Rheinische Post Krefeld Kempen
Von Jannik Sorgatz und Karsten Kellermann
Die Verlierer Mannschaftliche Geschlossenheit war Borussia selten abzusprechen – an guten wie an schlechten Tagen. Trotz gab es natürlich Profis, die besonders weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Wie in so vielen Bereichen scheint alles mit allem zusammenzuhängen. Beispiel Vincenzo Grifo: Der legte eine ordentliche Vorbereitung hin, verletzte sich vor dem ersten Ligaspiel, kehrte im Herbst furios zurück – und dann ging nur noch wenig. Der Plan B mit Raúl Bobadilla ging nicht auf, weil er andauernd fehlte. Patrick Herrmann tat sich schwer und wurde zweimal gerade dann von Verletzungen ausgebremst, als noch einmal etwas aufflackerte. Jonas Hofmann konnte zumindest in der Hinrunde auf Ähnliches verweisen, im Frühjahr stand er sich vor allem selbst im Weg. Lars Stindl schien rechtzeitig in WMForm zu kommen, bis sein Traum auf tragische Weise platzte. Laszlo Bénes, Tobias Strobl, Ibo Traoré und Fabian Johnson verloren jeweils fast eine komplette Saison. „Mehr Gesundheit, weniger Verlierer“– das muss das übergeordnete Ziel sein. Die Gewinner Der notenbeste Borusse ist einer der wenigen wirklichen Gewinner dieser Saison: Denis Zakaria. Der 21-Jährige kam sofort in der Bundesliga an mit großer Passsicherheit und engagiertem Spiel. In Augsburg erzielte er im zweiten Spiel sein erstes Tor, ein weiteres und drei Vorlagen kamen dazu. Michael Cuisance machte 24 Ligaspiele und zwei DFB-Pokalspiele mit, es kommen in seiner ersten Profispielzeit 1362 Minuten zusammen. Cuisance zeigte, dass er ein Spieler ist, der Spaß macht. Stabilisiert hat sich Nico Elvedi, 21. Er spielte sieben verschiedene Positionen in der Defensive, machte aber einen standhafteren Eindruck als zuvor. Zudem setzte er um, was er sich vorgenommen hatte: Er war offensiv produktiver. Elvedi erzielte zwei Tore – im ersten und im letzten Heimspiel. Zudem schaffte er drei Vorlagen. Ein Gewinner ist auch Josip Drmic. Er hat gezeigt, was mit Willen und harter Arbeit möglich ist. Es wurde über sein Karriere-Ende spekuliert, er kam zurück, traf viermal und ist nun ein WM-Kandidat. Das Comeback des Jahres. Dieter Hecking hatte in seiner ersten Halbserie bei Borussia noch sehr strikt auf das klassische 4-4-2 (auch mal in der Ausprägung 4-2-3-1) gesetzt. In der nun abgelaufenen Spielzeit probierte der Trainer diverse Ansätze aus, wenn es das Personal zuließ: mal mit Viererkette, mal mit Dreierkette, mal mit klassischer Doppelsechs, mal mit einem Sechser, mal mit klaren Außenbahnspielern, mal mit zwei Achtern im Halbfeld, mal mit einem Trio ganz vorn, mal mit einer Doppelspitze. Die Systemwechsel waren mal erfolgreich (zum Beispiel gegen Hoffenheim), mal nicht (zum Beispiel in Frankfurt) – auch das ist ein Spiegel der Saison. Im Derby in Köln und beim Heimspiel gegen Bremen wurden die Borussen taktisch ausgeguckt und schafften es nicht, auf taktische Veränderungen der Gegner angemessen zu reagieren. Die Idee, das Zentrum mit mehr Spielfreudigen zu besetzen und dahinter einen Sechser als Ordnungsstifter aufzubieten, könnte interessant für die Zukunft sein. Hecking darf ruhig taktisch mutig sein. Das macht Borussia weniger berechenbar.