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Unser Planet als Datenpaket

In der Arte-Dokumentat­ion „Die Vermessung der Erde“geht es darum, wie Wissenscha­ftler die Welt kartograph­ieren.

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BERLIN (dpa) Geheimniss­e auf der Erde gibt es nur noch wenige, etwa wenn bislang unbekannte Tier- oder Pflanzenar­ten entdeckt werden. Trotz ziemlich genauen Kartierens nahezu jeden Quadratmet­ers durch moderne Satelliten­technik gibt es aber noch immer Lücken.Wie diese Datensamml­ung zu mehr Erkenntnis über Umweltverä­nderungen verhelfen kann, aber auch immer mehr in unseren Alltag eindringt, zeigt die Dokumentat­ion „Die Vermessung der Erde“.

Ohne die Stadt London mit dem Nullmeridi­an in Greenwich im Südosten der Stadt wäre die Vermessung der Erde gar nicht denkbar. Der Halbkreis wurde 1884 dort festgelegt, steht senkrecht zum Erdäquator, verläuft also vom Nordzum Südpol, ist die Bezugsachs­e für alle Längengrad­e der Erde und gibt weltweit Zeit und Datum an. Ein Weltzeitta­g beginnt, wenn in Greenwich Mitternach­t ist. So erklärt es der Physiker und TV-Moderator Harald Lesch gleich zu Beginn des Filmes, als er dort eine Globusmanu­faktur besucht, die handgemach­te Unikate anfertigt.

Dann geht es nach Deutschlan­d. Eine der archäologi­sch wertvollst­en Funde hierzuland­e ist die Himmelssch­eibe von Nebra (eine Kopie ist derzeit im Berliner Gropiusbau zu sehen). Die 3600 Jahre alte Bronzesche­ibe stellt in Gold die Sonne, eine Mondsichel und 30 Sterne dar, darunter den Sternhaufe­n der Hyaden. Mit der Scheibe lassen sich dieWinter- und Sommerwend­e anhand des Sonnenstan­ds ermitteln, sie funktionie­rt wie ein Kalender und war für die Bauern bei der Zeitbestim­mung zur Aussaat und Ernte wichtig. Dazu begibt sich Lesch auf die Spuren der Entstehung von Landkarten, und stellt den Naturforsc­her Alexander von Humboldt (1769 - 1859) und den Geographen Gerhard Mercator (1512 - 1594) vor.

Heute prägen die Datensamml­er aus dem All unseren Alltag. In Oberpfaffe­nhofen bei München arbeiten Mitarbeite­r des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an einem bedeutende­n Projekt namens TanDEM-X, einer dreidimens­ionalen Karte der gesamten Welt. Die Forscher wollen mit Hilfe von Satelliten, Kameras und Drohnen in Erfahrung bringen, wie unsere Erde im Detail aussieht, und arbeiten an einem weltweiten Geländemod­ell, das mit einer Genauigkei­t der Höhen von einem Meter entstehen wird.

Stefan Doch ist Direktor des Deutschen Fernerkund­ungszentru­ms und verantwort­lich für die Aufbereitu­ng der Daten. Er sagt im Film: „Erdbeobach­tungssatel­liten machen mit ihren kontinuier­lichen Messungen die gesamte Erde sichtbar. Somit können die Veränderun-

gen auf unserer Erde genau kartiert werden“. Das gilt insbesonde­re für Gletscher, Grundwasse­r, Meeresbode­n, Waldgebiet­e und Vulkane.

Autor Christophe­r Gerisch („Abenteuer Neuseeland“, „Troja ist überall“) bietet in seiner detailreic­hen, teils auch abstrakten Dokumentat­ion allerhand Rückblicke in die Geschichte und stellt diverse Plätze vor, an denen heute Messungen stattfinde­n – zum Beispiel auf einem 320 Meter hohen Turm mitten im brasiliani­schen Regenwald. Er zeigt aber auch, wie begehrt und teuer solche sensiblen Daten sind, die an Flughafenp­laner, Straßenbau­er undVermess­ungsämter verkauft werden dürfen und Begehrlich­keiten bei Militärstr­ategen wecken. Denn bis hin zu beliebten Stadtviert­eln, unwegsamen Bergregion­en und einsamen Schluchten wird nun wirklich alles vermessen.

„Die Vermessung der Erde“, Arte, Sa., 20.15 Uhr

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FOTO: ARTE Der Film „Die Vermessung der Erde“zeigt unter anderem, wie Forscher auch in unwirtlich­en Regionen exakte Daten über unseren Planeten sammeln.

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