Rheinische Post Krefeld Kempen
Die belebende Kraft der Musik
Der Hornist Felix Klieser, der Geiger Andrej Bielow und der Pianist Herbert Schuch faszinierten bei ihrem Konzert in der Kempener Paterskirche mit einem romantischen Programm.
KEMPEN Vor vier Jahren erschien die spannende Lebensgeschichte des inzwischen 27 Jahre alten Hornisten Felix Klieser: „Fußnoten – Ein Hornist ohne Arme erobert die Welt“. Was fast unglaublich erscheint, konnte das Publikum jetzt in der sehr gut besuchten Kempener Paterskirche erleben. Der sehr schmale, freundliche junge Mann im dunkelblauen Anzug, dem das auf seine Möglichkeiten zugeschnittene Horn auf das Podium getragen wird, kommt lächelnd heraus, steigt auf seinen Stuhl und bringt mit einem sportlichen Schwung sein linkes Bein nach oben, um die Ventile ebenso mit den Zehen zu bedienen wie er seine Noten umblättert.
Vom ersten Einsatz an ist der Hörer gefesselt von der Tonschönheit, der dynamischen Bandbreite und Ausdruckstiefe des mit honorigen Preisen ausgezeichneten Musikers. Von besten Orchestern und Kammermusikpartnern wird dieser bewundernswürdige Lebenskünstler immer wieder eingeladen, mehrere CDs zeugen von seinem Können und zusätzlich von der Fähigkeit, sowohl hohes als auch tiefes Horn vollendet zu blasen.
Zwei kongeniale Partner saßen an diesem besonderen Abend mit auf dem Podium: der ebenfalls erst 27-jährige ukrainische Geiger Andrej Bielow und der aus Rumänien stammende, aber bereits seit seiner Kindheit in Deutschland lebende Herbert Schuch, der bei Kurt Hensch und später bei Karl-Heinz Kämmerling seine Studien vollendete. Wichtige Impulse bekommt der knapp 40-Jährige auch jetzt noch von Alfred Brendel.
Bielow und Schuch können wie Klieser auf eine beachtliche Karriere und internationale Verpflichtungen verweisen – umso erfreulicher ist, dass ihr Herz immer noch der Intimität der Kammermusik anhängt.
Schuch fasziniert mit seiner Anschlagskultur und seinem im Grunde butterweichen Anschlag, der selbst bei extremen Lautstärkegraden nichts von seiner Anschmiegsamkeit und Eleganz verliert. Bielow, der in Hannover bei Krzysztof Wegrzyn studierte und dort auch sein Konzertexamen machte, war neun Jahre Primarius des renom- mierten Szymanowski Quartetts und ist als solcher in hohem Maße mit Kammermusik vertraut. Seinen blühenden, raumgreifenden Ton weiß er, wenn angebracht, sorgsam zu zügeln, und seine klangprächtige Greiner-Geige aus dem Jahre 1998 zeigt, dass es nicht unbedingt ein altes italienisches Instrument sein muss.
Die Gäste hatten für ihre nicht eben häufig anzutreffende, aber durchaus reizvolle Instrumentenkonstellation Romantisches bis Spätromantisches gewählt. Auf vier kleine Stücke für diese Beset- zung aus der Feder des aus dem Elsass stammenden Charles Koechlin (1867-1950) folgte die Sonate für Violine und Klavier G-Dur, op.78, die Johannes Brahms 1878 komponierte und dabei auf Motive seines „Regenlieds“zurückgriff. Bilow und Schuch trafen genau die schlichte Natürlichkeit und Liedhaftigkeit des dreisätzigen Werkes. Im sanglichen Adagio für Horn und Klavier As-Dur op.70 von Robert Schumann wusste Klieser mit seinem edlen Hornton zu beglücken, „Rasch und feurig“, wie vom Komponisten gewünscht, gelang das darauf folgende Allegro,
wobei der Bläser und sein gleichberechtigter Pianist zu einem idealen Duo verschmolzen.
Eine Entdeckung war das Trio für Horn, Violine und Klavier von Frédéric Nicolas Duvernoy (17651838), einem Franzosen, der als Begründer der französischen Hornschule gilt.Wunderschön verbindet sich in den beiden Sätzen Klassisches und Frühromantisches.
Zum Abschluss erklang dann das Trio Es-Dur op. 40 von Johannes Brahms, in dem nicht verborgen bleibt, dass der Komponist, neben Klavier und Cello, auch das Horn ausgezeichnet beherrschte. Entsprechend anspruchsvoll ist der Part für das Blasinstrument – für Klieser kein Problem, zumal seine Mitstreiter auf dem gleichen Niveau zu sekundieren wussten. Da der Schlussapplaus nicht enden wollte, wiederholte das Trio noch einmal das Brahms-Scherzo.