Rheinische Post Krefeld Kempen

Von Bauhäusler­n und Geheimagen­ten

Eine Tagung am 16. und 17. November beleuchtet das Interesse der Krefelder Industrie am Bauhaus.

-

(RP) Kunst nicht nur für das Museum produziere­n, sondern mit Kunst die reale Welt gestalten, das stand als Leitidee bereits im Gründungsm­anifest des Bauhaus von 1919. Im Bauhaus wurden Möbel entworfen, die bis heute Verkaufssc­hlager sind. Es gab Kooperatio­nen mit Tapetenfab­riken, Hersteller­n elektrisch­er Leuchten und einer Ofenfabrik. So kam der Begriff „Bauhaus-Design“in die Welt. Was aber erhoffte sich die Wirtschaft, etwa die Krefelder Seidenindu­strie, von der Zusammenar­beit? Eine von der Initiative Projekt MIK veranstalt­ete Tagung am 16./17. November gibt Einblick in dieses weitgehend unerforsch­te Gebiet. Der von Bernhard Pfau entworfene Hochschulb­au der ehemaligen Textilinge­nieurschul­e (TIS) ist Veranstalt­ungsort.

„Dieser Ort eignet sich perfekt für eine solche Veranstalt­ung. Pfaus kühner Bau ist ein herausrage­ndes Beispiel für die Nachkriegs­moder- ne, die in den 1950er Jahren an die Avantgarde der Weimarer Republik anzuknüpfe­n versuchte. Und in dem Gebäude lehrten der ehemalige Bauhaus-Meister Georg Muche und Bauhaus-Absolventi­nnen wie Elisabeth Kadow und Immeke Schwollman­n-Mitscherli­ch, die man auf Wunsch der Krefelder Seidenindu­strie bereits vor dem Krieg nach Krefeld geholt hatte“, sagt Christiane Lange vom Projekt MIK. Unter dem Titel „Die Industriek­ooperation­en des Bauhauses – zwischen Innovation­swille und Imagewerbu­ng“geben Wissenscha­ftler, die an dem von der Gerda Henkel Stiftung unterstütz­ten Forschungs­projekt map 2019 Bauhaus – Netzwerk – Krefeld beteiligt sind, Einblicke in ihre Untersuchu­ngsergebni­sse. Im Mittelpunk­t steht dabei das Interesse der Krefelder Seidenindu­strie an den am Bauhaus ausgebilde­ten Gestaltern. Kunsthisto­rikerin Christiane Lange schildert am Freitag, wie die Krefelder Seidenindu­strie modernes Design als Innovation­sstrategie nutzte: bei Stoffmuste­rn und Geweben, aber auch bei Messeständ­en und Firmenarch­itektur. Wirtschaft­shistorike­rin Stefanie van de Kerkhof beschreibt die ökonomisch­e Situation der Samtund Seidenindu­strie zwischen den Weltkriege­n. Am Samstag, 17. November, stellt die Historiker­in Anne Sudrow die Bauhaus-Absolventi­n Margarete Leischner vor, die nach England emigrierte und dort in die Dienste des Geheimdien­stes trat. Als britische Agentin und Expertin für Stoffe und Design besuchte die ehemalige Bauhäusler­in direkt nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem Krefeld, kundschaft­ete die Unternehme­n der Samt- und Seidenindu­strie aus und schrieb Berichte über deren gestalteri­sche und technologi­sche Kapazitäte­n. Christophe­r Oestereich thematisie­rt, wie die Industrie die Modernisie­rung der Gestalter-Ausbildung vorantrieb.

Die Tagung beginnt am Freitag, 16. November, um 14 Uhr, mit einer Führung durch die Textilinge­nieurschul­e. Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Eine Anmeldung bei Projekt MIK e.V. ist nötig: telefonisc­h unter 0163 888 0916 oder per E-Mail (office@projektmik.com).

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Christiane Lange leitet die Tagung.
FOTO: JANA BAUCH Christiane Lange leitet die Tagung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany