Rheinische Post Krefeld Kempen
Im Überlebensmodus
Dänemark nach 1945: Deutsche Kriegsgefangene müssen einen verminten Strand räumen.
MAINZ (kna) Es sind Bilder und Töne, die man sehr lange nicht mehr aus dem Kopf bekommen wird: Das angespannte Atmen von jungen Männern in Todesangst, die wissen, dass ein falscher Handgriff ihr Leben kosten kann. Die zerfetzten Gliedmaßen und das verzweifelte Schreien nach der Mutter bei denen, die einen solchen Fehler gemacht haben – oder einfach nur Pech hatten. Der ständige Hunger dieser halben Kinder, ihr verzehrendes Heimweh, das Wissen um die Ausweglosigkeit ihrer Situation.
Das Kriegsdrama „Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit“handelt von zwangsverpflichteten jugendlichen Minenräumern nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten: Deutsche Soldaten vergruben 2,2 Millionen Landminen an der Westküste Dänemarks, in der irrigen Annahme, dass die Alliierten dort eines Tages landen würden. Nach Kriegsende wurden 2000 deutsche Kriegsgefangene dazu gezwungen, diese Minen wegzuräumen; fast die Hälfte von ihnen starb dabei oder wurde schwer verletzt.
Die dänisch-deutsche Koproduktion erzählt von einem Dutzend junger Gefangener aus dem sogenannten Volkssturm. 16, 17, maximal 18 Jahre sind sie alt: Feldwebel Leopold Rasmussen hasst die Deutschen, die sein Land über Jahre besetzt hiel- ten; er ist aggressiv und unerbittlich gegenüber den überforderten, hungernden, von Todesangst und Heimweh zerfressenen Jungen. Nur ganz langsam schleicht sich etwas Menschlichkeit in die Beziehung zwischen dem Kommandanten und seinen Untergebenen.Vor allem der selbstbewusste Sebastian kommt Rasmussen näher. Louis Hofmann spielt diesen inoffiziellen Anführer der Jungen mit starker Präsenz, der Däne Roland Møller den zwischen Härte und Verständnis schwankenden Feldwebel.
Die stimmige Folie für ihre Darstellung liefert Martin Zandvliet. Der dänische Autor und Regisseur macht aus seinem Stoff weder eine didaktische Lehrstunde noch ein die schreckliche Thematik missbrauchendes Überwältigungsdrama – obwohl das eine wie das andere durchaus nahe gelegen hätte. Er zeigt einfach den furchtbaren Alltag dieser Jungen, was schon genug an kaum auszuhaltender Spannung bietet. Mit Aufnahmen der wunderschönen dänischen Dünenlandschaft gewährt er seinen Zuschauern aber auch immer wieder Ruhepunkte. Ohne diese Bilder von Kamerafrau Camilla Hjelm wäre der Film, der 2017 der offizielle dänische Kandidat für den fremdsprachigen Oscar war, wohl auch unerträglich.
„Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit“, ZDF, Mi., 23 Uhr.