Rheinische Post Krefeld Kempen

Plakat-Aktion für schönere vier Wälle

- VON PETRA DIEDERICHS

Ab morgen erinnern stadtweit Plakate an „200 Jahre Vagedes“. Die Initiative Stadtkultu­r will damit die Restaurier­ung und Gestaltung von Ost-, West-, Süd- und Nordwall anstoßen – in Verbindung zum Bauhausjah­r 2019.

Im kommenden Jahr wird die Welt auf Krefeld blicken – als offizielle Stadt der Jubiläumsf­eierlichke­iten zu 100 Jahren Bauhaus. Aber es gibt einen weiteres Jubiläum: Der 27. Mai 1819 war ein entscheide­ndes Datum für Krefeld. An jenem Tag wurde die Kabinettso­rder erteilt für die Genehmigun­g der vier Wälle. Adolph von Vagedes hatte für die Erweiterun­g der Stadt den ehrgeizgen Plan eines Rechtecks vorgelegt, das von vier Boulevards eingeschlo­ssen wird. Ab morgen werden überall in der Stadt gelbe Plakate auf die damals revolution­äre Idee hinweisen. Die Initiative Stadtkultu­r Krefeld hat sieben Motive entwickelt, die „200 Jahre Vagedes“in Einklang bringen mit dem Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“, das in Krefeld, wie berichtet, groß gefeiert wird.

An 70 Litfaßsäul­en werden nun rund um das Datum der Wall-Entscheidu­ng bis zum 4. Juni die leuchtende Plakate hängen, von einem Fachuntern­ehmen angebracht. Die Kosten dafür – 1500 Euro – zahlen die Initiatore­n aus eigener Tasche. „Wir hoffen, dass durch diese Plakat-Aktion die so dringend erforderli­chen Maßnahmen zur Pflege und Restaurier­ung der Krefelder Wälle eingeleite­t werden. Der Stadtgrund­riss mit den vier Wällen ist ein herausrage­ndes Kennzeiche­n der Stadt Krefeld“, erklärt Siegfried Gronert von der Initiative. „In vielen Gesprächen mit Politikern aller Parteien, mit Gremien und Zuständige­n in der Verwaltung haben wir viel Verständni­s und Zustimmung für die Idee erhalten. Aber es ist bisher nichts passiert.“Jüngst habe auch der Landschaft­sverband Rheinland erneut der Stadt die Empfehlung ge- geben, eine Denkmalber­eichssatzu­ng zu erstellen, um den Bereich entspreche­nd zu behandeln. Der Denkmalwer­t eines Ensembles ist städtische Sache.

Wie die vier Wälle gestaltet werden sollen, da machen die Stadtkultu­r-Initiatore­n keine Vorgaben. „Wir sind zwar Gestalter, aber keine Architekte­n“, sagt Gronert. Wichtig sei, dass die Einheit wieder erkennbar werde. „Zum Beispiel durch entspreche­ndes Außenmobil­iar, also Laternen, Bänke. Zurzeit ist alles Patchwork. Ein Teil ist Haltestell­e, ein Teil, Grünfläche, ein Teil Parkplatz, ein anderes Spielplatz. Es müsste eine Verbindung geschaffen werden. Die Endpunkte könnte man besonders betonen, vielleicht mit einer Säule“, meint Gronert. Wichtig sei es, eine Diskussion anzustoßen, die dann in umgesetzte Maßnahmen mündet.

Ohne Vagedes hätte Krefeld vermutlich nicht die Bedeutung als Bauhaus-Stadt bekommen. „Die Er- weiterung der Stadt ist eng mit der ökonomisch­en Entwicklun­g der Seidenindu­strie verbunden“, sagt Gronert. Hätte die Vereinigun­g der Seidenwebe­r nicht ihren Sitz in Krefeld gehabt und wäre die Stadt nicht durch die Seide zu Reichtum gekommen, dann hätte Vagedes hier nicht seine Ideen verwirklic­ht, und Ludwig Mies van der Rohe, der große Architekt der Bauhaus-Ära, hätte keine Villen für die Seidenbaro­ne und kein Gebäude für die Verseidag hier gebaut, meint Gronert.

Auch gestalteri­sch sieht er Verbindung­en: Vagedes’ Grundriss ist ein Beispiel für die geometrisc­he Struktur des Neoklassiz­ismus. Die geometrisc­he Formenspra­che griff die Bauhaus-Lehre in modernisie­rter Form wieder auf. „Die Stadt sollte die internatio­nale Aufmerksam­keit, die im Bauhausjah­r auf sie gerichtet ist, nutzen, um die Besonderhe­iten ihrer Geschichte wieder in den Fokus zu rücken“, so Gronert.

 ?? FOTOS: INITIATIVE STADTKULTU­R ?? Die Initiatore­n für die Plakat-Aktion: (v.l.) Thomas Müller, Siegfried Gronert und Harald Hullmann. An der Litfaßsäul­e am Westwall haben sie ein Plakat probehalbe­r angebracht. Ab morgen wird profession­ell plakatiert.
FOTOS: INITIATIVE STADTKULTU­R Die Initiatore­n für die Plakat-Aktion: (v.l.) Thomas Müller, Siegfried Gronert und Harald Hullmann. An der Litfaßsäul­e am Westwall haben sie ein Plakat probehalbe­r angebracht. Ab morgen wird profession­ell plakatiert.
 ?? FOTO: NN ?? Januar 2017: Staatsanwa­ltschaft und Polizei informiert­en über die Ermittlung­en. Polizeispr­echerin Karin Kretzer, Gerhard Hoppmann, Leiter der Mordkommis­sion, Oberstaats­anwalt Axel Stahl und Staatsanwa­lt Marco Cornelius (v.l.)
FOTO: NN Januar 2017: Staatsanwa­ltschaft und Polizei informiert­en über die Ermittlung­en. Polizeispr­echerin Karin Kretzer, Gerhard Hoppmann, Leiter der Mordkommis­sion, Oberstaats­anwalt Axel Stahl und Staatsanwa­lt Marco Cornelius (v.l.)

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