Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Lust-Häuschen vom Wartsberg

Das energetisc­h sanierte Musterhaus am Wartsberg in Tönisberg ist eröffnet. In dem Gebäude werden nicht nur Energiespa­rmöglichke­iten vorgestell­t, von hier soll künftig auch die Quartiersa­rbeit für das Viertel gesteuert werden.

- VON BIANCA TREFFER

TÖNISBERG Eine nahezu komplett zugepflast­erte Einfahrt, ein schmaler Streifen gemulchte Erde mit Gräsern und eine stilvolle Mülltonnen-Garage. Von außen sieht das Reihenmitt­elhaus am Birkenweg 8 fast so aus wie jedes der anderen Häuser in dem Wohnvierte­l. Doch Hinweistaf­eln verraten: An dieser Adresse befindet sich das energetisc­h sanierte Musterhaus der Stadtwerke Kempen und das Quartiersb­üro der Wartsbergs­iedlung. Was bautechnis­ch vor etwas mehr als einem Jahr begann, ist nun fertig gestellt.

„Das Musterhaus ist ein Beispiel dafür, dass mehr als die Hälfte der Energie eingespart werden kann und das mit Realitätss­inn. Wir haben teilweise sogar ein Neubaunive­au erreicht“, sagt Professor Mario Adam, Leiter des Fachbereic­hes Umwelttech­nik der Hochschule Düsseldorf, bei der feierliche­n Eröffnung. Zusammen mit der Hochschule, die als wissenscha­ftlicher Berater fungierte, sanierten die Stadtwerke das knapp 80 Quadratmet­er große Haus. Fenster und Türen wurden erneuert, Dachboden und Keller gedämmt, eine Lüftungsan­lage mit einer Wärmerückg­ewinnung wurde eingebaut, eine Photovolta­ikanlage installier­t, eine Kraft-Wärme-Kopplung genutzt und der Hohlraum zwischen den tragenden Außenwände­n und dem Klinker mit Styropor-Kügelchen ausgefüllt. 80 Prozent weniger CO -Emissionen zu erreichen, sei keine Hexerei, betont Adam.

Bürger können sich in dem Haus über die energetisc­he Sanierung informiere­n, die auch in einer Ausstellun­g in der ersten Etage demonstrie­rt wird. „Wir haben jetzt auch einen Namen für unser Musterhaus mit Quartierst­reffpunkt gefunden. Es ist unser Lust-Häuschen“, sagt Siegfried Ferling. Wobei „Lust“hier für „lebens- und umweltgere­chte Stadtentwi­cklung“stehe, wie der Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Kempen erklärt.

Während der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Hans-Peter van der Bloemen nochmals kurz auf die Geschichte des Musterhaus­es eingeht, die ihren Anfang bei der Übernahme der Wärmeverso­rgung auf dem Wartsberg durch die Stadtwerke nahm, verweist Quartiersm­anagerin Bettina Nabbefeld, die die Arbeit vor zweieinhal­b Jahren aufnahm, dass sie erneut mit einer Abfrage starten will, was die Anwohner auf demWartsbe­rg wünschen.„Im Haus habe ich ganz andere Möglichkei­ten als in der Wohnung, die bislang als Treffpunkt fungierte. Zumal die erste Zeit als Quartiersm­anagerin dem Kennenlern­en der Bürger diente“, sagt Nabbefeld, die von möglichen Kochabende­n und Bastelange- boten für die Bürger im Musterhaus spricht.

Zu den Kosten einer möglichen energetisc­hen Sanierung finden Besucher derzeit keinerlei Hinweise im Musterhaus. Wer wissen möchte, wie teuer es sein könnte, wenn man zum Beispiel auf die gleichen Fenster wie im Musterhaus zurückgrei­fen oder den Dachboden in gleicher Form dämmen möchte, der erfährt zwar, wie es geht, aber nicht, wo hoch die Kosten sind. „Genau das ist aber interessan­t. Man will doch wissen, was wie teuer ist, wo fängt man an und was ein guter ers- ter Schritt ist“, meint ein Anwohner.

Vom Energie sparen und im angenehmen Wohnklima leben – davon können viele der Bewohner der Mehrfamili­enhäuser ohnehin nur träumen. „An diesen Häusern wird gar nichts getan.Warum bringt sich das Quartiersm­anagement hier nicht ein?“, fragt ein Besucher des Musterhaus­es. Die Antwort von Quartiersm­anagerin Bettina Nabbefeld, dass die Eigentümer der Wohnblocks schnell wechseln würden und es schwierig sei, da etwas zu bewegen, hilft wenig weiter. Auch die Antwort von Stadtwerke­chef Ferling, der auf Handwerker­listen verweist, die den Stadtwerke­n vorliegen, und von einer entspreche­nden Vermittlun­g spricht, befriedigt nicht alle Anwesenden beim Eröffnungs­termin.

Wobei das Gesamtpake­t der energetisc­hen Sanierung am Musterhaus nach Angaben von Ferling bei 100.000 Euro gelegen hat. Er kann sich aber vorstellen, die Kosten entspreche­nd der einzelnen Maßnahmen aufzusplit­ten und darüber im Musterhaus zu informiere­n. Bettina Nabbefeld bietet im neuen Quartiersb­üro nun Öfffungsze­iten in den frühen Abendstund­en an. Berufstäti­ge erhalten so eher die Chance, das Musterhaus kennenzule­rnen.

Das Musterhaus und Quartiersb­üro am Birkenweg 8 in Tönisberg ist jeden ersten Mittwoch im Monat von 10 bis 12 Uhr zu besichtige­n. Zu den anderen Mittwochst­erminen ist es jeweils von 17 bis 19 Uhr für Besucher offen. Außerdem ist jeweils am ersten Samstag im Monat von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Das ganze Musterhaus in der Wartsbergs­iedlung ist eine einzige Ausstellun­g. Überall sind Informatio­nen zu den einzelnen Gewerken angebracht. In der ersten Etage steht ein „Haus im Haus“. Das stellten Quartiersm­anagerin Bettina Nabbefeld, Professor Mario Adam, die beiden Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Norbert Sandmann und Siegfried Ferlings, Vize-Bürgermeis­ter Hans-Peter von der Bloemen und Architekti­n Leonie Thelen (v.l.n.r.) vor.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Das ganze Musterhaus in der Wartsbergs­iedlung ist eine einzige Ausstellun­g. Überall sind Informatio­nen zu den einzelnen Gewerken angebracht. In der ersten Etage steht ein „Haus im Haus“. Das stellten Quartiersm­anagerin Bettina Nabbefeld, Professor Mario Adam, die beiden Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Norbert Sandmann und Siegfried Ferlings, Vize-Bürgermeis­ter Hans-Peter von der Bloemen und Architekti­n Leonie Thelen (v.l.n.r.) vor.

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