neben das Tor. „Da hatten wir Glück, dass wir zur Pause nicht zurücklage­n“, gab FCK-Trainer Michael Frontzeck später zu.

Die Druckphase vor der Pause machte den Meideriche­rn Mut. „In der Kabine war ich sehr optimistis­ch, dass wir das Spiel noch drehen können“, gab Moritz Stoppelkam­p später zu Protokoll. Die Zu- versicht wich in der 48. Minute, als Osawe eine Einzelleis­tung mit dem 0:2 abschloss. Lukas Fröde spielte dem Gegner den Ball in die Füße. Enis Hajri war bei der starken Einzelleis­tung des Engländers nur Statist, Torwart Mark Flekken sah hier alt aus. „Dieses Tor war wie eine Faust ins Gesicht“, verspürte Ilia Gruev in dieser Situation tiefen Schmerz.

Es sollte keine Linderung mehr geben. Das 0:3 durch Osawe (64.) hatte vorentsche­idenden Charakter. Der Anschlusst­reffer des eingewechs­elten Stanislav Iljutcenko (70.) führte keine Wende herbei, wie noch vor einigen Wochen beim 3:3 gegen den 1. FC Heidenheim. Benjamin Kessel setzte in der 83. Minute mit einem Kopfball-Treffer in Anschluss an eine Ecke zum 1:4 den Schlusspun­kt. Und es hätte noch schlimmer kommen können.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany