Rheinische Post Krefeld Kempen
Über den Tod hinaus Gutes tun
Unterstützung auf dem Bildungsweg hat sich die Dr.-Gottfried-und-Sophie-Kricker-Studienstiftung auf ihre Fahnen geschrieben. Noch bis zum 31. Januar können Anträge für die Förderung gestellt werden.
Viele ältere Anrather haben ihn noch persönlich gekannt, anderen ist er immer noch ein Begriff. Und er tut bis heute Gutes. Die Rede ist von Gottfried Kricker. Als der Ehrenbürger der Altgemeinde Anrath im Januar 1972 starb, vermachte er sein und seiner Frau Sophies Vermögen in Form einer Stiftung der Stadt. Der Bibliotheksrat der Universität zu Köln hatte sich nicht nur intensiv mit der Geschichte des Niederrheins beschäftigt, sondern auch ein mehr als nur ausführliches Buch über die Geschichte und das Schulwesen Anraths geschrieben. Bildung für alle Gesellschaftsschichten lag im zeitlebens am Herzen. Daher bestimmte er in seinem Testament, dass mit den Mitteln seiner Stiftung junge Menschen unterstützt werden sollten, damit sie höhere Schulen besuchen und auch studieren konnten.
„Man muss bedenken, dass früher Schulgeld bezahlt werden musste und Kinder aus Arbeiterfamilien kaum eine Chance hatten zu studieren“, erinnert Willy Kerbusch, der nicht nur Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Willich ist, sondern auch ehrenamtlicher Stiftungsvorsitzender. Bis heute sind es Hunderte von jungen Menschen, die dadurch Unterstützung im Rahmen ihres Studiums, der Ausbildung oder einer Meisterfortbildung erhalten haben.
Tatsache ist aber, dass die Zahl der Anfragen zurückgeht. Woran das liegt, ist unklar. Waren es 2015 noch 45 gestellte Anträge, von denen 40 positiv beschieden werden konnten, so lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 22 Anträgen, von denen 18 eine Zusage erhielten, weil sie die Kriterien erfüllten. „Wir stel- len die Stiftung regelmäßig vor. Aber viele scheinen sie dennoch nicht zu kennen“, sagt Annemarie Poos-Zurheide vom Geschäftsbereich Zentrale Finanzen der Stadt Willich.
Gab Gottfried Kricker seinerzeit vor, dass nur junge Menschen, die im Anrather Krankenhaus geboren wurden, Anspruch auf Mittel aus der Stiftung hatten, so hat sich dies allein vor der Tatsache, dass Anrath seit vielen Jahren kein Krankenhaus mehr hat, geändert. Liegt der erste Wohnsitz in Anrath oder wird eine der beiden Schulen in Anrath – Lise-Meitner-Gymnasium und Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule - be- sucht, so kann ein Stipendienantrag gestellt werden. Wer aufgrund seines Antrages eine Bewilligung erhält, kann sich auf 150 Euro pro Semester freuen, sprich 300 Euro im Jahr. Wer in den Genuss der Ausschüttung von 2019 kommen möchte, der kann sich noch bis zum 31. Januar bewerben. War das Vermögen von Gottfried und Sophie Kricker noch bis Ende 2016 in Bundesanleihen angelegt, so änderte sich dies. Kerbusch hatte vor dem Hintergrund der ständig sinkenden Zinsen die Idee, das Geld in einer Immobilie anzulegen, um dann wiederum aus den Mieterträgen die Ausschüttungen leisten zu können. Die Stadt Willich selber verfügte dabei über das geeignete Objekt in Anrath.„Wir hatten ein Haus an der Jakob-Krebs-Straße, das wir seinerzeit gekauft hatten, weil dort einst eine Straße geplant war. Diese Planungen sind lange vom Tisch“, sagt Kerbusch. Die Stiftung erwarb das Wohn- und Geschäftshaus und vermietete es. Bei Vollvermietung gehen die Einnahmen über die Zinserträge von sechs Prozent hinaus, die einst die Bundesanleihen brachten. Der Objekt- und Wohnungsbau der Stadt Willich kümmert sich um die Pflege des Objektes.