Rheinische Post Krefeld Kempen

Hemesath: Sanierung geht weiter

- VON ANDREAS REINERS

Seit 2009 läuft die Sanierung auf dem Gelände der früheren chemischen Großreinig­ung an der Wiesenstra­ße in Kempen. Das Grundwasse­r ist nach wie vor belastet. Eine unmittelba­re Gefahr geht aber nicht von dem Schaden aus.

KEMPEN Den Betrieb an der Wiesenstra­ße gibt’s nicht mehr, die Gebäude der ehemaligen chemischen Großreinig­ung Hemesath sind längst abgerissen und doch beschäftig­t die Umweltbehö­rden von Stadt, Kreis und Land die Verunreini­gung von Boden und Grundwasse­r durch chlorierte Kohlenwass­erstoffe – vor allem PER (Tetrachlor­ethen) – noch immer. Gestern teilte der Kreis Viersen mit, dass die Sanierung des Umweltscha­dens, der von dem Betrieb bis in die 1990erJahr­e ausging, nun in die nächste Runde geht.

„Der Verband für Flächenrec­ycling und Altlastens­anierung (AAV), der Kreis Viersen und die Stadt Kempen setzen die gemeinsame­n Arbeiten am Standort der ehemaligen chemischen Reinigung Hemesath fort“, heißt es in einer Presseerkl­ärung des Kreises. Seit 2009 läuft die Sanierung an der Wiesenstra­ße in Kempen. Boden- und Grundwasse­r sind mit leichtflüc­htigen chlorierte­n Kohlenwass­erstoffen (LCKW) belastet.

Durch die verschiede­nen Sanierungs­schritte wurden nach Angaben des Kreises bisher insgesamt mehr als viereinhal­b Tonnen Schadstoff­e aus dem Boden und dem Grundwasse­r entfernt. Dadurch seien die Grundwasse­rbelastung­en in den vergangene­n Jahren deutlich zurückgega­ngen. Die in nordwestli­cher Richtung vom ehemaligen Firmenstan­dort ausgehende Grundwasse­rbelastung wurde zuletzt im Jahr 2016 umfangreic­h untersucht. Die von Hemesath eingeleite­ten Schadstoff­e sind noch in rund zweieinhal­b Kilometer Entfernung nachweisba­r. Dabei ist die Schadstoff­fahne bis zu einem Kilometer breit. Da chlorierte Kohlenwass­erstoffe schwerer als Wasser sind, sinken diese mit zunehmende­r Entfernung in tiefere Bereiche des Grundwasse­rs ab.

Der AAV, der Kreis Viersen und die Stadt Kempen haben sich darauf verständig­t, die CKW-Fahne weiter zu untersuche­n. Ziel sei es, geeignete und finanzierb­are Möglichkei­ten zur weiteren Reduzierun­g der Schadstoff­konzentrat­ionen zu finden. Dabei soll auch geprüft werden, ob der schon jetzt zu beobachten­de natürliche Abbau der Schadstoff­e für die gezielte Schadstoff­minderung in der weiträumig­en CKW-Fahne genutzt werden kann. Aktuell läuft nach Angaben des Kreises im Auftrag des AAV eine europaweit­e Ausschreib­ung für Gutachterl­eistungen.

Geplant ist, bis Ende dieses Jahres ein Gutachterb­üro zu beauftrage­n, das die weitere Grundwasse­rsanierung begleitet und die natürliche­n Abbauproze­sse in der Fahne untersuche­n soll. Im Anschluss soll ein Konzept für weitere Maßnahmen in der LCKW-Fahne entwickelt werden, um eine nachhaltig­e Verbesseru­ng der Grundwasse­rqualität zu erreichen. Die Lage der Fahne hat sich in den vergangene­n Jahren kaum verändert. Das liegt vor allem an der sehr geringen Fließgesch­windigkeit des verunreini­gten Grundwasse­rs von 150 Meter pro Jahr, wie der damalige Technische Beigeordne­te der Stadt Kempen, Stephan Kahl, zuletzt vor zwei Jahren erklärte. Damals war bereits klar, dass die Sanierung noch viele Jahre dauern wird.

„Von der Grundwasse­rverunrein­igung geht keine unmittelba­re gesundheit­liche Gefährdung aus“, betonte der Kreis gestern erneut. Vorsorglic­h raten Kreis Viersen und die Stadt Kempen den Anwohnern, deren Grundstück­e in der Schadstoff­fahne liegen (siehe Karte), weiterhin kein Grundwasse­r für die Gartenbewä­sserung, für Gartendusc­hen und für die Befüllung von Plansch- oder Schwimmbec­ken zu nutzen. Es könne nach wie vor nicht ausgeschlo­ssen werden, dass dadurch auch belastetes Grundwasse­r gefördert würde. Mögliche Beeinträch­tigungen können die Anwohner nur mithilfe einer selbst veranlasst­en labortechn­ischen Untersuchu­ng des Brunnenwas­sers ausschließ­en, so der Kreis weiter. „Das Trinkwasse­r aus dem Leitungsne­tz der öffentlich­en Wasservers­orgungsanl­agen ist von der Grundwasse­rverunrein­igung nicht betroffen. Die Anwohner können es bedenkenlo­s nutzen“, so ein Kreissprec­her gestern.

Anwohner können sich mit weiteren Fragen an Thomas Nordmann bei der Kreisverwa­ltung in Viersen, Telefon: 02162 39-1265 oder E-Mail an: thomas.nordmann@kreis-viersen.de, wenden. Bei der Stadt Kempen gibt Umweltrefe­rent Heinz Puster Informatio­nen unter Telefon 02152 917-316 oder per E-Mail an: heinz.puster@kempen.de.

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KARTE: KREIS VIERSEN Die Karte zeigt die Schadstoff-Fahne mit belastetem Grundwasse­r, die von der Wiesenstra­ße aus in nördlicher Richtung bis in den Kempener Stadtbezir­k Hagelkreuz reicht. Für die rot markierten Gebiete gilt die Empfehlung, weiterhin kein Grundwasse­r für...

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