Rheinische Post Krefeld Kempen
Wie deutsches Wissen Jordanien hilft
Die Bundeskanzlerin war jüngst zu Gast in Madaba. Studenten lernen dort mit deutscher Hilfe.
DÜSSELDORF Jordanien, eines der wasserärmsten Länder der Welt, liegt friedlich zwischen den Konfliktherden des Nahen Ostens: Jeder dritte der 9,5 Millionen Einwohner ist Flüchtling. Ich habe das Land schätzen gelernt, vor allem die rund 40 Kilometer südlich von Amman gelegene Stadt Madaba. Ich genießen den Moses-Blick vom Berg Nebo auf das gelobte Land.
Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte nun in Madaba die German-Jordanian University (GJU). Mit 4500 in der Mehrzahl weiblichen Studenten, einer arabischen Präsidentin und deutschen Vizepräsidentin gehört die deutsch-jordanische Vorzeige-Fachhochschule zu den besten der 35 Hochschulen im Königreich. Wissen aufsaugen für den Arbeitsmarkt im Nahen Osten, darum geht es hier, und tatsächlich spürt man bei den Studierenden in Hörsälen und Laboren Power. Lebhaft gestaltete sich denn auch die Diskussion mit der deutschen Kanzlerin. Absolventen der GJU seien die Garanten für Stabilität in Jordanien und Investionen aus Deutschland, sagte Merkel. Sie machte zudem den maroden jorda- nischen Nahverkehr und die schlechte Wasserversorgung zum Thema. Viele neue Jobs könnten in diesem Umfeld entstehen.
Seit 2009 liegt mir die berufliche Qualifikation der GJU-Studierenden am Herzen. In enger Kooperation mit der Wirtschaft nimmt die Methode „adapt2Job“einen festen Platz im Vorlesungsbetrieb ein. Professoren und Industriemanager aus Deutschland unterrichten im Dop- pelpack – Digitalisierung begreifen und Lösungen für Jordanien finden, so lautet das Credo. Firmen aus Jordanien verzahnen sich mit dem Trainingsplan aus Deutschland.
Studenten beschäftigen sich in dem fünftägigen Training mit einer Kombination aus Wirtschaftsinformatik, Unternehmensführung, unternehmerischem Denken, kreativem Gestalten und Mut. Die Industriepartner an Bord eint die Digitali- sierung, denn die schafft Jobs neuer Prägung. Häufig bieten die Partner, darunter DHL, Microsoft, SAP, FINE, IBM, SMS guten Studenten im Training Praktika und Stellen an.
Markus Reifferscheid, Entwicklungschef der Düsseldorfer SMSGroup, die führend bei den Themen Digitalisierung und Industrie 4.0 ist, übernimmt aktuell die Firmenrolle im adapt2Job-Programm. Big Data, Internet of Things, Augmented Reality, Digitale Zwillinge, Smart Alarm – nach fünf Tagen verstehen die jungen Leute die Praxis als Chance für Jordanien und die Region. Studentische Geschäftsideen entstehen, etwas, das nicht jeder kann, das sich in Jordanien zu Geld machen lässt, etwa der 3-D-Druck von Ersatzteilen in Jordanien mit Dateien aus Deutschland.
Im September geht’s für mich wieder nach Madaba: Probleme des Nahverkehrs und der Wasserversorgung in Jordanien digital lösen.
ist Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Westfälischen Hochschule. Seit 20 Jahren arbeitet sie in ihrer vorlesungsfreien Zeit in der NahostNordafrika-Region. Sie macht Studierende fit für Berufe in ihren Heimatländern. www.adapt2job.com