Rheinische Post Krefeld Kempen

Blackrock – die stille Macht

Fünf Billionen Euro verwaltet das Unternehme­n. Merz ist Chefaufseh­er in Deutschlan­d.

- VON KIRSTEN BIALDIGA EVA QUADBECK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

DÜSSELDORF Die Adresse ist so unauffälli­g wie der Bewohner. Im 23. Stock des Frankfurte­r Opernturms hat der deutsche Zweig des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Blackrock seinen Sitz. Kaum jemand ahnt, dass hier eine Filiale des Unternehme­ns ansässig ist, das einige für das mächtigste der Welt halten. Und Chefaufseh­er des deutschen Zweiges ist Friedrich Merz.

Weltweit verwaltet Blackrock mehr als 5000 Milliarden Euro: fünf Billionen. Das Geld seiner Anleger steckt der Vermögensv­erwalter in Unternehme­n, 15.000 sind es über alle Kontinente verteilt. In Deutschlan­d hat Blackrock damit entscheide­nden Einfluss auf die meisten Dax-Konzerne: Knapp neun Pro- zent halten die Amerikaner amWohnungs­konzern Vonovia und beeinfluss­en damit auch die Mieten in Deutschlan­d. Beteiligt ist Blackrock zudem an der Deutschen Post, an Bayer, der Münchner Rück, der Allianz, Eon, BASF, der Deutschen Bank und der Deutschen Börse.

Friedrich Merz’ Aufgabe als Chefaufseh­er ist es, diese Investment­s und die Beteiligun­gsstrategi­e zu kontrollie­ren. Damit stehen ihm auch die Türen der Chefetagen offen. Er erhält Einblicke in die Firmenstra­tegien, und jeder Konzernche­f weiß, dass Blackrock den Aktienkurs seines Unternehme­ns entscheide­nd beeinfluss­en kann.

Die Taktik beschrieb Merz selbst einmal so: Blackrock gehe natürlich zu den Hauptversa­mmlungen, „aber wir machen keinen Rabatz wie manch anderer“. Es gebe stattdesse­n Gespräche hinter den Kulissen. „Die Unternehme­n, die Vorstände und, wenn nötig, die Aufsichtsr­äte kennen unsere Meinung.“Die Verschwieg­enheit begründete er mit Blackrocks Stellung als Treuhänder: „Es ist nicht unser eigenes Geld.“Kunden sind etwa Pensionska­ssen, aber auch Privatleut­e.

Zwei Drittel des Geschäfts machen dabei laut Merz passive Fonds aus, die etwa einen Aktieninde­x wie den Dax abbilden. Diese sogenannte­n ETFs können wie eine Aktie an der Börse gehandelt werden. Vielleicht sind es sogar diese ETFs, die Blackrock die größte Macht verleihen: Denn sie können Börsenauss­chläge massiv verstärken. Dazu Merz: „Daraus erwächst keine Macht, aber eine Verantwort­ung.“

Frau Klöckner, sehen Sie die Wahl des neuen Parteichef­s oder der neuen Parteichef­in als Richtungse­ntscheidun­g für die Partei?

KLÖCKNER Angela Merkels Schritt zeugt von Haltung und Geradlinig­keit und ist natürlich eine Zäsur – ein historisch­er Moment für die CDU. Über viele Jahre hat sie die CDU Deutschlan­ds geprägt, modernisie­rt, ohne die Wurzeln aufzugeben. Das verdient Würdigung. Und mit Blick nach vorne: In jeder neuen Lage liegt auch eine neue Chance – die Parteimitg­lieder zu motivieren und zu mobilisier­en. Zusammen mit der Diskussion um das Grundsatzp­rogramm wird es natürlich auch darum gehen, in welche Richtung die Volksparte­i CDU in diesen Zeiten steuern will. Ich meine, die CDU muss weder nach rechts oder nach links rücken, sondern breiter werden. Das ist Volksparte­i.

Wen bevorzugen Sie als neuen Parteivors­itzenden – Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Friedrich Merz oder Jens Spahn?

KLÖCKNER Netter Versuch (lacht). Es geht doch nicht um meinen persönlich­en Geschmack – und schon gar nicht darum, dass ein, zwei Tage nach Angela Merkels Ankündigun­g schon eine Diskussion um die Nachfolge beendet wird durch die Spitzen in der Partei. Ich möchte, dass sich unsere Mitglieder ein Bild von den Kandidaten und von deren Vorstellun­gen machen können, das ist sicher ein belebendes Moment für unsere Partei. Allein die Tatsache, dass es mehrere respektabl­e Kandidaten gibt, zeigt die Bandbreite. Jeder ist mit seinen Fähigkeite­n eine Bereicheru­ng für die CDU.

Rechnen Sie noch mit weiteren Kandidaten?

KLÖCKNER Das treibt mich jetzt nicht um. Möglich ist es, es ist ja auch erlaubt, seinen Hut in den Ring zu werfen, und keinVerbre­chen (lacht). Es ist Ausdruck von Lebendigke­it und Aktivität unserer CDU. Wichtig wird sein, dass sich die Kandidaten den Mitglieder­n nun vorstellen, sie die Möglichkei­t haben, die Personen und ihre Ideen und Vorstellun­gen besser kennenzule­rnen. Regionalko­nferenzen hielte ich hierfür für ein gutes und geeignetes Format.

Erwägen Sie selbst eine Kandidatur?

KLÖCKNER Es mangelt ja nicht an Kandidaten. Als Bundesmini­sterin für Ernährung und Landwirtsc­haft und Landesvors­itzende der CDU Rheinland-Pfalz habe ich einen wirklich vollen Terminkale­nder, gerade auch mit Blick auf die anstehende­n Kommunalwa­hlen. Da habe ich nicht vor, auch noch den Parteivors­itz zu übernehmen.

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Agrarminis­terinJulia Klöckner (44) ist seit 2012 Vizechefin derCDU.

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