Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld lebt wieder

- VON THOMAS SCHULZE

Christian Dorda genießt diese Tage. Gemeinsam mit seinen Kameraden fiebert er dem Saisonhöhe­punkt entgegen und will in den Relegation­sspielen gegen Mannheim den Aufstieg des KFC Uerdingen in die dritte Liga perfekt machen.

Wer kennt es nicht, das Zitat von Berti Vogts? „Der Star ist die Mannschaft“, hatte der gebürtige Korschenbr­oicher und ehemalige Bundestrai­ner 1996 als Motto bei der Fußball-Europameis­terschaft ausgegeben und Deutschlan­d zum Titelgewin­n geführt.

An diesem Pfingstwoc­henende war es dann Nico Kovac, der Interviews im Minutentak­t gab. Mit Teamgeist und Leidenscha­ft sei eben alles möglich, erklärte der Trainer von Eintracht Frankfurt nach dem überrasche­nden Sieg im Pokalendsp­iel gegen Bayern München (3:1).

„Das Kollektiv ist entscheide­nd“, sagt Christian Dorda, der linke Verteidige­r des KFC Uerdingen, und reiht sich gedanklich in die Schar prominente­r Fußballleh­rer ein. Bei ihm ist es aber zugleich Ausdruck von Bescheiden­heit und Selbstvert­rauen. Denn im Saisonverl­auf standen meist andere im Blickpunkt. In der Hinrunde war immer wieder die Rede von der überragend­en Leistung der Abwehr, die das Herzstück der Mannschaft sei. Dabei rankten die Lorbeeren meist um die Innenverte­idiger Mario Erb und Christophe­r Schorch. Und in der Rückrunde standen dann die beiden Torjäger Maximilian Beister und Lucas Musculus im Mittelpunk­t, die Tor um Tor erzielten.

Doch im letzten Meistersch­aftsspiel in Wiedenbrüc­k hatte Christian Dorda einen ganz großen Auftritt. Kurz vor der Halbzeit setzte er zu einem seiner gefürchtet­en Flankenläu­fe an und seine präzise Hereingabe auf den Kopf von Connor Krempicki brachte das vorentsche­idende Tor zum 2:0. Am Ende hieß es dann 5:0. „Das war keine so schlechte Flanke“, sagt er und grinst. „Außenverte­idiger stehen nicht so im Fokus. Aber ich bin so lange dabei, da spielt das keine Rolle.“Ihm kommt es auf andere Dinge an: auf die Mannschaft­sleistung, auf den Erfolg. „Wir waren die ganze Saison sehr stabil, besonders im Endspurt“, sagt er. Zehn Siege in Folge untermauer­n diese Aussage. „Und es waren klare Siege in schweren Spielen.“In Rödinghaus­en, in Aachen, in Mönchengla­dbach II, in Dortmund II, gegen Wuppertal, in Wiedenbrüc­k. „Wir hatten Druck, viel Druck und haben bestanden.“All das sei wiederum nur dank einer guten Mannschaft­sleistung möglich gewesen. „Wir sind homogen, ackern gemeinsam und haben alle ein Ziel“, sagt er und fügt noch hinzu, was nicht selbstvers­tändlich ist: „Wir hatten nie Stunk in der Kabine. Das Prunkstück ist das Team. Deshalb sind wir Meister geworden und deshalb werden wir aufsteigen.“

Mit den Erfolgen ist aber nicht nur das Selbstvert­rauen von Christian Dorda gewachsen, sondern auch

Christian Dorda die Identifika­tion mit dem Verein und der Stadt. „Es ist Wahnsinn, was hier abgeht“, sagt er. „Unser Mannschaft­sbetreuer Bossi zeigt uns immer Fotos und Videos. Die ganze Stadt hilft und fiebert mit. Es ist schön, dass sie beflügelt wird. Krefeld lebt wieder. Dass macht uns als Mannschaft stolz.“

Im Jahr 2011 hat Dorda schon einmal in Uerdingen gespielt – mit Borussia Mönchengla­dbach. Damals wollte ihn Trainer Michael Wiesinger zum 1. FC Nürnberg holen, doch der Wechsel kam nicht zustande und der Verteidige­r landete beim fränkische­n Erzrivalen in Fürth. Im Sommer holte ihn Wiesinger dann nach Uerdingen. Dafür ist er ihm dankbar, aber ebenso dessen Nachfolger Stefan Krämer. „Es gibt in Deutschlan­d keinen Trainer mit so einer Bilanz“, sagt er in Anspielung auf die 34 von 36 geholten Punkten unter Krämers Leitung. „Er hat die Mannschaft in die Spur gebracht.“

Jetzt geht es in zwei Spielen gegen Waldhof Mannheim um den Aufstieg. „Gegen Mannheim habe ich noch nie gespielt, mich aber schon bei Freunden erkundigt“, berichtet Dorda. „Jede Mannschaft in der Relegation verfügt über viel Qualität. Es wird ein geiles Spiel.“

„Die ganze Stadt hilft und fiebert mit. Das macht uns als Mannschaft stolz“

Verteidige­r

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FOTO: SAMLA Der Uerdinger Christian Dorda setzt zu einem seiner gefürchtet­en Flankenläu­fe an und ist vom Aachener Joy-Slayd Mickels nicht zu halten.

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