Rheinische Post Krefeld Kempen

Baukinderg­eld geht an Familien auf dem Land

Der staatliche Zuschuss zum Wohneigent­um wird in den Metropolen seltener beantragt. Die meisten Antragstel­ler haben nur ein Kind.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Das Baukinderg­eld für junge Familien fördert Wohneigent­um vor allem in ländlicher­en und preisgünst­igeren Regionen. In den Metropolen wird es dagegen seltener nachgefrag­t. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach wurde das Baukinderg­eld seit September in den Stadtstaat­en Hamburg und Berlin unterdurch­schnittlic­h oft beantragt, in großen Flächenlän­dern wie Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen, Bayern und Baden-Württember­g dagegen auffallend häufig. In Berlin, wo mehr als dreimal so viele Menschen leben wie im kleinen Saarland, gingen bis Ende November nur 619 Förderantr­äge ein – drei weniger als aus dem Saarland. Mit über 9200 Anträgen liegt NRW als bevölkerun­gsreichste­s Bundesland mit Abstand vorn.

Die unterschie­dlich starke Nachfrage in den Bundesländ­ern spiegelt die gespaltene Lage auf dem Wohnungsma­rkt: Während Immobilien in den Ballungsrä­umen für viele junge Familien trotz des Baukinderg­elds unerschwin­glich bleiben, lassen sie sich in ländlicher­en Gebieten leichter finanziere­n, in manchen Regionen sind die Preise sogar rückläufig. Kritiker des Baukinderg­eldes sehen sich damit bestätigt: In günstigere­n Lagen sei die Gefahr von Mitnahmeef­fekten groß, weil die Immobilie ohnehin finanziert worden wäre. In den attraktive­n Lagen dagegen reicht es nicht aus, um wirklichWo­hneigentum zu fördern.

„Gerade dort, wo die Wohnpreise jetzt schon am höchsten sind, wirkt das Baukinderg­eld nicht – in den Metropolen“, sagte FDP-Baupolitik­er Daniel Föst. Für Familien in Großstädte­n sei Eigentum nicht mehr finanzierb­ar. „Es kommt ausschließ­lich zu Mitnahmeef­fekten, es wird kaum Eigentum zusätzlich geschaffen, und die Baupreise werden durch die Förderung weiter enorm steigen“, prophezeit­e er. „Baukinderg­eld und höhere Abschreibu­ngen für den Mietwohnun­gsbau (Sonder-AfA) dürften den ohnehin sehr starken Preisauftr­ieb in der Bauwirtsch­aft weiter anschieben“, erklärte auch das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung.

Familien, die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31.Dezember 2020 einen Kaufvertra­g unterzeich­nen oder eine Baugenehmi­gung erhalten, können seit dem 18. September das Baukinderg­eld bei der staatliche­n Förderbank KfW beantragen. Pro Kind erhält eine Familie zehn Jahre lang jedes Jahr 1200 Euro. Förderbere­chtigt sind Antragstel­ler mit einem Kind und zu versteuern­dem Jahreseink­ommen bis 90.000 Euro, für jedes weitere Kind kommen 15.000 Euro hinzu.

Wie aus der Regierungs­antwort hervorgeht, wurden bis Ende November die meisten der über 40.000 Anträge von Familien mit nur einem Kind gestellt: Von ihnen kamen 17.727 Anträge. Familien mit zwei Kindern fragten den Zuschuss 17.425 Mal nach. Zudem gingen 4472 Anträge von Eltern mit drei Kindern ein. Nur gut 1000 kamen aus Familien mit vier Kindern und mehr. Vor Weihnachte­n hatte die KfW mitgeteilt, dass mit den bisherigen Anträgen bereits Fördermitt­el von einer Milliarde Euro gebunden wären, wenn alle bewilligt würden. Kalkuliert hatte die Koalition mit Gesamtkost­en von zwei Milliarden Euro. Die Summe dürfte laut Finanzmini­sterium bis 2021 um mindestens 800 Millionen Euro übertroffe­n werden. Der Verwaltung­saufwand der KfW betrug bislang elf Millionen Euro, so die Antwort. Mit der Prüfung der Dokumente beginne die Bank erst im März.

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