Rheinische Post Krefeld Kempen
Wolfgang Schöllhammer: Noch einmal hat er alle Register gezogen
Der 80-Jährige wurde nach fast 60 Jahren als Organist in der Versöhnungskirche verabschiedet.
GREFRATH (mab) Eine außergewöhnliche und sehr seltene Leistung hat Wolfgang Schöllhammer (80) vollbracht, der jetzt in der Oedter Versöhnungskirche offiziell als Organist verabschiedet wurde. Verabschiedet nach 57 Jahren, denn am 6. Juli 1961, wenige Monate nach der Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde Grefrath, wurde er zum Organisten berufen. Pfarrer Theodor Münzenberg, Vater der heutigen Pfarrerin Barbara Münzenberg, war da gerade mal einen knappen Monat im Amt. Einen Tag zuvor erhielt die Grefrather Friedenskirche ihre neue Orgel.
Die Familie Schöllhammer war vor der Gründung der Kirchengemeinde Mittelpunkt und Anlaufstelle für die evangelischen Christen in Grefrath, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in großer Zahl nach Grefrath gekommen waren. Albin Schöllhammer, Vater des jetzt verabschiedeten Organisten, spielte bei den Gottesdiensten im Konferenzzimmer der Plüschweberei das Pedal-Harmonium, welches den Gesang begleitete.
Wolfgang Schöllhammer ist eigentlich mehr als 60 Jahre im Dienst seiner Kirchengemeinde gewesen, denn er war schon im Einsatz, als es die Kirchengemeinde Grefrath offi- ziell noch nicht gab. Die Kirchen in Oedt und Grefrath standen bereits im Jahr 1958 zur Verfügung. Das Amt des Organisten war nie der Hauptberuf Schöllhammers, er war Diplom-Ingenieur für Maschinenbau. Dabei war er für regionale und kommunale Bauleitplanung im Einsatz.
Wolfgang Schöllhammer, der sich schon immer für Musik interessierte, kam über den Kindergottesdienst zum Hauptgottesdienst. Schöllhammer hat Klavierunterricht beim früheren Organisten von St. Laurentius, Michael Wilden, gehabt. Außerdem war Schöllhammer Orgelschüler beim Musikpädagogen Günther Kaspermeier und beim Krefelder Komponisten Kirchenmusikdirektor Reinhold Birk. Seine Prüfung für das kirchenmusikalische Nebenamt hat er im Jahr 1969 an der Rheinischen Landeskirchenmusikschule abgelegt. Die Zahl der Gottesdienste, die er begleitet hat, kann er kaum zählen. Zehn Pfarrer hat er in Grefrath und Oedt erlebt. Schöllhammer spricht von einer „Bereicherung seines Lebens“und einem „Ausgleich zu seiner beruflichen Tätigkeit.“
Er hat alle Gottesdienste musikalisch selbst vorbereitet. Ein Glücksfall ist für ihn seine Frau Hannelore, die ebenso wie Tochter Gunduladie Musik liebt. Wolfgang Schöllhammer liebt die Musik von Johann Sebastian Bach. Wenn er von seinem Orgelspiel spricht, dann glänzen seine Augen.