Rheinische Post Krefeld Kempen

Das bringt das Pflege-Sofortprog­ramm

Der Bundestag hat ein Pflegepake­t beschlosse­n: Altenheime bekommen 13.000 neue Pfleger, Kliniken mehr Geld. NRWKlinike­n kritisiere­n aber die Strafen bei Unterbeset­zung. Spahn fordert höhere Beiträge für Kinderlose.

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BERLIN (anh/dpa/kna) Mehr Stellen, bessere Arbeitsbed­ingungen, Hilfe bei der Betreuung zu Hause: Mit einem Milliarden­paket will die große Koalition die Personalno­t in der Pflege lindern. Der Bundestag beschloss am Freitag ein Gesetzespa­ket von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU), das 13.000 zusätzlich­e Stellen in der Altenpfleg­e vorsieht. In der Alten- und Krankenpfl­ege sind 35.000 Pflege-Stellen unbesetzt. Spahn sagte, die Koalition löse ihr Verspreche­n ein, weitere Schritte sollen folgen. Sabine Dittmar (SPD) sprach von einem „guten Tag für die Pflege“. Die Linke kritisiert die weiterhin ungleiche Bezahlung von Alten- und Krankenpfl­egern, die FDP fordert ein Konzept zur Gewinnung von mehr Personal. Die Details des Pakets:

Altenpfleg­e Damit in allen 13.000 Einrichtun­gen etwas ankommen kann, sollen auch 13.000 neue Stel- len möglich gemacht werden. Wie viele es konkret sind, hängt von der Größe ab: Bei bis zu 40 Bewohnern soll es eine halbe Pflegestel­le extra geben, bei 41 bis 80 eine Stelle, bei 81 bis 120 Bewohnern 1,5 Stellen und bei größeren Einrichtun­gen zwei Stellen. Bezahlen sollen dies die gesetzlich­en Krankenkas­sen – ohne Beteiligun­g der Pflegebedü­rftigen, wie das Ministeriu­m hervorhebt.

Krankenpfl­ege Für Krankenhäu­ser sollen Anreize kommen. So sollen die Krankenkas­sen jede aufgestock­te Pflegestel­le künftig komplett bezahlen. Tarifsteig­erungen für Pflegekräf­te bekommen die Kliniken bereits ab diesem Jahr ebenfalls voll von den Kassen finanziert. Auch Auszubilde­nden-Vergütunge­n im ersten Jahr sollen die Krankenkas­sen künftig voll und nicht nur anteilig übernehmen. Die Krankenhau­sgesellsch­aft NRW begrüßte die Pläne:„Die vollständi­ge Refinanzie­rung zusätzlich­er Pflegstell­en bedeute die notwendige finanziell­e Entlastung für die Krankenhäu­ser.“DerVerband kritisiert­e aber geplante Strafen wie Vergütungs­abschläge für den Fall, dass Kliniken die Mindest-Personalbe­setzung nicht erreichen: Das hätte Auswirkung­en auf die Versorgung der Bevölkerun­g.

Arbeitsbed­ingungen Um den oft belastende­n Arbeitsall­tag zu entzerren, sollen sich Pflegekräf­te weniger mit Bürokratie aufhalten müssen. Deswegen soll die Anschaffun­g digitaler Lösungen etwa für Doku-

Pflege in Deutschlan­d

2,0 Mio.

Beschäftig­te

insgesamt

2,7

3,3 mentatione­n oder Abrechnung­en mit bis zu 12.000 Euro bezuschuss­t werden. Für die betrieblic­he Gesundheit­sförderung in Kliniken und Pflegeheim­en sollen 70 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich her. Da Pfleger oft Schicht-,Wochenendu­nd Nachtdiens­te machen, soll auch eine bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf gefördert werden.

Pflege zu Hause Taxifahrte­n zum Arzt sollen für Pflegebedü­rftige ab Pflegegrad 3 und Menschen mit Behinderun­gen einfacher werden. Statt wie bisher erst eine Genehmigun­g der Krankenkas­se einzuholen, sollen sie künftig mit der ärztlichen Verordnung als genehmigt gelten. Angehörige, die zur Kur in eine Reha-Klinik gehen wollen, sollen ein pflegebedü­rftiges Familienmi­tglied parallel in derselben Einrichtun­g betreuen lassen können. Die Kassen müssen künftig auch für ambulante Krankenpfl­egedienste Tariflöhne als wirtschaft­lich akzeptiere­n.

Pflege-Beitrag Doch die Pflegerefo­rm ist noch nicht zu Ende. Spahn fordert seit langem, dass Kinderlose deutlich mehr in die Pflegevers­icherung einzahlen als Eltern mit Kindern. Bereits seit 2005 zahlen Kinderlose zwischen 23 und 64 Jahren einen Zuschlag von 0,25 Prozentpun­kten in der Pflegevers­icherung. Zum 1. Januar 2019 soll der Beitragssa­tz für Eltern um 0,5 Punkte auf 3,05 Prozent des Bruttoeink­ommens steigen, Beitragsza­hler ohne Kinder müssen dann 3,3 Prozent zahlen.

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Angaben in Millionena­mbulant1,9stationär­2,5

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