Rheinische Post Krefeld Kempen
Auge gelasert in 26 Sekunden
Jährlich lassen sich in Deutschland rund 100.000 Menschen die Augen lasern. Schwere Komplikationen treten selten auf. Unser Autor hat sich in Düsseldorf die Augen mit der neuesten Methode korrigieren lassen. Ein Erfahrungsbericht.
DÜSSELDORF Als mich mein behandelnder Augenchirurg Detlev Breyer unmittelbar nach dem Eingriff bittet, die Uhr zu lesen, die drei Meter entfernt vor mir an der Wand hängt, kneife ich instinktiv die Augen zusammen. Sofort merke ich, dass das gar nicht nötig ist. Ich kann tatsächlich das Ziffernblatt und die Zeiger ohne Probleme deutlich erkennen. Ich sehe auf der Uhr, dass es keine fünf Minuten her ist, dass ich von einer seiner Assistentinnen an der Hand in den Operationssaal geführt worden bin, weil ich ansonsten ver-
Direkt nach der Operation sehe ich die Welt mit anderen Augen. Ohne Brille.
Und scharf.
mutlich über meine eigenen Beine gestolpert wäre. Und nur wenige Minutenzeigerumdrehungen weiter sehe ich die Welt nun mit anderen Augen. Ohne Brille.
Zwar noch ein bisschen wie durch einen Milchschleier, aber dennoch bereits scharf und klar. Ich könnte so kurz nach dem Eingriff schon wieder duschen, Haare waschen oder Sport treiben, sagt Breyer. Weil meine Augen direkt nach der OP aber noch sehr lichtempfindlich sind, setze ich zum Schutz eine Sonnenbrille auf. Schon am Tag danach brauche ich sie nicht mehr. Sowohl während des Eingriffs als auch danach habe ich keine Schmerzen verspürt. Nur ein leichtes Fremdkörpergefühl im linken Auge, das aber mit der Nutzung von Augentropfen wieder verschwunden ist.
Die Augenlaser-Operation ist jetzt rund fünf Wochen her. Meine Sehkraft liegt bei über 100 Prozent. Komplikationen sind bislang nicht aufgetreten – und sind auch nicht zu erwarten. Wieder ohne Brille sehen zu können, ist ein unbeschreibliches Gefühl, das man wohl nur richtig verstehen kann, wenn man unter starker Fehlsichtigkeit leidet.
Ich habe mich für die sogenannte Relex-Smile-Methode entschieden, eine noch sehr neue Technik, sich die Augen lasern zu lassen. Der Name hat aber nichts mit Lächeln zu tun, sondern ist nur eine Abkürzung für eine Aneinanderreihung von sehr langen und umständlichen Fachwörtern in englischer Sprache. Korrigiert werden kann damit eine Kurzsichtigkeit von minus zwei bis minus zehn Dioptrien und eine Hornhautverkrümmung von bis zu fünf Dioptrien. Meine Werte haben bei etwa minus sechs gelegen.
Anders als beim herkömmlichen Lasern wird der Relex-Eingriff nur mit einem einzigen Laser durchgeführt. Die Methode ist schmerzfrei und kommt ohne den für die Lasik typischen Flap aus, das heißt, die oberste Hornhautschicht wird nicht großflächig wie ein Deckel (Flap) aufgeschnitten. „Zunächst erfolgt dabei die Präparation des Hornhautscheibchens im Innern der Hornhaut mit dem Laser. Währenddessen sieht man einen hellen Punkt, spürt aber kaum etwas“, erklärt Breyer von Premiumeyes in Düsseldorf, der weltweit als Pionier des Relex-Smile-Verfahrens gilt.
Anschließend wird eine zwei bis drei Millimeter kleine Öffnung geschnitten, durch die der Operateur das Lentikel herauszieht. Der ganze Vorgang dauert kaum fünf Minuten. Das eigentliche Lasern pro Auge sogar nur 26 Sekunden. Ich habe während des Eingriffs wirklich nichts gespürt, obwohl ich bei vollem Bewusstsein war. Vorher habe ich nur ein paar Augentropfen zur Betäubung bekommen. Und ein Beruhigungs- mittel, weil ich schon sehr aufgeregt gewesen bin. Während der OP hat mir Breyer jeden Schritt erläutert, den er unternimmt. Das Einzige, was man machen muss, ist ruhig liegen bleiben und keine ruckartigen Bewegungen machen. Die Augenlider werden mit einer Klammer offen gehalten.
