Rheinische Post Krefeld Kempen
Meyers erster Wahlkämpfer
Noch nie hat ein Dezernent in Krefeld ein so leidenschaftliches Bekenntnis zu seiner Partei abgelegt wie der Sozialdemokrat Markus Schön. Das ist sympathisch – und unklug.
Es war eine Mischung aus Verzweiflung und Trotz, gepaart mit Leidenschaft und dem, was man sich unter bayrischer Kraft vorstellt: Krefelds Zukunftsdezernent Markus Schön, der bekanntlich aus München stammt, hat in einem Facebook-Eintrag nach der für die SPD verheerend ausgefallenen Landtagswahl in Bayern ein leidenschaftliches Bekenntnis zur SPD abgelegt. Es gipfelte in dem Satz: „Wir sind die Guten – also packen wir es mit Herz, Hirn und aller Leidenschaft für die Menschen in unserem Land an!“
Schöns Analyse über die Ursachen für die Krise der SPD hätte härter kaum ausfallen können. Er beklagt, die SPD sei ein „kaum wahrnehmbarer sozialer Wurmfortsatz der Union“, biete nur noch „weichgespülte Konsenssoße“und verkaufe den Menschen „halbherzige Kompromisse als große Fortschritte“. Das alles habe nur noch wenig mit dem zu tun, für was die SPD einst angetreten sei: „Den Menschen Aufstieg durch Bildung zu ermöglichen und Gesellschaft und Land nachhaltig zu modernisieren!“Die SPD ist mit solchem Masochismus ein bisschen wie Krefeld: Man meckert über sich und ist besser als sein Ruf.
Schön legt dann doch ein fulminantes Bekenntnis zur Sozialdemokratie ab. Er sei immer noch der Meinung, „dass unsere von der Würde des Menschen ableitbaren Werte und Grundüberzeugungen genau die richtigen sind“, schreibt er und ruft dann den verzagten Genossen jenes „Wir sind die Guten“zu.
Das sind Töne, die man so von einem Dezernenten selten hört und natürlich auch der außergewöhnlichen Lage der SPD geschuldet sind. Doch sind Dezernenten zwar Wahlbeamte, aber selten wird der Schritt zum Wahlkampfbeamten gemacht. Auch aus politischer Klugheit. Schön ist in Krefeld mit den Stimmen der CDU gewählt worden, CDU-Parteichef Marc Blondin hat sich im Nachgang zur Wahl sehr positiv zu Schön geäußert. Es gibt ihn also doch, den parteiübergreifenden Respekt vor fachlicher und menschlicher Reputation. Das ist ein Pfund, mit dem Schön im Rat wuchern kann. Eben das gefährdet er, wenn er zum ersten Wahlkämpfer von Oberbürgermeister Meyer wird.