Rheinische Post Krefeld Kempen
Immer mehr Reiche werden noch reicher
Die Zahl der Milliardäre ist 2017 deutlich gestiegen. Die meisten Aufsteiger in den Klub der Vermögenselite kommen aus Asien.
FRANKFURT Der typische deutsche Milliardär entstammt einer Familie, die auf etliche Generationen von Ahnen zurückblicken kann.Wer sich selbst in den exklusiven Club empor arbeiten will, der sollte sein Glück in den Bereichen Konsum, Einzelhandel oder Immobilien suchen. Neuerdings auch in Laboren der Biotechnologie. Unter anderem das hat eine Milliardärs-Studie der Schwezer Großbank UBS und der Unternehmensberatung PwC ergeben.
Vor allem aber stellen die Studienautoren fest: Die Anzahl der Milliardäre und deren Vermögen sind weltweit 2017 stark gewachsen. Die Dollar-Milliardäre vermehren sich und werden immer reicher. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Vermögen der Superreichen um sage und schreibe 19 Prozent gewachsen. Das ist mehr als doppelt so viel wie die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung Deutschlands (2017: knapp 3,3 Billionen Euro).
DiesesVermögen teilen sich rund 2160 Männer und Frauen auf der Welt. Im Vorjahr hatte die weltweite Zahl der Milliardäre noch unter 2000 gelegen. Hochfliegende Aktienmärkte, anziehende Immobilienpreise und ein breit getragenes Wirtschaftswachstum haben zu dieser Vermögensexplosion beigetragen. Zudem haben die Niedrig- Anzahl der Milliardäre
2016 2017
China
Australien
Südostasien
Westeuropa
Osteuropa
Nahost/ Nordafrika
Nordamerika
Mittel- und Südamerika 34 43 42 52 83 84 147 163 318
37 3 259
296 39 7 414 oder Nullzinsen vielerorts die Vermögensvermehrung erleichtert.
Für die Erhebung werden sämtlicheVermögenswerte wie Unternehmen, Firmenbeteiligungen, private Immobilien, Kunstsammlungen und anderes berücksichtigt. Einer Rangliste des Manager-Magazins zufolge dürften die reichsten Deutschen die BMW-Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten sein – mit einem geschätzten Vermögen von 34 Milliarden Euro. Den Geschwistern gehört unter anderem knapp die Hälfte der BMW-Anteile. 59 9
631
In Deutschland gab es 2017 123 Milliardäre mit einem Vermögen von
579 Milliarden Dollar. Allein im Mai kassierten sie dafür 1,1 Milliarden Euro.
Vor allem in China verändert sich die Welt der Milliardäre in rasantem Tempo. Chinas Superreiche liegen mit einem Anstieg ihrer Vermögen um fast 40 Prozent an der Weltspitze. Auch ist dem, der den Plan hat, sich in den Klub der globalen Und die Zahl chinesischer Milliardäre wächst auch stärker als in anderen Teilen der Welt. „Wir erleben seit Jahren eine Entwicklung von der westlichen Welt nach Asien, in die neue Welt“, sagt Caroline Kuhnert, Ende 2017 gab es weltweit 2158 Milliardäre mit insgesamt
8,9 Billionen Dollar. die das Geschäft der UBS mit vermögenden Kunden in Europa leitet. Pro Woche kamen 2017 drei neue Milliardäre in Asien dazu, zwei davon aus China.Viele sind Selfmade-Milliardäre, die Innovationen vorantreiben. Einer von ihnen ist Jack Ma, der Gründer und Chef des Alibaba-Konzerns, einer Gruppe äußerst erfolgreicher Internet-Unternehmen.Westliche Beispiele für den Typus sind Microsoft-Gründer Bill Gates und Tesla-Chef Elon Musk. Allerdings hat die Liga der superreichen Gentleman auch mindestens Anteil Männer und Frauen in Prozent
8 92 China
4 96 Südostasien
4 96 Osteuropa
12 88 Nordamerika
23 77 Australien
18 82 Westeuropa
6
94 Nahost/Nordafrika
14
86
Mittel- und Südamerika eine Schattenseite. „Auf der einen Seite spiegeln Selfmade-Milliardäre rege Innovationstätigkeit wieder“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Alexander Ludwig von der Universität in Frankfurt. „Auf der anderen Seite wissen wir, dass gerade in den Bereichen Kapitalvermehrung und Kapitalanlage Vermögende einen leichteren Zugang haben, ihr Kapital zu vermehren als wenigerVermögende“. Sprich: Vermögenssprünge von mehr als 20 Prozent sind nur Realität für Superreiche. Für Arbeitnehmer bleiben sie eine Utopie.