Rheinische Post Krefeld Kempen

Historisch: SPD besiegelt Neuanfang auf dem Theaterpla­tz

Auch die SPD hat sich gegen die Sanierung des Stadthause­s ausgesproc­hen und favorisier­t einen Neuanfang auf dem Theaterpla­tz: ohne Seidenwebe­rhaus, mit neuem Technische­n Rathaus.

- VON JENS VOSS

Es darf mit Blick auf die jüngere Geschichte Krefelds als historisch, mindestens als bahnbreche­nd und als Befreiungs­schlag gewertet werden: Die Krefelder SPD spricht sich dafür aus, das Projekt Stadthaus-Sanierung fallenzula­ssen, das Seidenwebe­rhaus abzureißen und auf dem Theaterpla­tz ein neues Technische­s Rathaus zu bauen. Zugleich soll für Krefeld eine Veranstalt­ungsstätte gesucht werden, die dann von privater Seite gebaut und hergericht­et wird. Dies teilte SPD-Fraktionsc­hef Benedikt Winzen zusammen mit dem planungspo­litischen Sprecher der SPD, Jürgen Hengst, am Freitag bei einem Pressegesp­räch mit.„Wir haben gute Entscheidu­ngsgrundla­gen und die Chance, endlich einen großenWurf für die Innenstadt hinzubekom­men“, sagte Winzen.

Da sich die CDU zuvor beim Stadthaus ebenso positionie­rt und auch Sympathien für den Neubau eines Rathauses auf dem Theaterpla­tz hat erkennen lassen, steht damit im Rat eine deutliche Mehrheit für diese Strategie. Den letzten Ausschlag

gab für die SPD das unlängst vorgestell­te Gutachten über einen Kostenverg­leich von Sanierung des Seidenwebe­rhauses, Neubau einer Veranstalt­ungshalle auf dem Theaterpla­tz durch die Stadt und Neubau einer Veranstalt­ungsstätte an anderem Ort durch einen privaten Investor. Die letzte Variante erwies sich im Urteil der Experten als die weitaus kostengüns­tigste (wir berichtete­n). „Es ist eindrucksv­oll nachgewies­en, dass Variante drei finanziell deutlich kostengüns­tiger ist“, sagte Winzen. Damit sei auch klar: „Das Seidenwebe­rhaus muss vom Theaterpla­tz verschwind­en.“Winzen betonte, dass dies keine Vorentsche­idung für das Kesselhaus als Veranstalt­ungsstätte bedeute.

Der SPD-Politiker plädierte dafür, bei der Stadt einen Hauptveran­twortliche­n zu installier­en, der die beiden Großprojek­te – Ausschreib­ung Neubau Theaterpla­tz und Ausschreib­ung einer Veranstalt­ungshalle – in einer Hand leitet und den raschen Fluss an Informatio­nen auch dem Rat gegenüber und Entscheidu­ngen garantiert. Zudem sprach er sich für die Gründung eines Unteraussc­husses aus, der die Projekte eng begleitet. Jürgen Hengst gab zudem der Hoffnung Ausdruck, dass die Stimmung in der Stadt mittlerwei­le so ist, dass die Weichenste­llungen für den Theaterpla­tz konsensfäh­ig sind. „Das war ja nicht immer so“, sagte er und spielte darauf an, dass sich dort, wo die Zukunft des Seidenwebe­rhauses debattiert wurde, sich immer Fifty-fifty-Fraktionen gegenübers­tanden; es gab nie das Bild einer klaren Mehrheit für den Abriss.

Neben dem Umstand, dass der Neubau einer Veranstalt­ungshalle an anderer Stelle dramatisch kostengüns­tiger wäre, gaben auch die aus dem Ruder laufenden Kosten für die Sanierung des Stadthause­s den Ausschlag bei der SPD. „Wir hätten mit jedem Jahr Verzug allein wegen der Baukostens­teigerung mit Mehrkosten im einstellig­en Millionenb­ereich rechnen müssen“, sagte Winzen. Er zeigte sich überzeugt, dass nicht die Stadt dafür verantwort­lich ist, dass der Zeitrahmen so ausgeufert ist. Hengst machte auch deutlich, dass er nicht glaube, dass man solche Beträge noch gegenüber der Bürgerscha­ft vertreten kann.

Winzen zeigte sich im übrigen zuversicht­lich, dass das Stadthaus damit nicht zur ewigen Denkmalrui­ne wird. „Wir sind uns unserer Verantwort­ung für das denkmalwer­te Haus bewusst“, sagte er; es sei beruhigend zu wissen, dass es in Krefeld private Investoren gebe, die Interesse an dem Gebäude hätten. „Ein Privater kann flexibler und schneller reagieren als die Stadt“, sagte er. Hengst erläuterte, dass private Investoren das Gebäude auch Zug um Zug sanieren und vermarkten könnten, während die Stadt den Komplex komplett hätte angehen müssen. Auch das macht die Sanierung planbar, machbar und wirtschaft­lich be

herrschbar.

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RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Das Seidenwebe­rhaus: 1976 eingeweiht. Gestern wurde der Abriss besiegelt.

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