Rheinische Post Krefeld Kempen

St. Martin: Schutzpatr­on der Armen

In der Kirche St. Josef ist bis zum 23. November eine Ausstellun­g zum Martinsbra­uchtum zu sehen.

- VON SILVIA RUF-STANLEY

KEMPEN Mit einem Gottesdien­st wurde jetzt die Ausstellun­g „St. Martin war ein guter Mann” in der Kirche St. Josef in Kamperling­s eröffnet. Zu Beginn seiner Predigt ließ sich Pfarrer Ludwig Kamm von den Kindern helfen. Wer denn St. Martin wäre, wollte er wissen. Ein netter Mann, weil er Armen hilft, das wussten die kleinen Besucher sofort. Aber Kamm hatte noch mehr über den netten Mann, der so bereitwill­ig seinen Mantel mit einem Bettler teilte, gefunden. Denn St. Martin ist auch der Heilige der Flüchtling­e, also ein hochaktuel­ler wichtiger Vertreter des Glaubens, wie Kamm meinte. Martin war nicht nur römischer Soldat, sondern gleichzeit­ig ein Europäer und ein Symbol der Toleranz. Er war das Kind einer ungarische­n Mutter und eines italienisc­hen Vaters. Dann nahm er den damals noch wenig bekannten christlich­en Glauben an. Verehrt wird St. Martin bis heute in vielen europäisch­en Ländern und verkörpert so auch den grenzübers­chreitende­n Gedanken, der im Moment in Gefahr sei, so Kamm.

Vor einigen Monaten wurde das rheinische Brauchtum rund um St. Martin zum immateriel­len Kulturerbe von Nordrhein-Westfalen ernannt. Am 25. Oktober erhielten die Initiatore­n Jeyaratnam Caniceus aus Kempen und René Bongartz aus Brüggen die entspreche­nde Urkunde in Düsseldorf. Caniceus schilderte nach der Messe den langen Weg bis zu der Ehrung. Und er betonte, dass man noch weiter machen will. Die beiden haben Vereine und Verbände, die sich mit diesem Brauchtum beschäftig­en, dazu gewonnen, ein gemeinsame­s Netzwerk zu bilden. Auch damit dieses Brauchtum über NRW hinaus anerkannt und geschützt wird. Auf Bundeseben­e wie auch in Europa. Denn St. Martin wird auch in Frankreich zum Beispiel sehr verehrt, ebenso in Ungarn.

Bongartz schloss sich dem in seinen Worten an. Er zeigte den Weg auf, wie St. Martin inzwischen auch in Westfalen und in Teilen Süddeutsch­lands gefeiert wird. Dies geschehe oft in sehr unterschie­dlicher Weise, aber der Grundgedan­ke des Teilens ist immer der Gleiche. Dem folgte auch Staatsekre­tär Klaus Kaiser vom NRW-Ministeriu­m für Kultur undWissens­chaft. Die Auszeichnu­ng sei zwar nicht mit finanziell­er Unterstütz­ung verbunden, verankere aber ein altes Brauchtum und seine Pflege im Gedächtnis. Die Pflege dieses Brauchtums sei auch identi- tätsstifte­nd für Europäer, meinte er. Bräuche und Rituale seien Säulen des kulturelle­n Lebens, die bewahrensw­ert seien. Dass im Rahmen der Feier der Posaunench­or der Evangelisc­hen Kirchengem­einde, der ganz selbstvers­tändlich auch immer beim Martinszug spielt, für die Musik sorgte, befand er als sichtbares Zeichen, dass das Martinsbra­uchtum überkonfes­sionell wichtig sei.

Viele Vertreter aus Verwaltung, Politik und Gesellscha­ft waren am Sonntag zur Ausstellun­gseröffnun­g

gekommen. So Bürgermeis­ter Volker Rübo, Karl-Heinz Hermans, Altbürgerm­eister und Ehrenvorsi­tzender des St. Martin-Vereins, Altbürgerm­eister Karl Hensel oder der Vorsitzend­e des St.-Martin-Vereins, Rainer Hamm. Ebenso war Landtagsab­geordneter Marcus Optendrenk (CDU) dabei und StefanieWo­lters als Vertreteri­n der Gemeinde Brüggen.

Die Ausstellun­g ist in ihrer einfachen Darstellun­g vor allem für Kinder im Kindergart­en- und Grundschul­alter geeignet. Die Kinder können sich auch ein Heft mit der Geschichte St. Martins in Comic-Form mitnehmen.

Redaktion Kempen

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Passende festliche Töne erklangen bei der Eröffnung der Martinsaus­tellung in der Kirche St. Josef.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Passende festliche Töne erklangen bei der Eröffnung der Martinsaus­tellung in der Kirche St. Josef.

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