Jährlich lassen sich in Deutschland rund 100.000 Menschen die Augen lasern. Nach Angaben des „Verbandes der Spezialkliniken für Augenlaser und refraktive Chirurgie“(VSDAR) gelten sämtliche Verfahren insgesamt als komplikationsarm. Das Risiko sei als äußerst gering einzuschätzen, jedoch nie ganz auszuschließen, so der VSDAR. Die Komplikationsrate wird weltweit mit unter einem Prozent angegeben. Und dabei handelt es sich meist um trockene Augen. „Das Augenlasern per SmileOperation gilt mittlerweile als sicherstes und schonendstes Verfahren in der Augenlaserbehandlung“, heißt es auch beim medizinischen Augenberatungsdienst „oculus-guide“. Die Relex-Technik ist zwar sehr schonend für die Augen, dafür aber auch vergleichsweise teuer. Die Kosten pro Auge liegen durchschnittlich je nach Anbieter zwischen 2000 und 3000 Euro. Zum Vergleich: Mit der herkömmlichen Methode liegt der Preis pro Auge teilweise schon unter 1000 Euro. Krankenkassen übernehmen den Eingriff in der Regel nicht.
Bundesweit gibt es viele Anbieter auf dem Markt. Allein in Düsseldorf sind es zahlreiche Augenlaserkliniken. Manche davon gehören zu großen Ketten wie etwa Euroeyes, das bundesweit 15 Filialen besitzt. Zudem ist es meist deutlich günstiger, sich die Augen im Ausland lasern zu lassen. Ich habe mich aber bewusst für eine inhabergeführte Praxis in Düsseldorf entschieden, bei der ich sicher sein konnte, dass ich noch vom Chef persönlich behandelt werde und ich im Notfall – sollten Komplikationen auftreten – nicht weit fahren muss, um mich untersuchen zu lassen.
Die Entscheidung habe ich nicht Hals über Kopf getroffen. Ein Jahr lang habe ich mich mit dem Thema beschäftigt, habe Erfahrungsberichte über die Methoden und Ärzte gelesen und noch mehr über mögliche Risiken gelernt. Für mich hat festgestanden: Ich mache das nur, wenn ich absolut sicher bin, dass kein Risiko für mein Augenlicht besteht. Neben dem Lasern kann man sich alternativ Kontaktlinsen (ICL) implantieren lassen. Das hat mein Kollege André Schahidi gemacht. Man muss dazu sagen: Er hat auch Brillenwerte von minus 11,75 auf einem Auge gehabt. Bei ihm ist die Relex-Methode also nicht mehr möglich gewesen. Aber auch er kommt jetzt völlig ohne Brille aus.
Warum habe ich mir überhaupt die Augen lasern lassen, werde ich nun auch häufiger gefragt. Ganz einfach, sage ich dann: Die Brille hat mich mächtig gestört. Aber nicht aus optischen Gründen. Ich selbst finde sogar, dass mir meine Brille ganz gut gestanden hat. Ich muss mich sogar erst einmal an mein neues Erscheinungsbild gewöhnen. Mir ist die Brille lästig gewesen, weil sie mich eingeschränkt hat. Beim Fußball und beim Tauchen zum Beispiel. Da ich als Grobmechaniker nie in der Lage gewesen bin, mir selbst Kontaktlinsen einzusetzen, ist sämtlicher Mannschaftssport für mich ausgefallen, seit ich auf die Brille angewiesen gewesen bin – also seit 20 Jahren. Das ist nun endlich anders. Aber Fußball habe ich seitdem noch nicht wieder gespielt. Und schwimmen bin ich auch noch nicht gewesen. Aber ich könnte es jetzt wieder.