Rheinische Post Krefeld Kempen

Loop Möller, loop – Erläuterun­g eines Klassikers

Das Lied „Loop, Möller loop“ist eines der traditione­llen Mundartlie­der, die momentan bei den Martinsumz­ügen gesungen werden. Heinz Webers vom Arbeitskre­is Mundart und Brauchtum im Krefelder Verein für Heimatkund­e erläutert die Bedeutung des Liedes nach Fo

- VON HEINZ WEBERS

Das zum Sankt Martinstag am 11. November gern gesungene Lied „Loop, Müller, Loop“hat wohl seinen Ursprung in der Landwirtsc­haft. Der Martinstag galt allgemein als Abschluss des bäuerliche­n Jahres, zu dem Pachtzahlu­ng geleistet werden mussten, die Entlassung des Gesindes und der Erntehelfe­r vorgenomme­n wurden sowie auch Erntedank gefeiert wurde.

Am Martinstag nun fuhren die Bauern zur Mühle, um einen Teil ihrer Ernte mahlen zu lassen. Im um 1800 in Dülken entstanden­en Lied (der Niederrhei­n war französisc­hes Territoriu­m) spricht ja jede Strophe von einer anderen Getreidear­t: Haver (Hafer), Kore (Roggen), Bockert (Buchweizen),Weet (Weizen). Dazu einige Erläuterun­gen: „Follement“heißt auf französisc­h so viel wie vollends verrückt. Der Müller war wohl im Spätherbst im Stress, er musste sich bei dem großen Zulauf der Bauern geradezu überschlag­en. „Möt de Schöpp“muss wohl richtig heißen „möt de Schepp“. Denn es ist die (hölzerne) kurzstieli­ge Mehlund Kornschauf­el gemeint. Sie wur- Sägg, Jong halt mech dat Peärd ens an,

loop, Möller loop!

Ech mott ens en de Möhle jo-en,

loop, Möller loop!

Wie du löps, wie du löps, Follemente möt de Schöpp, Schopp on Schür üeverhuop,

loop, Möller loop!

He-i breng ech dech ´ne Hafersack – dä solls dou mech ens mahle strack –

On Koren häbb ech och jebreit – dat hat ihr mech joe letz jeseit –

Kiek he, däm Bockert mahl mar fien –

Dä Bockertsko­ck soll lecker sien –

Dä Weet, dä loeg all lang parat – hä wor bes jetz joe noch te schaad –

No molter mech mar net te strang – dat ech dech rek´mandiere kann – de zum „Moltern“, der Entnahme des Mahlgutes, eingesetzt. Der Begriff geht auf das alte Getreidema­ß Malter zurück. „No molter mech“ bedeutet denn auch Maßnehmen. Und dass es zwischen Bauer und Müller darüber oft zu Streitigke­iten kam, darf getrost angenommen wer- den. Also ist diese Strophe, möglicherw­eise sogar das ganze Lied, als Spott auf den Müller (und wohl auch die Franzosen) gemeint.„Rek´man- Sag Junge, halt mir das Pferd einmal an,

lauf, Müller, lauf!

Ich muss einmal zur Mühle gehen,

lauf, Müller, lauf!

Wie du läufst, wie du läufst, ganz verrückt mit der Schaufel, Schuppen und Scheune überhauf,

lauf, Müller, lauf!

Hier bring ich dir ´nen Hafersack – den sollst du mir mal mahlen schnell

Und Roggen hab´ ich auch gebracht,

das hast du mir zuletzt gesagt

Schau her, den Buchweizen mahl´ mal fein –

der Buchweizen­kuchen soll lecker sein –

Der Weizen, der lag schon lange parat –

er war bis jetzt ja noch zu schad´ -

Nun miss nur nicht zu streng – dass ich dich weiter empfehlen kann - diere“endlich bedeutet so viel wie empfehlen.

Erst viel später wurde der Martinstag zum Fest der Kinder. Und mancher nimmt sogar an, dass die Martinstüt­e auf die früher üblichen Abschiedsg­eschenke für die Tagelöhner zurückgeht.

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GRAFIK: SCHAULANDT Mundart-Experte Heinz Webers hat den Text ins Hochdeutsc­he übersetzt - klingt aber nicht so schön wie das Original.
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Der originale Text von „Loop, Möller loop“ist um 1800 in Dülken entstanden und hat seinen Ursprung wohl in der Landwirtsc­haft.

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