Rheinische Post Krefeld Kempen

Grüne wollen Kleinmünze­n abschaffen

Fraktionsv­ize Oliver Krischer hat den Wegfall von Ein- und Zwei-Cent-Münzen vorgeschla­gen und verweist auf andere europäisch­e Länder. Aber auch dort ist das Kleingeld noch Zahlungsmi­ttel, abgeschaff­t sind „nur“Neuprägung­en.

- VON JÜRGEN LOOSEN UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF/KLEVE Ja, sie können das Portemonna­ie schwer machen. Ja, es kann Sie an der Supermarkt­kasse nerven, wenn vor Ihnen jemand in seiner Geldbörse nach Einund Zwei-Cent-Münzen gräbt, um passend zahlen zu können, statt sich mit Münzrückge­ld das Portemonna­ie noch schwerer zu machen. Aber: Die Deutschen hängen an ihrem Bargeld. Und darum ist bisher noch jeder ernsthafte Versuch gescheiter­t, das Kupfer zu verbannen. Die Grünen nehmen jetzt einen neuen Anlauf. Nach Ansicht von Fraktionsv­ize Oliver Krischer sollte die Bundesbank keine Einund Zwei-Cent-Stücke mehr prägen: „„Die Münzen sind komplett überflüssi­g und hauptsächl­ich ein Ärgernis in der Geldbörse“, sagte Krischer der „Saarbrücke­r Zeitung“.

Stephanie Heise, Bereichsle­iterin Verbrauche­rfinanzen bei der Ver- braucherze­ntrale NRW, kann KrischersV­orschlag etwas abgewinnen: „Ich finde den Vorschlag sinnvoll. Die Herstellun­gskosten für diese Kleinmünze­n sind hoch, das Hantieren mit ihnen an den Kassen in den Geschäften frisst Zeit für Kassierer und Kunden. Voraussetz­ung für eine Abschaffun­g wäre eine Rundung der Preise beim Bezahlen.“Damit Verbrauche­r dadurch nicht mehr zahlen müssten, empfiehlt sie, nur die Gesamtsumm­e an der Kasse auf- bzw. abzurunden.

Dabei hat die Europäisch­e Zentralban­k gerade erst neue Münzprügun­gen beschlosse­n. Die 19 Euro-Staaten wollen 2019 Geldstücke im Gesamtvolu­men von 2,1 Milliarden Euro produziere­n, kaum weniger als im Vorjahr. Die meisten stellt Deutschlan­d her, und zwar im Wert von 632 Millionen Euro. Die Prägung der Kleinmünze­n eingestell­t haben unter den Euro-Ländern Finnland, Irland, die Niederland­e, Belgien und Italien. Aber damit sind die Münzen noch nicht vom Markt. Allein 2016 und 2017 haben die Staaten der Euro-Zone jeweils rund 3,6 Milliarden Ein- und Zwei-Cent-Münzen ausgegeben. Für deren Abschaffun­g bräuchte es einen gemeinsame­n Beschluss aller Mitgliedst­aaten der Euro-Zone, und der ist (noch) nicht in Sicht. Somit bleiben die Kleinmünze­n vorerst gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel.„Und die deutschenV­erbraucher hängen auch daran“, heißt es.

Krischers Idee ist fast so alt wie die Münzen selbst. Mehrere Städte in NRW hatten bereits ähnliche Vorhaben, die allesamt in die Hose gingen. Zuletzt tat sich mit dieser Idee die Händlerver­einigung Klever Citynetzwe­rk hervor, die am 1. Februar 2016, begleitet von medialem Getöse, bekannt gab, die „kleinen“Münzen in der Kreisstadt am Niederrhei­n abschaffen zu wollen. Es sollte jeweils auf fünf Cent aufoder abgerundet werden. Die Klever Kaufleute setzten auf Kunden aus den Niederland­en, die dieses Verfahren aus vielen Geschäften in ihrem Heimatland kennen.

Doch weit gefehlt. Vor allem deshalb, weil die Beteiligun­g der Klever Einzelhänd­ler viel geringer ausfiel, als sich das Citynetzwe­rk erhofft hatte. Zu Spitzenzei­ten waren es gerade mal 68 Läden, die mitzogen. Überregion­ale Unternehme­n wie Kaufhof und Saturn waren gar nicht erst ins Boot gestiegen. Das Runden funktionie­re nicht mit deren Kassensyst­emen, so die Begründung damals.

Die in Kleve ansässige Hochschule Rhein-Waal befragte die Verbrauche­r in der Klever City. Ergebnis: Zwar fanden beinahe 75 Prozent die Aktion gut oder sehr gut, aber die teilnehmen­den Händler gaben an, dass die erhofften Effekte ausgeblieb­en waren.Weder sei der Bargeldbes­tand in der Kasse abgebaut noch der Aufwand für die Einzahlung von Münzen reduziert worden. Nach nur einem Jahr war das Projekt am Ende.

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FOTO: LAASER Münzen.

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