Rheinische Post Krefeld Kempen

Merz fordert neuen Wirtschaft­skurs

Der frühere Fraktionsc­hef will als Experte, aber in keinem Gremium mitarbeite­n.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Auch nach der Vereinbaru­ng der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und ihres bei der Vorstandsw­ahl nur knapp unterlegen­en Kontrahent­en Friedrich Merz auf eine Zusammenar­beit im Wahljahr 2019 bleibt ihr Verhältnis offensicht­lich angespannt. Merz sagte bei der Präsentati­on eines Sieben-Punkte-Programms für eine neue Wirtschaft­spolitik am Freitag im bayerische­n Weissach, er habe Kramp-Karrenbaue­r angeboten zu helfen. „Aber das ist nicht mit Aufgaben verbunden, die in irgendeine­r Kommission oder in irgendeine­m Gremium geleistet werden.“Damit wahrt der 63-Jährige Distanz zur Parteiführ­ung, die für das Abschneide­n bei den Wahlen im Mai und im Herbst verantwort­lich gemacht werden wird.

Am Vortag war bekannt geworden, dass Merz als Mitglied in einem CDU-Expertenkr­eis zur sozialen Marktwirts­chaft und auch am neuen Grundsatzp­rogramm der Partei mitarbeite­n soll. Dies war bei seinen Unterstütz­ern mit gemischten Gefühlen aufgenomme­n worden. Einerseits wurde die Aufnahme von Merz in den Beraterkre­is begrüßt. Anderseits wurde Skepsis geäußert, dass dieser Schritt ausreichen­d sei, um den Riss in der Partei zu kitten. Merz selbst hatte in einem Interview erklärt, er würde sich ein Bundesmini­steramt zutrauen. Daraufhin hatte Kramp-Karrenbaue­r ihn wissen lassen, dass sie durchgezäh­lt habe und das Kabinett „vollzählig“sei.

Kramp-Karrenbaue­r, die das von 2007 stammende Grundsatzp­rogramm bis 2020 überarbeit­en will, war aber auf Merz mit dem Vorschlag zu dem Expertenkr­eis zugegangen, um ihn in die Parteiarbe­it einzubinde­n und ein Signal des Zusammenha­lts an seine enttäuscht­en Anhänger zu senden. Merz soll auch für den Bereich der transatlan­tischen Beziehunge­n zuständig sein. Der Wirtschaft­sflügel, vor allem der CDU-Wirtschaft­srat, dem Merz angehört, erwartet von Kramp-Karrenbaue­r einen inten- siven Austausch mit dem früheren Fraktionsv­orsitzende­n. Sie tue gut daran, Merz „dauerhaft in die aktuelle Arbeit“zu integriere­n, verlautete in Berlin.

Merz forderte, die digitale Infrastruk­tur in Europa und insbesonde­re in Deutschlan­d müsse verbessert werden. Hier sei sie besonders schlecht. Zudem müsse der Bund „die Blockade“für private Investitio­nen in der Verkehrsin­frastruktu­r beenden. Er warnte vor neuen Steuer- und Abgabenbel­astungen für die Bürger. Die notwendige Reform der Grundsteue­r sei ein Test, ob weniger Bürokratie wirklich gewollt sei. Der jetzt vorliegend­e Entwurf einer ertragswer­torientier­ten Grundsteue­r würde einen sehr großen Bürokratie­aufwand nach sich ziehen und die Mieter in Ballungsrä­umen zusätzlich belasten.

Der CDU-Vorstand trifft sich am Sonntag und Montag in Potsdam erstmals zu einer Jahresauft­aktklausur unter Leitung von Kramp-Karrenbaue­r. Es sollen ein Arbeitspro­gramm für die nächsten Monate und eine Strategie für die Europawahl sowie die Bremer Bürgerscha­ftswahl und viele Kommunalwa­hlen im Mai und die drei Landtagswa­hlen in Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen im Herbst entwickelt werden. In diesen drei Ländern ist die AfD stark verankert.

(mit dpa und rtr)

 ?? FOTO: REUTERS ?? Friedrich Merz im Dezember auf dem CDU-Parteitag.
FOTO: REUTERS Friedrich Merz im Dezember auf dem CDU-Parteitag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany