Rheinische Post Krefeld Kempen
Eine ausgezeichnete Werksfeuerwehr
Die Betriebsfeuerwehr von Siemens wurde zertifiziert. Damit steht sie im Range einer Freiwilligen Feuerwehr und ist voll in die Krefelder Gefahrenabwehr einbezogen. Speziell bei Zugunfällen soll sie hinzugezogen werden.
UERDINGEN Wenn es brennt, zählt jede Sekunde. Das wissen nicht nur Feuerwehrleute, es ist auch jedem Bürger ganz selbstverständlich klar. Entsprechend wichtig ist es, an möglichst vielen Orten Feuerwehrleute mit kurzen Einsatzreaktionszeiten zu haben. Im Krefelder Nordosten gibt es hier nun eine weitere Truppe, die im Notfall eingreifen kann: Die Betriebsfeuerwehr des Zugwerkes von Siemens. Am Freitag überreichte Andreas Klos, Leiter der Krefelder Berufsfeuerwehr, die entsprechende Urkunde an dieVerantwortlichen im Siemens-Werk.
Hinter diesen liegt ein langer Weg. Alles begann, als Ulrich Dell zum Leiter der Betriebsfeuerwehr ernannt wurde. „Ich habe mich dazu bereit erklärt. Aber nur unter der Bedingung, dass wir nach den Standards der Feuerwehr Krefeld arbeiten“, erzählt er. Das bedeutet: Nicht mehr einmal im Monat üben und hinterher ein Bierchen trinken, sondern mindestens drei Übungen pro Monat absolvieren - zweimal montags nach der Arbeit und einmal einen ganzen Samstag, dazu noch Lehrgänge. Und alles ehrenamtlich. Für Dell eine Selbstverständlichkeit.„Wenn wir es machen, machen wir es richtig“, sagte er damals und krempelte die Ärmel hoch.
„Uns stand nur ein altes Feuerwehrfahrzeug aus den 70ern zur Verfügung. Das haben wir mit den Mitteln des Werks erst einmal selbst instand gesetzt. Es sah aus wie neu, aber die Zeit hatte trotzdem daran genagt. Irgendwann bekam es keinen TÜV mehr“, erzählt er. Das Problem war im Werk bekannt, und so erlebte er Überraschendes. „Beim Mittagessen in der Kantine wurde ich plötzlich angesprochen, ob wir nicht neue Fahrzeuge haben wollten. Ich war gerade auf der Suche nach einem neuen, ausgedienten Fahrzeug aus einem anderen Werk. Kurz darauf hatten wir zwei nagelneue Löschfahrzeuge“, erzählt er.
Fortan war die Motivation bei ihm und seinen Männern sowie der einen Frau noch größer, und die Feuerwehrleute nahmen an Schulungen teil, bis sie den Stand einer Freiwilligen Feuerwehr erreichten. Es folgte im Sommer eine große Übung auf dem Siemens-Gelände. Bei dieser wurde die Qualifikation der Ehrenamtler abgenommen. Federführend war hier Branddirektor Kai Günther von der Berufsfeuerwehr Krefeld. „Ich habe das Szenario selbst mit entworfen, damit es nicht einfach eine eingeübte Show ist. Aber die Kameraden haben das wirklich super gemacht.“
Die Urkunde bedeutet nun, dass die Siemens-Betriebsfeuerwehr voll in die Gefahrenabwehr in Krefeld eingebunden wird, ebenso wie die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt. Außerdem dürfen die Fahrzeuge nun offiziell außerhalb des Werks unter Blaulicht fahren. „Das war bisher eine rechtliche Grauzone. Wenn etwas passiert wäre, wäre es haarig geworden“, erläutert Günther. Vor allem bei Unfällen mit Zügen wird zukünftig die Alarmierung an die Siemensianer gehen. „Sie haben die Züge selbst gebaut und wissen besser als wir, worauf es zu achten gilt, wo man am besten rein kommt und so weiter. Hier werden wir die Kameraden neben der Bahn- feuerwehr zukünftig definitiv hinzuziehen“, sagt der Repräsentant der Berufsfeuerwehr.
Finanziert wird alles von Siemens. „Für uns rechnet sich das dadurch, dass wir künftig schnellere Reaktionen und damit weniger Schäden haben, wenn es brennt. Außerdem minimiert es Personenschäden“, sagt der kaufmännische Leiter des Werkes, Gerhard Hoesel.„Hinzu kommt, dass wir uns als Teil der Gemeinde empfinden und hier unseren Beitrag leisten wollen“, fährt er fort.
Die Feuerwehrleute selbst haben auch viel Spaß bei der Arbeit. „Mich sprach eine Kollegin an und empfahl mir, mitzumachen, weil es einfach eine super Kameradschaft sei und Spaß mache. Das hat sich voll bestätigt, und ich bin gern dabei. Bisher hatte ich erst ein Modul. Wenn ich dann das Atemschutzmodul hatte, muss ich leider meinen Bart abrasieren und jeden Morgen frisch rasiert erscheinen, da es sonst unter Atemschutz schwierig würde“, erzählt Michael Dix. Er ist seit acht Jahren bei Siemens und seit zwei Jahren bei der Betriebsfeuerwehr. Normalerweise arbeitet er in der IT der Qualitätssicherung. Nach Feierabend legt er nun auch die Feuerwehrkluft an und rettet zumindest potentiell Leben. Dafür ist ein Bart doch ein überschaubarer Preis.