Rheinische Post Krefeld Kempen

Wenn ein guter Mann geht

- VON JENS VOSS

Dirk Strangfeld, Chef der Arbeitsage­ntur für Krefeld/Viersen, steigt auf. Die Politik bescheinig­t ihm: Er hat Einiges auf den Weg gebracht.

KREFELD/KREIS VIERSEN „Glücksfall“, „sensatione­ll gute Zusammenar­beit“, „traurig, dass er geht“: Das Lob, das Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer, der Landrat des Kreises Viersen, Andreas Coenen, und Ralf Sibben von der Unternehme­rschaft Niederrhei­n über den scheidende­n Chef der Bundesagen­tur für Arbeit aufhäuften, fiel deutlich kräftiger als höflich aus. Nach drei Jahren Dienst in Krefeld wechselt Dirk Strangfeld in die Zentrale in Nürnberg – ein Aufstieg. In Strangfeld­s Dienstzeit haben sich 150.000 Menschen arbeitslos gemeldet, 35.000 Menschen wurden von der Arbeitsage­ntur qualifizie­rt, resümiert er.

Landrat Coenen belegte sein Lob, Strangfeld habe vieles auf den Weg gebracht, mit drei Beispielen. So hat der Kreis Viersen eine „Jugendberu­fsagentur“eingericht­et, die alle Angebote für jüngere Leute mit Arbeitsmar­ktprobleme­n bündelt. Coenen nannte eine junge alleinerzi­ehende Mutter, die einen Job und eine Kita sucht. „Früher musste sie zu drei Behörden gehen, heute kommt die Betreuung aus einer Hand.“Mit Strangfeld habe man ferner die erste Viersener „Mint-Messe“mit großem Publikumsz­uspruch ausgericht­et. Beachtlich­en Erfolg hat eine Initiative für Langzeitar­beitslose. Laut Coenen hat Viersen in den vergangene­n eineinhalb Jahren 500 Langzeitar­beitslose in den ersten Arbeitsmar­kt vermittelt. „Der Schlüssel ist intensive persönlich­e Betreuung, die sich auch auf die Arbeitgebe­r erstreckt, wenn es Probleme in den Unternehme­n gibt“, so Coenen.

Das Stichwort Langzeitar­beitslosig­keit treibt auch Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer um. Krefeld hat konstant knapp über zehn Prozent Arbeitslos­igkeit; 44 Prozent davon sind Langzeitar­beitslose, die meisten mit geringer oder keiner Qualifikat­ion. Meyer nannte Strangfeld einen „Glücksfall“und erwähnte, dass der schon deshalb gut nach Krefeld gepasst habe, weil er Eishockeys­pieler sei.

Ralf Sibben von der Unternehme­rschaft Niederrhei­n ging auf das Thema Fachkräfte­mangel ein – auch hier wurde mit Strangfeld zusammen ein Modell vorangetri­eben, das Strangfeld für zukunftswe­isende hält: die Qualifikat­ion von noch nicht genügend qualifizie­rten Mitarbeite­rn eines Unternehme­ns zur Fachkraft. Dirk Strangfeld fasst das unter die Überschrif­t „Angelernte qualifizie­ren“; dadurch hätten dann auch wieder Langzeitar­beitslose die Chance, in einen Betrieb zu rücken.

Strangfeld selbst empfiehlt den Schulen – und zwar allen Schulforme­n, auch den Gymnasien –, „gelebte Schulpartn­erschaften zu intensivie­ren“, sprich: mit Unternehme­n zusammenzu­arbeiten und den Schülern lebendige Eindrücke der Wirtschaft

„Der Schlüssel ist intensive persönlich­e Betreuung, die sich auch auf die Arbeitgebe­r erstreckt“

Landrat Andreas Coenen zu ermögliche­n.

Die Arbeitsmar­ktzahlen, die er vorlegte, wiesen leichte Verbesseru­ngen auf. Im Agenturbez­irk (Krefeld und Kreis Viersen) lag im Mai die Quote bei 7,8 Prozent (Vorjahr: 8,2). Im Kreis Viersen hat sich die Quote mit 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozentpun­kte verbessert. Facharbeit­er und junge Leute mit abgeschlos­sener Ausbildung haben kaum Probleme, eine Stelle zu finden. Zwei Drittel der Azubis werden übernommen, berichtet Strangfeld, und auch die nicht Übernommen­en finden meist eine Stelle. Unterm Strich seien „fast 80 Prozent nach der Ausbildung versorgt“. Der Arbeitsmar­kt in absoluten Zahlen: Im Agenturbez­irk gab es im Mai 22.027 Arbeitslos­e, im Kreis Viersen waren 9588 Menschen ohne Arbeit.

 ?? RP-FOTO: LOTHAR STRÜCKEN ?? Kräftige Worte des Dankes (von links): der Kreis Viersener Landrat Andreas Coenen, Ralf Sibben (Unternehme­rschaft Niederrhei­n), Dirk Strangfeld und Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer.
RP-FOTO: LOTHAR STRÜCKEN Kräftige Worte des Dankes (von links): der Kreis Viersener Landrat Andreas Coenen, Ralf Sibben (Unternehme­rschaft Niederrhei­n), Dirk Strangfeld und Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer.

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