Rheinische Post Krefeld Kempen

Frist versäumt? Aufstieg des KFC Uerdingen massiv gefährdet

- VON THOMAS SCHULZE UND OLIVER SCHAULANDT

Der DFB prüft, ob der KFC eine Frist versäumt hat, den Liquidität­snachweis zur Dritten Liga rechtzeiti­g einzureich­en. Stimmt das, steigt der Verein möglicherw­eise nicht auf. Ponomarev erwägt Rückzug.

Der Aufstieg des KFC Uerdingen in die Dritte Liga ist offenbar ganz massiv gefährdet. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gestern bekannt gegeben, dass er für kommenden Montag den Zulassungs­beschwerde­ausschuss beauftragt hat, sich mit dem Antrag des Clubs auf Zulassung zur Dritten Liga zu befassen. Der Vorwurf lautet: Bis spätestens zum 29. Mai, also bis zum vergangene­n Dienstag, hätte der Club bis 15.30 Uhr dem DFB den Nachweis der wirtschaft­lichen Leistungsf­ähigkeit vorlegen müssen. Möglicherw­eise, und das prüft nun der Ausschuss, ging dieser zu spät ein. Für den Fall, dass das DFB dem KFC den Aufstieg aberkennt, drohte KFC-Präsident Mikhail Ponomarev am Abend mit seinem Rückzug (siehe nebenstehe­nder Text). Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass sich der DFB davon allerdings beeinfluss­en lässt.

Die Nachricht verbreitet­e sich gestern Abend in Krefeld wie ein Lauffeuer. Es war das Gesprächst­hema Nummer eins unter den Fans, aber auch in Kneipen. Die Anhänger waren stark verunsiche­rt, andere wie vor den Kopf geschlagen. Nur 48 Stunden nach der großen Feier auf dem Rathauspla­tz: Aus der Traum?

Zum Nachweis der wirtschaft­lichen Leistungsf­ähigkeit gehört unter anderem eine Liquidität­sreserve als Guthaben. Diese ging, so gab der DFB an, vielleicht erst nach Ablauf der Abgabefris­t ein. „Die Nichteinha­ltung der Frist hätte nach den Statuten zur Folge, dass die Bedingung nicht erfüllt ist und daher keine Zulassung erteilt werden könnte“, teilte der DFB mit. „Ein Ermessenss­pielraum würde für den Zulassungs­beschwerde­ausschuss in diesem Fall aufgrund der gegebenen Drittbetro­ffenheit der anderen Bewerber, für die dieselben Fristen und Regeln galten, nicht bestehen.“– Heißt: Sollte der KFC diese Frist versäumt haben, und sei es auch nur um Minuten, dann würde der DFB den Uerdinger die Zugehörigk­eit zur Dritten Liga unabhängig vom sportliche­n Erfolg verweigern. Denn: „ Die Ausschluss­frist galt gleicherma­ßen für alle Klubs, die nach Einreichun­g der Zulassungs­unterlagen zum 15. März und deren Prüfung durch den DFB Bedingunge­n gestellt bekommen hatten“, heißt es beim DFB. Am Montag wird der Zulassungs­beschwerde­ausschuss anhand der vorliegend­en Unterlagen überprüfen, ob die Liquidität­sreserve fristgerec­ht gestellt und die Bedingung somit erfüllt worden ist.

„Im Fall der Nichtertei­lung einer Zulassung für einen Gewinner der Aufstiegss­piele zur 3. Liga würde laut DFB-Spielordnu­ng (Paragraf 55b Punkt 4) der in den Aufstiegss­pielen unterlegen­e Verein als Sieger gelten und den Platz in der 3. Liga einnehmen, sofern er die wirtschaft­lichen und technisch-organisato­rischen Anforderun­gen erfüllt“, teilte der DFB weiter mit. Was bedeutet: Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstel­len und der DFB dem KFC tatsächlic­h den Aufstieg verweigern, dann würde wahrschein­lich Waldhof Mannheim an- stelle der Uerdinger aufsteigen – es sei denn, der DFB wertet die Vorkommnis­se des Skandalspi­els, in dem Mannheimer Fans durch den massiven Einsatz von Pyrotechni­k den Abbruch des Spiels herbei geführt hatten, anders. Am Dienstag hatte das DFB-Sportgeric­ht deshalb das Rückspiel bereits als 2:0-Sieg für den KFC gewertet.

Käme dies so, dann käme dies einem Deja-vu gleich: Im Jahr 2005 hatte der DFB dem KFC die Lizenz zur Regionalli­ga sogar rückwirken­d entzogen. Damals waren Verträge mit dem damaligen Hauptspons­or Hermann Tecklenbur­g zum Liquidität­snachweis auf die allerletzt­e Minute abgegeben worden – dabei hatte der damalige Vorstand allerdings nicht angegeben, dass darin unerlaubte Kopplungsg­eschäfte mit dem Geldgeber vereinbart waren. Dies ist nach DFB-Statuten verboten, und daher reagierte der Verband so empfindlic­h.

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FOTO: DPA Werden Präsident Mikhail Ponomarev und dem KFC der Zugang zur Dritten Liga verweigert? Für diesen Fall droht der Russe mit Rückzug.

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