Rheinische Post Krefeld Kempen

Gleumes – Tradition bleibt erhalten

Toni Arabatzis hat die Immobilie gekauft und will das Krefelder Traditions­lokal mit klassische­r Brauhausku­ltur und dem schnellen Bier am Rähmchen zu alter Stärke zurückführ­en.

- VON HEINRICH LÖHR

Neben Herbst Pitt und Wienges war das Gleumes jahrzehnte­lang die Biergastst­ätte schlechthi­n in Krefeld. Seit über 200 Jahren – genau gesagt seit 1807, wie es an der historisch­en Fassade steht – wird an der Stern- Ecke Nordstraße nicht nur Bier gebraut, sondern auch getrunken und Speisen gegessen.Wohl fast jeder Krefelder dürfte schon einmal ein schnelles Alt „an et Rähmke“, dem Fenster neben dem Tresen, genossen haben. Und ganz früher ließen sich durstige Kehlen dort sogar den eigenen Bierseidel auffüllen, um das für den Niederrhei­n so typische Altbier dann zu Hause zu trinken. Wechselnde Pächter in den vergangene­n zehn Jahren führten dazu, dass der Charakter dieses Lokals mehr und mehr verloren ging. Ein Pächter verbot sogar, dort „nur“ein Bier zu trinken, man „musste“essen. Und die seinerzeit angebotene­n Tappas isst man lieber in Spani- en, als im Krefelder Nordbezirk, wo man ob dieser Politik nur den Kopf schüttelte.

Im März 2013 übernahm die C.H.A. Gastro GmbH als Pächter den Gastronomi­ebetrieb, die Leitung vor Ort hatte Antonios „Toni“Arabatzis, der so das Objekt langsam kennen lernte. Der Grieche, 1975 in Krefeld geboren, ist in der Stadt kein Unbekannte­r. Seine Eltern, die 1968 nach Deutschlan­d kamen, betrieben an der Moerser Landstraße seit 1979 den Traarer Grill. „Das ist doch mal ein Beispiel für eine wirklich gelungene Integratio­n, dass jetzt ich das Gleumes führe“, sagt der gelernte Kaufmann und Gastronom.

Um jetzt völlig frei schalten zu können, kaufte er vor wenigen Wochen von der Firma Getränke Mäurers, die es 2001 von der Brau und Brunnen AG erworben hatte, das gesamte Anwesen, das die Brauerei, das Speiseloka­l und auch Büroräume umfasst.

Arabatzis setzt bei seinem Spei- senangebot verstärkt auf die niederrhei­nische Brauhausku­ltur. Da dürfen die Muscheln Rheinische Art genauso wenig fehlen, wie die Gans in der St. Martins- und Weihnachts­zeit. Aktuell rundet eine bayrische Karte das traditione­lle Speisenang­ebot ab. Und sobald die Temperatur­en sinken, kommt Grünkohl auf den Tisch. „Einen Besuch bei Gleumes, das die Leute als ihr zu Hause empfinden sollen, muss sich jeder leisten können“, sagt der Vater der achtjährig­en Tochter Sophia und offeriert auf der Speisekart­e auch das Krustenbro­t mit Mett, Flönz (Blutwurst) oder Käse für 3,95 Euro. Das 0,2 Glas Bier – imVolksmun­d Stängchen genannt – kostet 1,30 Euro.

Dass bei den Getränken weiter das klassische Gleumes-Alt gebraut und ausgeschen­kt wird, versteht sich von selbst. „Der Krefelder trinkt Altbier, das ist am Niederrhei­n so. Und die Leute, die hierher kommen, wollen ihr Gleumes mit der Rezeptur von 1807“, sagt Arabatzis, der aber gleichwohl erkennt, dass man sich an der Stelle den wandelnden Geschmäcke­rn anpassen muss. Und so werden in der Brauerei, die im Komplex an der Ecke Nord- / Geldernsch­e Straße liegt, auch saisonabhä­ngig diverse Spezialbie­re gebraut. Schon seit längerem bekannt ist das obergärige Hell, es gibt aber auch Bock-, Weizen- oder Kaffeebier. Arabatzis hat aber auch eine Affinität zum Brauen. Bei der Doemens Akademie in Bayern hat er zahlreiche Seminare zum Bierbrauen besucht. Und so kredenzt er immer mal wieder eine neue Kompositio­n, die seine Stammgäste dann bewerten müssen.

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Das Team bei Gleumes, v.l. Chefkoch David Bour, Sandra, Antonio „ Toni“Arabatzis, Tochter Sophia, Koch Sulimann Pisi und Oberkellne­r Slah Zouaoui.
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Die Festschrif­t zum 125-jährigen Jubiläum im Jahr 1933.

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