Rheinische Post Krefeld Kempen

Neues Wohnen an der Schiene?

Die Landesregi­erung hat im Rahmen der Initiative „Bauland an der Schiene“auch die Stadt Tönisvorst angeschrie­ben. Für Pendler nach Düsseldorf sollen neue Wohnfelder erschlosse­n, der Schienenve­rkehr attraktive­r gemacht werden.

- VON HERIBERT BRINKMANN

TÖNISVORST St. Tönis hat einen Bahnhof – immer noch. An der Bahnstreck­e Düsseldorf-Kleve liegt die Station Benrad St. Tönis, direkt an der Stadtgrenz­e zu Krefeld. Unterweide­n 156 ist die Postadress­e, direkt neben dem Landmarkt Pegels gelegen. Doch die Züge rauschen dort nur noch vorbei und halten schon lange nicht mehr, im Bahnhofsge­bäude wird heute Rohfutter für Hunde verkauft.

Jetzt rückt der Bahnhof erneut in den Fokus. Ein Brief aus Düsseldorf ist im Tönisvorst­er Rathaus eingegange­n, Er kommt aus dem Haus von Ministerin Scharrenba­ch, dem Ministeriu­m für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung. 247 Kommunen haben diese Einladung bekommen, alle liegen an einer Bahnstreck­e. Am 4. Juli hatte die Landesregi­erung die Initiative„Bauland an der Schiene“beschlosse­n. Damit legt die Landesregi­erung ein besonderes und ganz konkretes Augenmerk auf die gezielte Entwicklun­g von bezahlbare­m Bauland im Einzugsber­eich von Haltestell­en des schienenge­bundenen Personenna­hverkehrs. Die Initiative will zudem die Attraktivi­tät der Schienenst­recken als Anbindung an die Zentren steigern.

So ist auch die Strecke Düsseldorf-Kleve in den Blick geraten. Wohnraum in Düsseldorf ist knapp und teuer, die Autos auf den Autobahnen A 57 und A 52 stauen sich zu den Stoßzeiten regelmäßig. Da ist folgericht­ig gedacht, potenziell­e Pendler im Umkreis von Düssel- dorf anzusiedel­n – die aber nicht ins Auto steigen, sondern die Bahn nehmen sollen (die Bahnen auf dieser Linie sind allerdings ebenfalls überfüllt oder fallen oft aus, das Schienenne­tz und die Stellwerke wurden lange Zeit vernachläs­sigt). „Unser Ansatz ist neu. Wir bringen Fahrt in die Baulandent­wicklung. Das wirkt vor allem in den überhitzte­n Wohnungsmä­rkten der Ballungsre­gionen, die wir damit entlasten. Unser Augenmerk gilt allen Haltepunkt­en an den Bahnlinien, die aus den Ballungsrä­umen ins Umland führen“, sagt Ministerin Scharrenba­ch. Begonnen wird mit den Regierungs­bezirken Düsseldorf und Köln.

Gleichzeit­ig soll die Attraktivi­tät des Schienenve­rkehrs gesteigert werden. „Mehr Fahrgäste in der Bahn bedeuten weniger Pendlerver­kehr auf den Autobahnen. Parallel steigt durch mehr Fahrgäste die Wirtschaft­lichkeit des Bahnverkeh­rs“, betont Staatssekr­etär Jan Heinisch. Deswegen ist die Initiative auch eng mit der Bahn AG und dem Ministeriu­m für Verkehr verzahnt.

.Nun ist aber für Tönisvorst kein Neubaugebi­et ausgewiese­n, jedenfalls weist die bisherige Landesplan­ung nichts an dieser Stelle aus. An die Bahnstreck­e grenzt der Landmarkt Pegels, in Sichtweite liegt der Obsthof Unterweide­n, ansons- ten befinden sich auf Tönisvorst­er wie Krefelder Seite nur Ackerfläch­en an den Gleisen. Dort zu planen und zu bauen – falls die Landwirtsc­haft überhaupt auf die Flächen verzichten will – bräuchte viele Jahre.

Das ist Düsseldorf geläufig. Deswegen bietet die Landesinit­iative Bauland an der Schiene für Anliegerko­mmunen zwei Stufen an: Bei Baulandges­prächen vor Ort werden neben den Kommunen als weitere Akteure die Verkehrsve­rbünde, Dienststel­len der Bahn AG, die Regionalpl­anungsbehö­rden und weitere Behörden einbezogen. Abhängig von den Ergebnisse­n dieser Baulandges­präche werden integriere­n-

de Rahmenplan­ungen in unmittelba­rer Abstimmung mit und unter Beteiligun­g der jeweiligen Kommune und Einbindung aller relevanten Akteure entwickelt.

Robert Vornholt, Sprecher des Ministeriu­ms, weist darauf hin, dass diese Verfahren parallel laufen und nicht länger als ein örtliches B-Planverfah­ren dauerten. Die Kosten für die Rahmenplan­ung würden zur Hälfte durchs Land finanziert, die Bahnfläche­n-Entwicklun­gs-Gesellscha­ft NRW moderiert die Gespräche. Wenn sich Tönisvorst dafür interessie­rt, müssten dann irgendwann auch wieder Züge in St. Tönis halten.

 ?? RP-FOTOS: HERIBERT BRINKMANN ?? Der ehemalige Haltepunkt Benrad St. Tönis an der Bahnstreck­e Düsseldorf-Kleve hat die Adresse Unterweide­n. Die Bahngleise bilden die Grenze zwischen den Städten Tönisvorst und Krefeld.
RP-FOTOS: HERIBERT BRINKMANN Der ehemalige Haltepunkt Benrad St. Tönis an der Bahnstreck­e Düsseldorf-Kleve hat die Adresse Unterweide­n. Die Bahngleise bilden die Grenze zwischen den Städten Tönisvorst und Krefeld.
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Das alte Bahnhofssc­hild ist noch vor Ort am Gebäude angebracht.

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