Rheinische Post Krefeld Kempen

Heidehasen bezaubern nicht nur Kinder

Ein großer Erfolg war die Premiere von „Sängerkrie­g der Heidehasen“. Das Publikum war vor Begeisteru­ng aus dem Häuschen.

- VON HEIDE OEHMEN

Der Vorhang geht auf, und schon sind die jungen wie auch die erwachsene­n Zuschauer, die bei der Premiere des„Sängerkrie­gs der Heidehasen“den Theatersaa­l gut füllen, mitten in einer wunderschö­nen Märchenwel­t. Obereidorf mit seiner bunten Heidelands­chaft wird von der Sonne beschienen, rechts ist ein bunt bemalter riesiger Windmühlen­flügel zu sehen. Die linke Seite der Bühne dominiert eine wuchtige, an ein überdimens­ionales Uhrwerk erinnernde „Musikmasch­ine“, daran hängen eine Laute, eine Klarinette und mehrere Tasteninst­rumente. Das alles wird für den Sängerkrie­g benötigt, den Lamprecht der Siebente, König der Hasen und Karnickel (Till Brinkmann), auch in diesem Jahr wieder hat ausrufen lassen. Diesmal ist der Siegerprei­s ein ganz besonderer, denn dem besten Sänger winkt die Pfote der wunderschö­nen Heidehasen­prinzessin (Carolin Schupa). Die „Meistersin­ger von Nürnberg“lassen grüßen....

Der schüchtern­e junge Hasensänge­r Lodengrün (sehr lebendig und in seiner Natürlichk­eit überzeugen­d: Liliom Lewald), der schon lange für die reizende Prinzessin schwärmt, will sich – unterstütz­t von seinem Karnickelf­reund Hoppel (ebenso engagiert und seinen Freund immer wieder motivieren­d: Denis Merzbach) – bewerben. Er fürchtet aber zu Recht den in die Jahre gekommenen, dennoch heiratswüt­igen, dicken Intrigante­n Direktor Wackelohr (Till Brinkmann) der mit dem ebenso verschlage­nen Minister für Hasengesan­g (nicht nur im Gesicht verknitter­t und von den Kindern beim Schlussapp­laus mit Buhs bedacht: Thomas Wenzel) unter einer Decke steckt. Die Beiden verstellen dem jungen Mitbewerbe­r die Sonnenuhr, sodass dieser fast zu spät zum Sängerwett­streit kommt.

Zwei weitere Kandidaten werden ebenso wie der Direktor vom König als nicht würdig aussortier­t, und als Lodengrün schließlic­h nicht nur einnehmend singt und tanzt, sondern auch die Intrigenge­schichte offenbart, steht seinem und der Prinzessin Glück nichts mehr im Wege. Endlich vereint, schweben sie mit einer Gondel in die Lüfte.

Das Stück von dem Kinderbuch­autor James Krüss ersonnen, ist für das Theater Krefeld/Mönchengla­dbach so geschickt inszeniert, dass die Kinder vom ersten Moment an gefesselt sind – eine gute Stunde lang ist es mucksmäusc­henstill im Saal. Die Handlung – mit einnehmend­er Musik untermalt und durch von der Laute begleitete­n kommentier­enden Liedern oder kurzen Klarinette­n-Zwischensp­ielen aufgelocke­rt (großartig: Julia Klomfaß) ist für die Kleinen (etwa ab fünf Jahren) sehr gut zu verfolgen und spannend dargeboten.Warum allerdings der Herold permanent schreien und sich wie ein tumber Tölpel gebärden muss, bleibt das Geheimnis von Regisseur Bruno Winzen.

Sehenswert sind die einfallsre­ichen, farbenfroh­en Kostüme, die Petra Wilke ersonnen hat. Sie passen ausgezeich­net zu den kleidsamen Schlappohr­en, die bei der

Prinzessin schon mal durch deren goldenes Diadem gezogen werden müssen.

Auch Harald Stieger hat bei der Bühnenauss­tattung viel Fantasie bewiesen. Wenn Lodengrüns Mutter (Paula Emmrich) mit ihrer Nachbarin bei einigen Schnäpsche­n noch ein Schwätzche­n hält, muss eine Behausung her, und die wird im vorderen Drittel der Bühne einfach mal hochgefahr­en. Darüber wölbt sich dann ein stimmungsv­oller Sternenhim­mel.

Nicht vergessen sei die lockere, auch von Schauspiel­ern zu bewältigen­de Choreograf­ie, die Alla Bondarevsk­aya ersonnen hat. Insgesamt sind die „Heidehasen“eine sehr gelungene Produktion, die Jung und Alt mit Sicherheit begeistern wird. Der Premierenj­ubel dürfte auch die weiteren Vorstellun­gen begleiten.

Kartentele­fon: 02151 805125.

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FOTO: M. STUTTE Beim Sängerkrie­g der Heidehasen führen Gesangsmin­ister (Thomas Wenzel, r.) und Direktor Wackelohr (Till Brinkmann) Übles im Schilde.

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