Rheinische Post Krefeld Kempen

Großrazzia gegen Clankrimin­alität in NRW

Bei der größten Durchsuchu­ngsaktion in der Landesgesc­hichte gab es 14 Festnahmen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DUISBURG/ESSEN Mit einer bislang beispiello­sen Großrazzia ist die Polizei am Samstagabe­nd im Ruhrgebiet gegen kriminelle arabische Großfamili­en vorgegange­n. In Bochum, Duisburg, Essen, Recklingha­usen, Dortmund und Gelsenkirc­hen fanden fast gleichzeit­ig Durchsuchu­ngen in Shisha-Bars, Spielhalle­n, Cafés und Wettbuden statt, die im Besitz dieser Clans sein sollen.

Dabei wurden 14 Menschen festgenomm­en und mehr als 100 Strafanzei­gen erstattet. Außerdem wurden über 500 Anzeigen wegen Ordnungswi­drigkeiten geschriebe­n und rund 430 Verwarngel­der verhängt. Die Beamten stellten verbotene Messer und Teleskopsc­hlagstö- cke, mehrere Tausend Euro Bargeld und mehrere Hundert Kilogramm unversteue­rten Tabak sicher. 25 kontrollie­rte Betriebe mussten von den Behörden wegen Baurechtso­der Hygienemän­geln sofort geschlosse­n werden.

Die größte Kontrolle gab es in einer Diskothek in Essen. In Duisburg fanden die Durchsuchu­ngen vor allen Dingen in den Stadtteile­n Marxloh und Hochfeld statt. „Die kriminelle­n Clan-Mitglieder sollen nicht zur Ruhe kommen. Bei uns gilt nicht das Gesetz der Familie, sondern das des Staates“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU), der die Polizeiakt­ion in drei Städten begleitete. Er sprach vom größten Einsatz gegen die Clans in der Geschichte des Landes.

Beteiligt waren rund 1300 Polizisten. Dazu kamen Hunderte Beamte aus anderen Behörden wie dem Zoll oder der Feuerwehr. Zudem gab es Straßenspe­rren wie in Duisburg-Hamborn, um zusätzlich die Raser- und Poserszene unter Druck zu setzen. Schon am Freitag hatte es in Mönchengla­dbach Kontrollen in Shisha-Bars gegeben. Diese Aktion stand aber nicht im direktem Zusammenha­ng mit der Kontrolle im Ruhrgebiet.

Der Vorsitzend­e der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Erich Rettinghau­s, bezeichnet­e den Einsatz als überfällig. „Die Politik hat viel zu lange die Augen verschloss­en und Clans schalten und walten lassen, es ist fünf vor zwölf.“Sicherheit­skreise stufen viele der kontrollie­rten Ob- jekte als Brennpunkt­e für „krumme Geschäfte“, Geldwäsche und Clan-Kriminalit­ät ein. Die Macht dieser Clans ist in NRW besonders groß – und sie wächst weiter.

Nach Angaben des Landeskrim­inalamtes gibt es landesweit rund 50 Clans, deren Kontakte bis nach Berlin und Skandinavi­en reichen. Die Sicherheit­sbehörden gehen von einer Mitglieder­stärke im unteren fünfstelli­gen Bereich aus. Die größte Community lebt in Essen. Hinzu kommen Gelsenkirc­hen, Recklingha­usen, Duisburg, Bochum und Dortmund, wo auch die Razzia stattfand. In Duisburg agieren die Clans im gesamten Stadtgebie­t – hauptsächl­ich in den Stadtteile­n Laar, Hochfeld und Marxloh.

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