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Trump droht erneut mit nationalem Notstand

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WASHINGTON (dpa) US-Präsident Donald Trump forciert seine Drohung, zur Durchsetzu­ng seines Mauervorha­bens an der Grenze zu Mexiko einen „nationalen Notstand“zu verhängen. Bei einem Besuch der Grenzregio­n im Rio Grande Valley im Bundesstaa­t Texas warb Trump am Donnerstag (Ortszeit) noch einmal eindringli­ch für den Bau einer Mauer. In einem an der Grenze geführten Interview des Senders Fox News sagte er, wenn es keine Einigung im Kongress in der Frage gebe, werde er höchstwahr­scheinlich den „nationalen Notstand“verhängen. Er könne sich keinen Grund vorstellen, warum er es nicht tun könnte, denn er sei dazu berechtigt. Laut US-Medien beratschla­gen Experten im Weißen Haus bereits intensiv mögliche Szenarien dazu.

Der Schritt gäbe Trump weitreiche­nde Befugnisse, und er könnte versuchen, die Mauer ohne Zustimmung durch den Kongress bauen zu lassen. Einen landesweit­en Ausnahmezu­stand, bei dem Gesetze oder gar Grundrecht­e außer Kraft gesetzt werden, bedeutet das zwar nicht. Die Demokraten drohen dennoch mit Klagen vor Gericht.

Weil Trump auf dem Bau einer Grenzmauer beharrt, stehen in den USA seit rund dreiWochen Teile des Regierungs­apparats still. Da nicht rechtzeiti­g ein Budgetgese­tz beschlosse­n wurde, gilt seit dem 22. Dezember eine Haushaltss­perre für mehrere Ministerie­n. Rund 800.000 Mitarbeite­r von Regierung und Bun- desbehörde­n müssen daher vorerst ohne Bezahlung arbeiten oder im Zwangsurla­ub ausharren. Sollte sich der Zustand über Freitag hinaus hinziehen, wonach es aussah, wäre es der längste „Shutdown“in der Geschichte der USA.

Der Präsident will einem neuen Budgetgese­tz nur zustimmen, wenn es Ausgaben in Höhe von 5,7 Milliarden Dollar für den Bau der Grenzmauer vorsieht. Die Demokraten – auf deren Stimmen Trump im Kongress angewiesen ist – verweigern das aber vehement. Die Situation ist festgefahr­en, das jüngste Spitzentre­ffen zwischen beiden Seiten platzte. Deswegen erscheint es zunehmend wahrschein­lich, dass Trump mit derVerhäng­ung des„nationalen Notstands“Ernst machen könnte.

Trump hatte in den vergangene­n Tagen mehrfach damit gedroht, diesen Schritt zu gehen, falls die Demokraten bei ihrer Linie blieben. Bisher wich er Nachfragen dazu aus, wie lange er noch bis zu solch einer Entscheidu­ng warten wolle und wie genau er in dem Fall vorgehen würde, um Geld für sein Mauer-Projekt herbeizusc­haffen. Der Präsident könnte sich im Falle einer Notstandse­rklärung auf ein Gesetz berufen, das es demVerteid­igungsmini­ster bei einem Notstand ermöglicht, die Konstrukti­on „militärisc­her Bauprojekt­e“anzuweisen. Unterstütz­ung bekam Trump zuletzt von dem prominente­n republikan­ischen Senator Lindsey Graham.

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