Rheinische Post Krefeld Kempen
Die mittelalterlich geprägte Stadt an der Semois gehört zu den schönsten in Belgien.
Das alles beherrschende Bauwerk der Stadt ist die Burg, die hoch über einer Flussschleife der Semois auf einem Felsen thront. Dort lebte und wirkte einst Godefroid de Bouillon, der als einer der bekanntesten Kreuzritter des 11. Jahrhunderts Geschichte schrieb. Um seinen aufwändigen Kreuzzug nach Jerusalem finanzieren zu können, verkaufte Gottfried als Herzog von Nieder-Lothringen seine Burg an den Fürstbischof von Liège. Später zog er nicht als König von Jerusalem, sondern als „Beschützer des Heiligen Grabes“in die Geschichtsbücher ein.
Die Burg- und Stadtführerin Marie-Laure Alff hat der Stadt jetzt ein ganz besonderes Geschenk gemacht. „Aufgrund meiner Arbeit auf der Burg habe ich mich intensiv mit dem Leben Gottfrieds befasst“, er- zählt die auch als „Fee“bekannte Künstlerin.
Bouillon lernt man am besten bei einer Stadtführung kennen. Oder man hofft auf Tipps von Marie-Laure Alff, die auch die nicht so bekannten, schönen Flecken Bouillons kennt. „Sie müssen von der Burg aus die kleinen Treppen und Abkürzungen zwischen den Häusern nehmen. Früher verliefen viele dieser Geheimwege, die bei uns ‚Ton‘ heißen, durch die Häuserreihen hindurch. So gelangt man zum historischen Herzen unserer Stadt, das wir liebevoll ‚Quartier de Bretagne‘ nennen.“Dort stehen die für Boullion so typischen Wohnhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. „Die Entstehung dieser kleinen Kolonie geht wahrscheinlich auf bretonische Soldaten zurück, die den Norden der Stadt bewachen sollten und hier ihre Schlafgelegenheiten hatten“, erzählt Madame Alff. Ein paar Meter weiter steht das Haus „Lavachery“. Dieses Gebäude steht synonym für den Mittelstand des 18. Jahrhunderts. Schmiedeeiserne Balkongitter sowie die besonderen Fassadenarbeiten mit den Initialen der damaligen Eigentümerfamilie machen das Gebäude für Bouillon so einzigartig.
Nach so vielen Informationen zur Stadtgeschichte kommt allmählich Hunger auf. In Belgiens Süden wird der Genuss großgeschrieben. Doch die Genusshandwerker rund um Bouillon haben mehr zu bieten als Klosterbier, Pralinen oder Frites. Ein Klassiker der Region ist der Jambon d’Ardenne. Bereits die Römer liebten den Geschmack des „Ardenner Schinkens“. Sebas- tian von der Boucherie „Le Fumet des Ardennes“in Corbion hegt und pflegt diese Tradition. In der kleinen Metzgerei wird die Spezialität nach überlieferten Rezepten hergestellt. „Bei uns kommen nur Meersalz und eine geheime Kräutermischung an das Schweinefleisch. Danach wird der Schinken schonend über Eichen- und Buchenholz geräuchert.“Aber erst nach einer Reifezeit von mindestens neun Monaten ist der Ardenner Schinken perfekt.