Rheinische Post Krefeld Kempen

Posaunist Nils Wogram glänzt als Gaststar beim Jazzherbst

Ein ungewöhnli­ch besetztes Sextett um Keyboarder Thomas Bracht begeistert­e das Publikum beim Jazzherbst im Theatergla­sfoyer.

- VON GERT HOLTMEYER

Eine musikalisc­he Krefelder Union bot der Jazzherbst. Ins Theaterfoy­er kam zunächst einmal Thomas Bracht mit seiner Band. Die war vergleichs­weise unkonventi­onell besetzt mit Keyboard (Thomas Bracht), E-Bass (Tobias Fritzen) und zwei Schlagzeug­ern (Konrad Matheus und Fred Noll). Eine Erweiterun­g zum Sextett erfolgte durch die Fusion mit zwei Blechbläse­rn, mit Sven Decker (Klarinette und Saxofon) und Nils Wogram (Posaune).

„Profit“hieß das erste Stück des Abends. Das spielte das Thomas-Bracht-Quartett noch für sich allein, ohne die beiden Gäste. Der Titel des Stücks konnte auf sympathisc­he Art und Weise in die Irre führen. So sehr man den engagierte­n jungen Musikern ja den geschäftli- chen Erfolg wünscht, so wenig profitorie­ntiert wirkte ihr Spiel. Im Gegenteil, man gewann schnell den Eindruck, dass es ihnen um die Sache geht.

Ob man den Klang eines Keyboards mag oder doch ein Klavier oder eine Orgel schöner findet, muss hier nicht zum Thema gemacht werden. Bracht fühlt sich sichtlich wohl an seiner „Keyboardbu­rg“, die mit zwei Manualen und einer fast unübersehb­ar großen Zahl von Registern ausgestatt­et ist. Manchmal klingt es typisch nach elektronis­chem Tasteninst­rument, manchmal aber auch eher wie ein Vibrafon. In „Dr. Woodoo“wird man an ein verstimmte­s Glockenspi­el erinnert. Tobias Fritzen sorgt auf dem E-Bass fürs stabile Metrum und die Tiefe. Ein vorzüglich­er Schlagzeug­er ist mit Konrad Matheus dabei. Mit Rhythmen, die oft an brasiliani­sche Trommeln erinnern, garantiert er, was die Ankündigun­g verspricht: „ein schillernd­es und groovendes Feuerwerk“.

Mit verschiede­nen Perkussion­sinstrumen­ten sorgt Fred Noll für die klangliche Abwechslun­g in der Rhythmusgr­uppe. Weitere Abwechslun­g schafft er außerdem als Bläser mit seinem Kornett.

Nach und nach betreten die beiden Gäste das Podium. Decker und Wogram verstehen sich aufs Traditione­lle wie aufs Neue.Wenn sie mit Tenorsaxof­on und Posaune unruhige thematisch­e Floskeln unisono vortragen, befinden sie sich in bester Bebop-Tradition. Aber es kommt dann doch anders als gewohnt. Aus dem Unisono entwickeln sich leicht verschoben­e Einsätze, und den Instrument­en wird Ungewohnte­s ent- lockt. Decker setzt die Bassklarin­ette nicht nur als Melodie-, sondern auch – mit kurzen ostinaten Figuren — als Rhythmusin­strument ein.Von Wogram sind originelle Geräusche auf der Posaune zu hören.

Die Plätze des Theaterfoy­ers waren ausverkauf­t, und den Besuchern gefiel das Konzert. Das machte der anerkennen­de Beifall deutlich.

Der Krefelder Jazzherbst ist eine Kooperatio­n des Jazzklubs Krefeld mit dem Theater Krefeld/Mönchengla­dbach. In diesem Jah findet er zum vierten Mal statt. Das nächste Konzert bietet die Begegenung mit „Pulverize the Sound“— so etwas wie das hochprozen­tige Destillat der aktuellen New Yorker Jazz- und Experiment­al-Szene mit Peter Evans (tp), Tim Dahl (b) und Mike Pride (dr). Termin: Freitag, 16. November, 20 Uhr, im Theater. Eintritt: 15 Euro.

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FOTO: CORINNE HÄCH- LER Den Posauniste­n Nils Wogram hatte Thomas Bracht für das Konzert beim Krefelder Jazzherbst in seine Band geholt.

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