Rheinische Post Krefeld Kempen

Bordell-Schließung — Juristen prüfen noch

Soll das Bordell Mevissenst­raße geschlosse­n werden oder nicht: Auf eine Antwort der Stadtverwa­ltung zu dieser Frage warten Politik und Öffentlich­keit. Um kein Risiko einzugehen, will Oberbürger­meister Frank Meyer abwarten, bis juristisch­e Gutachten vorlie

- VON NORBERT STIRKEN

Das Bordell an der Mevissenst­raße dürfte eigentlich nicht betrieben werden. Das örtliche Baurecht spricht dagegen. Dass das Eros-Center und dessen Beschäftig­te offenbar ungestört von Stadt undVerwalt­ung dennoch seit Jahrzehnte­n dort Kundschaft empfangen, gehört zu den Krefelder Besonderhe­iten. Einen Schlussstr­ich unter das Kapitel zu ziehen, fällt der Stadt offenbar nicht leicht. Der Kommune drohen nach einer angeordnet­en Schließung unter Umständen Schadenser­satzzahlun­gen an die Bordell-Inhaber.

Damit dies nicht passiert, will Oberbürger­meister Frank Meyer auf Nummer sicher gehen. Er wartet noch auf die Ergebnisse diverser Gutachten, wie das Problem gelöst werden kann. Meyer ist derjenige, der mit seinem Auftrag an das Rechnungsp­rüfungsamt Aufklärung­swillen bewiesen hat. Der nicht öffentlich­e Bericht soll darlegen, dass in den 1980-er Jahren der Bebauungsp­lan mit dem Ziel geändert wurde, die Ansiedlung eines Bordell zu verhindern. Die Stadt setzte sich mit diesem Schachzug auch vor Gericht durch. Ratsherr Thorsten Hansen (Die Grünen) vermutete in der Sitzung des Rates, dass ein „Deal“in der Art gemacht worden sei, dass der Bordellbet­rieb geduldet werde und im Gegenzug für Kulturarbe­it gespendet werden solle. Hansen sprach von einem „Kartell des Schweigens“in den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n in Politik und Verwaltung. Etwaige strafrecht­liche Vorgänge seien verjährt, urteilte die Staatsanwa­ltschaft Krefeld vor Monaten.

In der Sitzung des Ratsaussch­usses für Verwaltung, Vergabe , Ordnung und Sicherheit am Dienstag, 30. Oktober, will die Verwaltung auf Antrag der Grünen und der FDP über den Sachstand berichten. Die CDU Nord schloss sich durch ihren Ratsherrn Walter Fasbender ebenfalls an und beantragte, dass auch die Mitglieder der Bezirksver­tretung über den Stand der Dinge informiert werden.

Die Stadt hat mehrere Möglichkei­ten: Sie kann den Bebauungsp­lan ändern und den Betrieb damit legalisier­en. Vorausgese­tzt, der Betreiber erfüllt die Vorgaben des Prostituti­onsschutzg­esetzes. Ein entspreche­nder Antrag liegt der Stadt vor, ist aber noch nicht abschlie- ßend beschieden. Die Stadt kann wegen baurechtli­cher Unzulässig­keit an der Stelle das Eros-Center schließen. Dann würde der Betrei- ber womöglich aufVertrau­ensschutz pochen und Schadenser­satz verlangen. Eine andere Frage wäre, will die Stadt überhaupt das Bordell schließen oder würde sich dadurch womöglich die Straßenpro­stitution ausweiten.

In der Vorlage für die Sitzung am 30. Oktober informiert die Verwaltung, dass die Krefelder Polizei nicht davon ausgehe, dass sich die Straßenpro­stitution nach einer Schließung des Bordells ausweite. Ob den Ermittlern Anhaltspun­kte im Hinblick auf „organisier­te Kriminalit­ät“im Rotlichtmi­lieu vorlägen, dazu wolle die Polizei mündlich in der Ratsaussch­usssitzung vortragen. Eine Prognose, wann die juristisch­en Gutachten vorliegen, um zu einem Verwaltung­svorschlag über das weitere Vorgehen zu kommen, macht die Stadt in den Unterlagen nicht.

Der FDP-Fraktion um ihren Vorsitzend­en Joachim C. Heitmann reißt langsam der Geduldsfad­en. Der Jurist kritisiert­e bereits die „schleppend­e Entscheidu­ngsfindung in Sachen Eros-Center“. Die Verwaltung beschäftig­e sich seit längerem mit der Zulässigke­it des dortigen Bordellbet­riebes. „Die lapidare Mitteilung, dass die Prüfung des Antrages nach dem Prostituti­onsschutzg­esetz nicht abgeschlos­sen ist, halten wir für unzumutbar, und zwar vor dem Hintergrun­d, dass sowohl der Antragstel­ler als auch die Politik wissen müssen, wie die Verwaltung die Rechtslage einschätzt und weiter vorgehen will“, erklärte Heitmann.

„Fakt ist, dass der Betrieb keine Baugenehmi­gung hat, weil die Festsetzun­gen des gültigen Bebauungsp­lanes dagegen stehen. Die Verwaltung rede um den heißen Brei herum, spiele auf Zeit und versuche letzten Endes, der Politik den schwarzen Peter zuzuschieb­en, erklärte Heitmann schon vor Monaten.

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RP-ARCHIV (2): TL Die Zukunft des Eros Centers Mevissenst­raße ist noch offen: Der Stadt fehlen noch juristisch­e Gutachten, um zu einer Entscheidu­ng zu kommen.
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Das Eros Center könnte geschlosse­n werden.

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