Rheinische Post Krefeld Kempen
Kalenderblatt 21. April 1988
Die Taten des Hans-Joachim Bohlmann haben die Kunstwelt über Jahrzehnte in Atem gehalten. In den 1970er Jahren startete der Kunst-Attentäter eine erste Zerstörungsserie. Er spritzte Säure auf Bilder, meist auf die Gesichter der dargestellten Personen. Zwei Anschläge verübte der psychisch kranke Mann auf Werke von Paul Klee, auch Bilder von Rubens und Rembrandt fielen ihm zum Opfer. Dann ließ Bohlmann sich fassen, er wurde zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. 1982 kam er aus dem Gefängnis frei, die Sachbeschädigungen gingen weiter: Er zerstach Lkw-Reifen und setzte auf einer Großbaustelle Maschinen in Brand. Am 21. April 1988, nach einer weiteren Haftstrafe wieder auf freiem Fuß, beging er seine folgenreichste Tat: Im Museum Alte Pinakothek in München übergoss er drei Werke von Albrecht Dürer mit Schwefelsäure, darunter eine berühmte Darstellung der „Schmerzensmutter“. Der Schaden betrug etwa 100 Millionen D-Mark. Die Bilder verschwanden für mehr als zwei Jahrzehnte bei Restauratoren. Dieses Mal ordnete das Gericht die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an. Erst 2005 kam Bohlmann erneut frei – und wurde wieder straffällig: In Amsterdam spritzte er Feuerzeugbenzin auf ein Kunstwerk. Seine letzte Haftstrafe verbüßte er nicht vollständig: Wegen einer Krebserkrankung wurde er vorzeitig entlassen. Er starb 2009.