Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Schwarzäugige Susanne zieht an
Pflanzen rückten in der Begegnungsstätte Schief bahn für einen Nachmittag in den Mittelpunkt.
SCHIEFBAHN (tre) Vorsichtig zieht Rosemarie Ulmann Ranken aus dem Pappkarton, schneidet Stücke ab und setzt sie in eine Glasvase. „Das ist eine Schwarzäugige Susanne in Rosa. Sie wächst bei mir amVordach der Haustür über zwei Meter hoch. Ich habe sie gerade ganz frisch geschnitten. Wenn die Stecklinge im Wasser Wurzeln bekommen haben, eintopfen und danach hell und kühl innen halten. Nach den Eisheiligen können sie dann raus“, erklärt Ulmann den aufmerksam zuhörenden Besuchern in der Begegnungsstätte Schiefbahn. So manch einer greift direkt zu einem der Abschnitte, wickelt ihn vorsichtig in angefeuchtetes Zeitungspapier, damit das Pflanzenstück den Transport nach Hause übersteht.
In Sachen Transport hat Nurcan Zillikens indes schon vorgesorgt. Die Stockrosensamen, die sie mitgebracht hat, hat sie direkt in kleine Papiertüten verpackt und mit Pflanzennamen sowie Blühfarbe gekennzeichnet. „Das sind nämlich kardinalrote Stockrosen aus den Niederlanden vom altenYachthafen Veere“, erzählt sie. Das sind aber nicht die einzigen Pflanzen und Samen, die auf den zusammengescho- benen und mit Wachstuchtischdecken geschützten Tischen im großen Gruppenraum der Begegnungsstätte stehen. Hortensien, Feuerlilien, Haselnuss, Birke, Wintergräser, Erdbeeren, Lampionpflanzen, Lungenkraut und vieles mehr stehen dicht an dicht und allesamt mit Schildern versehen auf den Tischen. „Eigentlich wollten wir in den Garten gehen. Aber dafür war uns das Wetter doch zu usselig, und wir haben alles innen vorbereitet“, sagt Begegnungsstättenleiterin Melanie Genz. In der vom Caritasverband betriebenen Einrichtung lockt die erste Pflanzentauschbörse.
Die Idee dazu hatte Luise Baumann. „Wir verändern gerade unseren Garten. Pflanzen wegschmeißen ist nicht mein Ding. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Angeboten für die Begegnungsstätte, so kam mir die Idee, eine Tauschbörse ins Leben zur rufen“, sagt die Mitarbeiterin der Begegnungsstätte. Genz war von dem Vorschlag begeistert, und gemeinsam machte man sich an die Realisierung. „Das ist ein ganz tolles Angebot. Jeder sammelt in seinem Garten Samen und hat Pflanzen, die sich so vermehren, dass man sie gerne abgeben möchte, und hier kann man das jetzt. Das ist einfach nur schön“, bemerkt Gertrud Kupries, die selbst vieles aus ihrer Kräuterspirale mitgebracht und auch schon etliches entdeckt hat, was sie gern mit nach Hause nehmen möchte. Es ist aber nicht nur das Tauschen der Pflanzen an sich. Mit einem Kaffee in der Hand tauschen die Besucher ihrWissen aus.