Rheinische Post Krefeld Kempen

Bürger gegen Anliegerbe­iträge

Anwohner ärgern sich zuweilen über Beiträge, die sie für die Sanierung ihrer Straße zahlen müssen. Über die Abschaffun­g dieser Beiträge wird landesweit diskutiert. Auch in St. Hubert regt sich Widerstand gegen diese Kosten.

- VON ANDREAS REINERS

Nicht nur der Lärm und der Dreck, den die Bauarbeite­n seit Monaten verursache­n, nervt die Anwohner der Bahnstraße in St. Hubert. Einige von ihnen sind bereits seit Langem gegen die Beiträge, die sie nach dem Kommunalab­gabengeset­z zur Erneuerung der Straße leisten müssen. Treibende Kraft dieser „Protestbew­egung“ist bekannterm­aßen Karl-Heinz Josten. Angesichts der jüngst neu aufgeflamm­ten landesweit­e Debatte um die Berechtigu­ng dieser Abgaben meldet sich auch Josten nun wieder vehement zu Wort.

Am Beispiel von Anwohnern einer Straße in Mettmann hatte die Rheinische Post Mitte Oktober im überregion­alen Teil der Zeitung über das Thema Straßenbau­beiträge berichtet. Dass Anwohner in Nordrhein-Westfalen zur Kasse gebeten werden, gibt das Kommunalab­gabengeset­z (KAG) vor. In Paragraf acht ist geregelt, dass die Städte und Gemeinden Hauseigent­ümer an den Kosten des Straßenbau­s beteiligen sollen. Wie hoch der Anliegerbe­itrag letztlich ausfällt, variiert je nach Kommune.

„Das KAG gehört abgeschaff­t. Es ist ungerecht, unfair, Existenz bedrohend und wird bei der Kommunalwa­hl 2020 in NRW für extrem lange und maßlos enttäuscht­e Ge- sichter bei den Politikern sorgen“, meint der St. Huberter Karl-Heinz Josten in einer Stellungna­hme zur RP-Berichters­tattung Mitte Oktober. Er hat sich eingereiht in die Betroffene­n, die sich landesweit für eine Abschaffun­g des Gesetzes ausspreche­n. Josten hat dies bereits in der Planungsph­ase der Sanierung der Bahnstraße deutlich gemacht. Denn auf ihn und seine Nachbarn kommen Anliegerbe­iträge von einigen tausend Euro zu, die sie im kommenden Jahr zahlen müssen, wenn die Bahnstraße endlich fertig gestellt ist. Der Löwenantei­l der Anliegerko­sten entfällt hier indes auf den Discounter Aldi und die Stadt Kempen selbst als Eigentümer des Sportplatz­es An Eulen.

Auf Landeseben­e lässt die zuständige Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU) derzeit Änderungen des KAG prüfen. Sie soll es noch im Laufe dieser Legislatur­periode bis 2022 geben. Inwieweit allerdings die Anwohner der Bahnstraße davon pro- fitieren, ist fraglich. Denn sie werden bereits 2019 zur Kasse gebeten. Bis dahin wird ein geändertes Gesetz wahrschein­lich noch keine Rechtskraf­t haben.

Im Kempener Rathaus sieht man die Angelegenh­eit sehr gelassen. Die Anliegerge­bührensatz­ung wurde erst vor einiger Zeit angepasst. Politisch wurde darüber heftig diskutiert, SPD und CDU einigten sich auf einen Kompromiss. Im Rathaus argumentie­rt man weiterhin mit der bestehende­n Landesgese­tzgebung, die die Stadt verpflicht­et, Anliegerbe­iträge bei Straßenbau­projekten zu erheben. Ob das Thema im Kommunalwa­hlkampf 2020 tatsächlic­h eine Rolle spielen wird, ist derzeit schwer einzuschät­zen.

Für Bahnstraße­n-Anwohner Josten kommt hinzu, dass er für eine Straße zahlen muss, die seiner Meinung nach hauptsächl­ich vom Durchgangs­verkehr genutzt wird. Nur ein Bruchteil der Nutzer seien tatsächlic­h die Anlieger. Er befürchtet, dass nach der Fertigstel­lung der Bahnstraße dort noch mehr Fahrzeuge verkehren.

Die landesweit­e Diskussion wird mit Interesse auch in anderen KempenerWo­hngebieten verfolgt. Denn das Tiefbauamt plant weitere Straßensan­ierungen wie im Kempener Süden im Wohnvierte­l zwischen Vorster- und St. Töniser Straße oder im Bereich Grüner Weg.

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FOTO: KARL-HEINZ JOSTEN Seit Monaten wird auf der Bahnstraße in St. Hubert gebuddelt. Derzeit werden Gehwege und Fahrbahn neu gestaltet. Dafür sollen die Anwohner bezahlen. Das sorgt für Verärgerun­g.

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