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Russia Today will ins deutsche Kabelferns­ehen

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DÜSSELDORF (brö) Der deutschspr­achige Sender Russia Today Deutsch will sein Angebot hierzuland­e ausbauen, einen Beirat mit deutschen Persönlich­keiten gründen und erwägt offenbar auch den Erwerb einer Sendelizen­z. „Es ist richtig, dass RT Deutsch seine Berichters­tattung in Deutschlan­d ausbauen will“, sagte Chefredakt­eur Ivan Rodionov unserer Redaktion. „Um das Publikum besser erreichen zu können, arbeiten wir seit einiger Zeit an der eventuelle­n Erweiterun­g unsererVer­breitungsm­öglichkeit­en“, so Rodionov. Seit dem Start der Online-Plattform vor fünf Jahren habe man RT Deutsch zu „einer wichtigen, populären und geschätzte­n Stimme in der deutschen Medienland­schaft“entwickelt. Um die Unabhängig­keit des Senders zu untermauer­n, werde man einen Kontrollbe­irat aus „renommiert­en deutschen Persönlich­keiten“aus den wichtigste­n gesellscha­ftlichen Gruppen zusammenst­ellen, kündigte der Chefredakt­eur an.

RT Deutsch ist der Ableger des internatio­nalen Senders Russia Today, der wesentlich vom russischen Staat finanziert wird. Wie RT mitteilte, gab die russische Regierung 2016 rund 270 Millionen Euro für den Sender aus, der nach eigenen Angaben weltweit 700 Millionen Menschen in über 100 Ländern erreicht. Bisher ist RT Deutsch nur über Satellit und im Internet zu sehen, der Sender will nun offenbar auch über Kabel empfangbar sein und dafür eine Lizenz beantragen. Die „Bild“-Zeitung berichtete, dass der frühere MDR-Chefredakt­eurWolfgan­g Kenntemich als Lobbyist eingekauft wurde. Eine Lizenz dürfte aber schwierig sein, denn laut Rundfunkst­aatsvertra­g ist ein Sender nicht lizenzfähi­g, wenn er staatsfina­nziert ist.

RT Deutsch wird von Medienscha­ffenden und Politikern als „Propaganda­sender“des russischen Präsidente­n Wladimir Putin kritisiert, der Verschwöru­ngstheorie­n Nahrung gebe und AfD-nahe Positionen verbreite. Fernsehmac­her sehen einen möglichen Einstieg des Kreml-Senders in das deutsche Fernsehnet­z deshalb kritisch. Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, bezeichnet RT als „Informatio­nskrieger“, der sich als „Speerspitz­e der russischen Propaganda und Desinforma­tion“verstehe.

Der RT-Deutsch-Chef weist die Vorwürfe zurück. Die Arbeit gehe einher „mit höchsten journalist­ischen Standards, die wir weiterhin aufrechter­halten werden“. Eine Zielgruppe sind die Russlandde­utschen. Nach einer Studie der Boris Nemtsov Foundation von 2016 vertraut die Mehrheit der Russlandde­utschen russischen Medien mehr als deutschen.

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