Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Landwirte warten dringend auf Dauerregen
Die hohen Temperaturen des Sommers haben ihre Nachwirkungen. Die Bauern hoffen, im Dezember noch eine anständige Weizenernte einzubringen.
KREIS VIERSEN Der fehlende Regen macht vielen Landwirten nach wie vor zu schaffen. „Eigentlich müssen wir jetzt die Felder pflügen, um den Weizen säen zu können, aber die Böden sind noch viel zu hart“, kommentiert Peter Josef Coenen, Kempener Ortslandwirt und Vorsitzender der Bauernschaft. Dennoch sei noch eine letzte Restfeuchte in einigen Ackerböden gewesen, so dass zumindest die Gerste gesät werden konnte. Coenen hofft auf Niederschläge. Fast zu spät kämen diese für den Rotkohl: „Hier werden die Erträge imVergleich zumVorjahr um bis zu 30 Prozent zurückgehen.“Bis etwa Mitte Dezember kann der Kohl noch geerntet werden.
Die Äußerungen bestätigt Kreis-Landwirt Paul Christian Küskens. Auch er hofft auf Regen, damit zumindest der Weizen noch bis Anfang/Mitte Dezember gesät werden kann. Schlimm sehe es in diesem Jahr mit dem Futter- und Silomais aus. Küskens selbst hat als Futter für seine Milchkühe Klee, Gras und Mais angebaut. Er musste nachfüt- tern. Er will aus der langen Dürrezeit die Konsequenzen ziehen, im Frühjahr auf seinen bisherigen Gerstenfeldern zusätzlich Mais und Gras anbauen, auch um dann bei ähnlichen trockenen Perioden genügend Reserven zu haben. Eine künstliche Bewässerung würde hier nicht viel bringen.
Etwa 300 Milchkühe halten Hans-Joachim und Rita Stauten in Anrath. „Die heißen Temperaturen im Sommer sind natürlich auch an den Tieren nicht spurlos vorübergegangen, die Milchleistung war geringer, die Krankheitsanfälligkeit größer“, schildert Rita Stauten. Aufgrund der Hitze war auch dort viel weniger Gras oder fruchtbarer Mais geerntet worden. „Sonst machen wir vier bis fünf Grasschnitte im Jahr, diesmal waren es nur zwei, die sich gelohnt haben“, ergänzt sie. Es musste an die Vorräte herangegangen werden. Dennoch bleiben die beiden zuversichtlich, dass wieder bessere Zeiten kommen.
Ebenso optimistisch bleibt der Grefrather Ortslandwirt Christoph Tenhaef, der derzeit rund 145 Milchkühe hat. „Das Vieh ist nach wie vor Folien gespannt, die Tunnel dichtgemacht, wovon er sich eine bessere Blütenbildung der Pflanzen verspricht.
„So viel Trockenheit habe ich bisher noch nicht erlebt, und ich bin bereits seit etwa 50 Jahren in dem Geschäft“, sagte Hans Leo Sieben (65), der vor allem mit seinem Sohn André auf seinem Clörather Hof etwa 50 Hektar Kartoffeln anbaut. Sieben spricht ebenfalls von erheblichen Problemen bei der Saat des Wintergetreides.Vater und Sohn waren und sind allerdings in der glücklichen Lage, ihre Kartoffeläcker zu beregnen. „Die Qualität der Kartoffeln ist daher gut, die Erträge sind auf etwa zehn Prozent zurückgegangen“, bilanziert er. Aufgrund des viel höheren Arbeitsaufwandes und der Mehrkosten sind die Kartoffelpreise ab etwa Ende des Sommers zum Teil erheblich angestiegen. Für den Endverbraucher um über 20 Prozent, für den Großhandel sogar um bis zu 50 Prozent.