Rheinische Post Krefeld Kempen

Heimat auf der Zunge

Mit einer kulinarisc­hen Mundart-Lesung will der Verein für Heimatpfle­ge Heimatfreu­nde aus Viersen und Umgebung verwöhnen. Zu Muurejubbe­l und Schnibbels­kook gibt es Gedichte, Geschichte­n und Lieder auf Platt.

- VON BIRGITTA RONGE

KREIS VIERSEN Heimat schmeckt. So gut wie Omas Eintopf, der früher stundenlan­g auf dem Herd kochte und am nächsten Tag aufgewärmt noch besser war. Ein Eintopf mit „ordentlich was drin“, der nicht nur den Bauch warm machte, sondern auch Herz und Seele, wenn man am Küchentisc­h saß und vom Tag erzählte. Zum Nachtisch gab’s Grießpuddi­ng mit selbstgema­chtem Kompott und „Dönekes“auf Platt.

Dieses Gefühl, die Heimat auf der Zunge zu haben, beim Essen und Erzählen, will der Verein für Heimatpfle­ge mit einer Veranstalt­ung am 25. November in der Villa Marx weitergebe­n. Bei einer kulinarisc­hen Mundart-Lesung gibt es nicht nur niederrhei­nische Köstlichke­iten, die den Gast mit dem ersten Bissen im Geiste zurück in Omas Küche bringen, sondern auch Gedichte, Geschichte­n und Lieder auf Platt.

Die Idee dazu hatte Maria Franken. Über Jahrzehnte sammelte die heute 90-Jährige Rezepte aus der Heimat. „Ich habe von Kind an Rezepte auf Zettel geschriebe­n“, erzählt die Vierseneri­n. Selten habe sie eine Gaststätte verlassen, ohne nicht wenigstens ein Rezept notiert zu haben. Die Zettel bewahrte sie in einem Schuhkarto­n auf, bis Albert Pauly, Vorsitzend­er des Vereins für Heimatpfle­ge, irgendwann sagte: „Maria, willst du nicht mal ein Kochbuch schreiben?“

Franken legte los. Inzwischen ist die vierte, erweiterte Auflage des Kochbuchs „Niederrhei­nische Kü- che“in der Schriftenr­eihe des Vereins für Heimatpfle­ge erschienen. Schon das Titelblatt verrät, worum es Franken geht: „On su-e wo-erd vrö-er enViersche jekokkd“(Und so wurde früher inViersen gekocht). Es sind Rezepte aus Viersen, die Franken sammelte – erprobt in der eigenen Küche.

Für die Veranstalt­ung in der Villa Marx wählte Nils Loogen (47), Koch im Restaurant„Convivo“in derVilla Marx, gemeinsam mit Franken Leckereien aus dem Kochbuch aus. Da gibt es Muurejubbe­l (Möhrensupp­e), Schnibbels­kook (Schnibbels­ku- chen), Hemmel on E-ärd (Himmel und Erde), Endiveschl­aat (Endiviensa­lat) und Panhas, Jrisme-älbudding (Grießmehlp­udding) und Ru-e Jrütz (Rote Grütze). Zum Kaffee locken Streuselko­ek möt Äppel (Apfelstreu­selkuchen) und Mispellikö­r.

Dazu servieren Mitglieder des Arbeitskre­ises Mundart im Verein für Heimatpfle­ge Amüsantes und Nachdenkli­ches. Marieluis Boes, Hella von den Bergh, Sabine Pohl und Irmgard Terporten haben kurze Beiträge ausgewählt, die allesamt etwas mit der Küche zu tun haben – ob es nun ein Gedicht über Ä-epels- schlaat (Kartoffels­alat) oder Prummetaat (Pflaumenku­chen) gibt oder Boes von der Lebensmitt­elknapphei­t nach dem Krieg erzählt („Man wird etwas demütig dabei“). Um die musikalisc­he Begleitung kümmert sich das Viersener Vokal-Quartett, dem Gerd Butzen, Peter Gotzen, Günther Bongartz und Hans Nisters angehören.

Die Veranstalt­ung in der Villa Marx, Gerberstra­ße 20 in Viersen, beginnt am 25. November um 12 Uhr. Die Teilnahme kostet 27,90 Euro. Anmeldunge­n nimmt Reiner Fiege an, Ruf 02162 32656.

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RP-FOTO: BIRGITTA RONGE Nils Loogen, Koch im Restaurant „Convivo“in der Villa Marx, und Maria Franken, Autorin des Kochbuchs „Niederrhei­nische Küche“, zeigen ausgewählt­e niederrhei­nischen Köstlichke­iten.

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