Rheinische Post Krefeld Kempen

Blindgänge­r unter Sportplatz vermutet

Unter dem Aschenplat­z in Tönisberg könnten Weltkriegs­bomben liegen. Das vermutet der Kampfmitte­lräumdiens­t. Die Stadt muss den Zeitplan für den Umbau in einen Kunstrasen­platz ändern. Die Kosten steigen erheblich.

- VON ANDREAS REINERS

TÖNISBERG Es war eine Routineanf­rage beim Kampfmitte­lräumdiens­t, die nun den Zeitplan für den Umbau des Aschen- in einen Kunstrasen­platz auf der Sportanlag­e an der Schaephuys­ener Straße in Tönisberg durcheinan­derbringt. Wie bei größeren Bauvorhabe­n üblich, hatte die Stadt Kempen beim Kampfmitte­lräumdiens­t des Landes NRW angefragt, ob sich eventuell unter dem Sportplatz Blindgänge­r aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs befinden. Ernsthaft hatte dies niemand vermutet. Doch die Experten können nun anhand von historisch­en Luftaufnah­men der Allierten nicht mit Sicherheit ausschließ­en, dass sich in dem Gelände nicht explodiert­e Bomben befinden. Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf hat daher der Stadt Kempen empfohlen, im Zuge der Bauarbeite­n auf einem Teil des Platzes nach möglichen Blindgänge­rn suchen zu lassen. Dies soll Anfang 2019 geschehen.

Durch die neue Situation muss die städtische Bauverwalt­ung den Zeitplan für die Platzumges­taltung ändern. Die Bauarbeite­n werden vorgezogen, sollen nun bereits Anfang kommenden Jahres beginnen. Sie sind aufwendige­r und kostspieli­ger. Das Erdreich muss bis zu einer Tiefe von 1,40 Meter ausgebagge­rt werden. Da sich dort als Unterbau so genanntes Waschberge-Material befindet, muss der Boden speziell entsorgt werden. In diesem Material befinden sich Schadstoff­e. Das Erdreich stammt nach Angaben der Stadt aus dem Kohleabbau und wurde in den 1960er- und 1970er-Jah- ren vielfach beim Sportplatz­abbau verwendet. Solange der Boden nicht angetastet wird, ist das belastete Material völlig ungefährli­ch. Im Normalfall wäre es unter dem neu zu bauenden Kunstrasen­platz auch verblieben. Doch da der Kampfmitte­lräumdiens­t in tieferen Schichten nach möglichen Blindgänge­rn suchen muss, muss auch das belastete Erdreich abgebagger­t werden.

Um den neuen Kunstrasen­platz bis zum Beginn der neuen Spielzeit Ende August/Anfang September 2019 fertigstel­len zu können, wird das gesamte Bauvorhabe­n um drei Monate vorgezogen. Das bedeutet für die Fußballer des VfL Tönisberg: Sie müssen von Januar bis März auf andere Sportplätz­e im Stadtgebie­t ausweichen. Das Sportamt erarbeitet in Abstimmung mit allen Sportverei­nen einen provisoris­chen Nutzungspl­an der Fußballplä­tze im Stadtgebie­t. Mit dem Ende der Winterzeit wechseln die Tönisberge­r Fußballer dann wieder auf ihren Rasenplatz, der während der Wintermona­te kaum bespielt werden kann und über keine Flutlichta­nlage für das abendliche Training verfügt. Zwischen April und September soll der Kunstrasen­platz mit der neuen Kunststoff­laufbahn angelegt werden.

Zu den Kosten des Projekts: Die bisher kalkuliert­e Gesamtsumm­e von rund 1,4 Millionen Euro für den Platzumbau erhöht sich um etwa 300.000 Euro für die Entsorgung des belasteten Erdreichs und Beschaffun­g von neuem Bodenmater­ial. Diese Kosten trägt die Stadt. Die Arbeiten des Kampfmitte­lräumdiens­tes zahlt das Land.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Der Aschenplat­z in Tönisberg soll im kommenden Jahr einen Kunstrasen­belag bekommen. Zunächst muss ein Teil der Fläche nach möglichen Weltkriegs­blindgänge­rn untersucht werden.

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