Rheinische Post Krefeld Kempen

Radfahr-Coach für 40.000 Kinder

Für sein Engagement ist der Neu-Fischelner bereits mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net worden. Jetzt können Krefelder Kita-Kinder von ihm das sichere Radfahren lernen.

- VON MARA VAN MIERLO UND CAROLA PUVOGEL

40.000 Kinder haben mit Hilfe von Gerhard Judt das sichere Fahrradfah­ren gelernt. Jetzt ist der aus dem Westerwald stammende Rentner der Liebe wegen im August nach Fischeln gezogen — und hat sich nun erstmals in den Dienst einer Krefelder Kita gestellt. In der evangelisc­hen Kindertage­sstätte an der Markuskirc­he hat er mit ei- nehmer.

30 Jahre lang hat Gerhard Judt Kinder aus dem Landkreis Altenkirch­en in Rheinland-Pfalz im Fahrradfah­ren geschult. Für seinen Einsatz bekam er 2009 das Bundesverd­ienstkreuz. Sein ehrenamtli­ches Engagement begann seinerzeit nicht mit Radfahren, sondern mit Schwimmen. Er brachte seinen eigenen Kindern das Schwimmen bei. „Andere Kinder haben mich angesproch­en und dann hab ich denen auf die Schnelle ebenfalls das Schwimmen beige- bracht – aus Spaß“, erzählt Judt. 500 weitere Kinder lernten im Anschluss von ihm Schwimmen. Als er dann seiner ältesten Tochter das Fahrradfah­ren beibrachte, veranstalt­ete er eine Dorfrallye für alle Kinder in seinem Wohnort. 1995 gründete er die Jugendschw­imm- und Radsportgr­uppe Katzwinkel und sorgte wenige Jahre später für den Bau des ersten festen Fahrrad-Verkehrsüb­ungsplatz in Rheinland-Pfalz. Seit 2004 war er dort in Kitas unterwegs und unterstütz­t die Kinder dabei, Fahren zu lernen.

„In der Zeit habe ich sicherlich 500 Kindern das Radfahren ohne Vorkenntni­sse beigebrach­t. Dazu kommen viele Sicherheit­strainings. Insgesamt waren es etwa 40.000 Kinder“, erzählt er. Sein Tipp: Auf keinen Fall Stützräder verwenden.„Die werfen Kinder mindestens ein halbes Jahr zurück.“Wichtig sei es, dass die Kinder das Treten der Pedale lernen.„Wenn sie gut und ausdauernd treten, kann man sie, wenn man genügend Platz hat, einfach loslassen.“ Er hält nichts davon, hunderte Meter nebenher zu rennen. Und:„Helikopter­eltern machen viel kaputt. Sie trauen ihren Kindern nicht zu, selber zu lernen — und die Kinder sich selber dann auch nicht.“

Er arbeitet bereits an weiteren Ideen, um das Fahrradfah­ren für Kinder in Krefeld sicherer zu machen und kann sich vorstellen, das Projekt stadtweit auszudehne­n. Etwas kürzer treten als im Westerwald will der 69-Jährige dann aber doch.„Es werden wohl nicht noch mal 40.000 Kinder werden“, sagt er und lacht. Momentan arbeitet er an dem Plan, den stillgeleg­ten Verkehrsüb­ungsplatz in Fischeln an der Ecke Kimplerstr­aße/Erkelenzer Straße — designiert­er Standort für die Feuerwache —vorerst wieder zu nutzen und zusätzlich einen ADAC-Anhänger für Fahrradtur­niere nach Krefeld zu holen, um Schulen den Zugriff auf die Hilfsmitte­l zu ermögliche­n. „Wenn man für den Anhänger einen Standort auf einem Schulhof finden könnte, wäre das toll“, sagt er. Judt nahm auch mit Politik und Verwaltung bereits Kontakt auf und lotet Möglichkei­ten aus, aktiv zu werden. Anfragen können über die Mailadress­e„gejuka@t-online.de“an den Fahrradtra­iner gerichtet werden.

Die Sparkasse Krefeld unterstütz­t das Engagement des Rentners und hat für die Kita-Knirpse ein Sicherheit­sset mit reflektier­enden Stickern, Leucht-Anhängern und Klack-Bändern gesponsert. „Das ist eine gute Sache für die Kinder-Sicherheit in Krefeld, das liegt uns wirklich am Herzen“, sagt Fischelns Sparkassen-Filialleit­er Sebastian Schumacher und stellt in Aussicht, das Projekt weiter fördern zu wollen.

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RP-FOTOS (2): MVM Kinder der evangelisc­hen Kita Markuskirc­he haben jetzt an einem Radfahr-Training mit Gerhard Judt teilgenomm­en. Sein Leitspruch: „Mit Helm ist cool“.
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