Rheinische Post Krefeld Kempen
Erneute Kritik am Umbau der Berliner Kathedrale
BERLIN (kna) Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat die angelaufene Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in der Hauptstadt erneut kritisiert. Er habe dies wegen der Sonderregelungen für Sakralbauten im Denkmalrecht aber genehmigen müssen, erklärte er am Montag vor dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Der „Totalumbau“des Innenraums führe zu einem „massiven Verlust“an einem wichtigen Denkmal der Hauptstadt.
Die Trennung von Staat und Kirchen gebiete es, dass der Staat theologische Begründungen solcher Baumaßnahmen nur auf ihre Schlüssigkeit überprüfe, nicht aber inhaltlich infrage stelle, betonte Lederer. Das Erzbistum begründet das umstrittene Vorhaben vor allem mit sogenannten gottesdienstlichen Erfordernissen.
Kritik daran übte vor den Abgeordneten auch der neue Berliner Landeskonservator Christoph Rauhut. Es sei ein „trauriger Fall, dass ein Denkmal in großen Teilen zerstört wird“, so der Direktor des Landesdenkmalamtes.
Umstritten ist vor allem, dass die rund acht Meter breite Bodenöffnung im Zentrum des Kirchenraums geschlossen wurde. Über eine Trep- pe war damit bis Ende August die Unterkirche erreichbar. Der renommierte Düsseldorfer Architekt Hans Schwippert (1899–1973) legte sie beimWiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg an. Dafür rückt nun der Altar ins Zentrum des sakralen Rundbaus.
Die Umbaukosten beziffert das Erzbistum einschließlich des benachbarten Bernhard-Lichtenberg-Hauses auf rund 60 Millionen Euro. Finanziert werden soll das Projekt mit jeweils 20 Millionen Euro vom Erzbistum Berlin und den anderen deutschen Bistümern. Zwölf Millionen Euro werden vom Bund und acht Millionen Euro vom Land Berlin erwartet.
Bei der Anhörung des Ausschusses rief der Umbau-Kritiker Alfred-Mario Molter das Abgeordnetenhaus auf, den vorgesehenen Landeszuschuss von acht Millionen Euro nicht freizugeben, solange die laufenden Urheberrechtsprozesse nicht abgeschlossen seien.
Verschiedene Künstler, die um 1960 am Wiederaufbau der Berliner Kathedrale beteiligt waren, oder deren Rechtsnachfolger haben vor dem Verwaltungsgericht und dem Landgericht Berlin geklagt, um den viel diskutierten Umbau zu verhindern.